Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Industrielle
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13907998X | OGND | VIAF: 95670796
Namensvarianten
  • Reithoffer

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Zitierweise

Reithoffer, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13907998X.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Johann ( 1730 in Rabenburg, Mähren) stand im Dienst der Fürsten von Liechtenstein. Aus der Ehe seines Sohnes Johann entstammte Martin Karl (* 1745), der seinem älteren Bruder Kaspar nach Feldsberg (Niederösterr., heute Mähren) folgte und sich dort in den 1760er Jahren als Schneidermeister ansiedelte. Sein Sohn Johann Nepomuk (1781–1872) lernte zunächst die Schneiderei bei seinem Vater und begab sich seit 1795 auf Wanderschaft durch Westeuropa, wobei er in Paris Chemievorlesungen an der Sorbonne besuchte. Seit 1805 arbeitete er wieder in der Heimat bei einem Schneider in Nikolsburg und heiratete 1807 Barbara Kratschmar ( 1846), die Tochter eines reichen Weinbauern, mit deren Mitgift von 5000 Dukaten er sich selbständig machte. Er experimentierte mit pflanzlichen Substanzen zur Herstellung wasserdichter Kleidung, wofür er 1824 ein Privileg erhielt. 1825 übersiedelte er in die Wiener Vorstadt Rossau, wo er mit Kautschuk erfolgreiche Versuche durchführte und 1827 ein weiteres Privileg zur Herstellung von wasserdichten Schuhen und Stiefeln erhielt. Gemeinsam mit seinem Handlungsgehilfen August Purtscher wurde ihm 1828 ein Privileg zugestanden, „mittels Maschinen zweierlei Gattungen elastischer Federschnüre (Kautschuk) und Gewebe“ zu verfertigen. Die entscheidende Verbesserung gelang beiden in Zusammenarbeit mit Johann Nepomuks Sohn Eduard (1811–63), indem sie die Elastizität der Fäden lähmten, diese dann leichter verweben und ihnen dann die Spannkraft wiedergeben konnten. Mit dem hierfür 1831 für 15 Jahre gewährten Privileg konnte Johann Nepomuk in Wien eine Fabrik zur Herstellung gummierter Gewebe gründen; dort wurden u. a. Hosenträger, Gummischuhe und Regenmäntel sowie später Gummiwaren für technische und medizinische Zwecke hergestellt. Er begründete damit die Kautschukindustrie auf dem europ. Kontinent.|Johann Nepomuk kaufte auch amerik. Patente, u. a. die Methode des Vulkanisierens. Bei der Gewerbs-Produkten-Ausstellung 1845 in Wien wurden seine Erzeugnisse mit einer Goldmedaille prämiiert. 1852 verlegte er den Betrieb nach Wimpassing b. Neunkirchen (Niederösterr.) und übergab 1853 das Werk seinen Söhnen: Eduard, bisher schon die wichtigste Stütze des Vaters im Unternehmen, Rudolf (1816–1902) und Moritz (1830–95), die in der Produktion tätig waren, ferner Ludwig (1821–1912, Edler v. 1902), der die kaufmännische Leitung übernahm, unterstützt von seiner Schwester Maria verh. Buczkowsky (1818–90). Ein weiterer Sohn, Anton (* um 1825-88, s. ThB) wurde Historien- und Stillebenmaler. Nach einer Umbenennung der Firma 1856 in „Niederösterr. ö. k. k. landesbefugte Gummielasticum- und Guttaperchawarenfabrik des foh. Nep. Reithoffer in Wimpassing/Schwarzathal“ fusionierte das Unternehmen 1872 mit einer Hamburger Fabrik zur AG „Vereinigte Gummiwarenfabriken Harburg-Wien, vorm. Menier u. Joh. Nep. Reithoffer“, die 1925 mit der „Semperit AG“ zusammengelegt wurde.

    Auch Josef (1796–1858), ein Stiefbruder Johann Nepomuks, war in der Gummibranche tätig: 1832 gegründete er in Wien eine Gummibandweberei, die seine Söhne 1865 nach Garsten bei Steyr (Oberrösterr.) verlegten, wo sie in den „Gummi- und Kabelwerken Josef Reithoffer's Söhne“ u. a. Vollgummireifen für Wiener Fiaker herstellten; auch diese Firma ging 1926 in der „Semperit AG“ auf. Die Familie R. war nun mit 20% der Aktien Großaktionär bei Semperit und im Verwaltungsrat entsprechend vertreten. In Wien etablierte sich zum Vertrieb der Semperit-Produkte die „Reithoffer AG“.

  • Literatur

    Neue Freie Presse v. 5.7.1872;
    W. Exner, Btrr. z. Gesch. d. Gewerbe u. Erfindungen Österr.s, 1. Reihe, 1873, S. 354-56;
