Lebensdaten
1832 – 1906
Geburtsort
Kurzenaltheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Jurist ; bayerischer Minister
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116533536 | OGND | VIAF: 311066781
Namensvarianten
  • Riedel, Emil Freiherr von
  • Riedel, Emil von
  • Riedel, Emil
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Riedel, Emil Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116533536.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus fränk. Fam., deren Stammreihe mit Simon (erw. um 1640), Webermeister in Unterkönigshofen b. Dinkelsbühl, beginnt;
    V Rudolph Heinrich (1797–1853), Pfarrer in Reutti b. Ulm, Bühl (Ries), um 1830-44 in K., 1844-53 in Pommelsbrunn, S d. Johann Paul (1749–1829), Stadtvogt in Leutershausen, Stadtger.rat in Ansbach, u. d. Sophie Christiane Beck (1765–1818);
    M Amalie Charlotte Christiane (1803–81), T d. Christian Wilhelm Hermann (1768–1824), 1808-12 Stadtger.assessor in Dinkelsbühl, 1812-15 in Erlangen, 1815-22 Stadtger.rat in Nürnberg, u. d. Johanna Margaretha Friederike Schäffer (1775-n. 1833);
    Om Friedrich Benedict Wilhelm v. Hermann (1795–1868, bayer. persönl. Adel 1844), o. Prof. f. Technol. u. Staatswiss. in M., Vorstand d. bayer. Statist. Bureaus, bayer. Staatsrat (s. L);
    1) Ansbach (?) 1861 Aline Ernestine (1834–62), T d. Jakob Steurer, Drechslermeister in Ansbach, 2) München 1865 Malwine (1842–1926, kath.), T d. Eduard Rüber (1804–74), 1842 stellv. Kreisbaurat b. d. Reg. v. Schwaben u. Neuburg u. erster Architekt b. d. Eisenbahnbau-Commission in Nürnberg, entwarf zahlr. Bahnhofbauten in Bayern (s. Stadtlex. Augsburg), u. d. Karoline Nick;
    1 S aus 2) Hans (1875–1956), Gen.major, 1 T aus 2) Maria (1868–1929, Carl Pracher, 1863–1933, Reg.dir.);
    E Alice (1901–46, Karl Henkell, 1888–1944, Sektfabr. in Wiesbaden, seit 1919 Teilh. u. Betriebsführer d. Fa. Henkell & Co., 1929 Seniorchef, seit 1933 Verbandsführer d. Dt. Golf-Verbandes, s. Nassau. Biogr.), Beatrice (* 1920, 1] Paul Mathias Padua, 1903–81, Prof., Porträtmaler in Rottach-Egern, s. L, 2] Dr. med. Carl Walter Simon, * 1919, Facharzt f. Nervenkrankheiten in M.).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Ansbach, dem Jurastudium in München und der Behördenpraxis in Mittelfranken legte R. 1856 den Staatskonkurs als Jahrgangsbester ab. Vom Ansbacher Regierungspräsidenten empfohlen, widmete er sich seit 1862 im Innenministerium der Sozial- und Kommunalgesetzgebung. Er entwarf Gesetze, vertrat sie erfolgreich vor dem Landtag und kommentierte sie als erster. 1871 leitete der von der Reichsidee begeisterte R. die Umsetzung des Reichsrechts in Bayern, u. a. die Überarbeitung des Polizeistrafgesetzbuchs. Als Bundesratsbevollmächtigter trat er bei der Formulierung des Reichsbankgesetzes 1875 und nochmals bei der Reichsfinanzreform Ende der 80er Jahre hervor. 1876/77 schuf er die gesetzliche Grundlage für die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Bayern.

    R., der berechtigte Hoffnungen hatte, erster Präsident des künftigen Verwaltungsgerichtshofs zu werden, wurde 1877 zum bayer. Finanzminister berufen, als der eigentlich hierfür vorgesehene Präsident der Kgl. Bank, Ferdinand v. Landgraf, ablehnte. Sowohl der Staatshaushalt als auch die Kabinettskasse des Königs befanden sich damals in einer prekären Lage. Während es R. bis 1883 gelang, das Haushaltsdefizit zu beseitigen, konnte er die Finanznöte des Monarchen zunächst nur lindern. Durch die diskrete und rasche Abwicklung der Schulden nach dem|Tode Ludwigs II. verpflichtete sich R. den Prinzregenten auf Dauer. Zur Sanierung des Staatshaushalts bemühte sich R. neben einem rigorosen Sparkurs um höhere Zuweisungen des Reichs und leitete Rationalisierungen bei den staatseigenen Bergbaubetrieben, bei den Staatsbädern und bei der Forstverwaltung ein. Neue Verbrauchssteuern trugen ebenso zur Verbesserung der Einnahmen bei wie die prosperierenden, wenn auch nicht dem Finanzsektor unterstehenden Verkehrsanstalten. Die Einführung einer allgemeinen Einkommenssteuer scheiterte am Landtag. Religiös tolerant und zu nationalliberalen Positionen neigend, wurde R. ob seiner fachlichen Qualifikation von allen Parteien akzeptiert, wenn auch nicht vorbehaltlos geschätzt. 1904 trat er nach 27 Jahren vom Ministeramt zurück und empfahl als Nachfolger seinen langjährigen Mitarbeiter Hermann v. Pfaff (1846–1933), der R.s finanzpolitische Linie bis 1912 fortführte.|

  • Auszeichnungen

    bayer. Staatsrat im ao. Dienst (1904);
    Kapitular d. Hausordens v. St. Hubertus (1892);
    Großkreuz d. Verdienstordens d. bayer. Krone (1873), d. bayer. Verdienstordens v. hl. Michael (1890), d. ghzgl. bad. Ordens Berthold I. v. Zähringen (1886), d. preuß. Roten Adlerordens (1902), d. hzgl. sächs.-ernestin. Hausordens (1882), d. württ. Kronordens (1897) u. d. ghzgl.-sächs. Hausordens d. Wachsamkeit (1900);
    preuß. Kronorden I. Kl. (1881);
    fürstl. schwarzburg. Ehrenkreuz I. Kl. (1882);
    Dr. iur. h. c. (vor 1884, [Würzburg 1882?]);
    Dr. med. h. c. (München [?] um 1903/04);
    Ehrenbürger v. Ambach-Holzhausen (1898), Reichenhall (1900) u. München (1902);
    Gedenktafel am Geburtshaus in Kurzenaltheim.

  • Werke

    Das bayer. Gesetz über Heimat, Verehelichung u. Aufenthalt v. 16. April 1868…, 1-41868;
    Das bayer. Gesetz über öff. Armen- u. Krankenpflege v. 29. April 1868, 1-21870;
    Die Reichsvfg. u. d. wichtigsten Administrativgesetze d. Dt. Reiches, 1871;
    Das Polizeistrafgesetzbuch f. Bayern v. 26. Dez. 1871, 1-21872, ³1875.

  • Literatur

    L. v. Kobell, Unter d. ersten vier Königen v. Bayern, 1894, S. 231;
    Das Bayerland 13, 1902, S. 379 f. (P);
    LIZ 127, 1906, S. 298-300 (P);
    H. Hesse, Die sog. Soz.gesetzgebung Bayerns Ende d. sechziger J. d. 19. Jh., 1971;
    K. Möckl. Die Prinzregentenzeit, 1972 (P);
    L. Hüttl, Ludwig II. Kg. v. Bayern, 1986, S. 333-61;
    BJ XI, Tl.;
    Schärl;
    Jeserich-Neuhaus;
    GHdA Freiherrl. Häuser B V, 1971, S. 295-97;
    zu Friedrich Benedict Wilhelm v. Hermann:
    NDB VIII;
    M. Pix, R. Heydenreuter u. I. Krüger, F. B. W. v. H. (1795–1868), 1999;
    zu Paul Mathias Padua:
    V. G. Probst, P. M. P. Maler zw. Tradition u. Moderne, Ausst.kat. Neuss 1988;
    Munzinger. |

  • Quellen

    Qu Verhh. d. Kammer d. Abg., Stenogr. Protokolle u. Beill., 1867-1904.

  • Porträts

    Ölgem. v. F. v. Lenbach (vor 1894);
    Photogrr., 1902 (München, Bayer. HStA, Personalakt MF 67097), 1904, Abb. in: Handel & Ind., Wschr. f. Volkswirtschaftl., kommerzielle u. industrielle Interessen Nr. 672 v. 5.11.1904;
    Bronzebüste v. B. Schmitt, 1902 (München, Nordfriedhof).

  • Autor/in

    Otto-Karl Tröger
  • Zitierweise

    Tröger, Otto-Karl, "Riedel, Emil Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116533536.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA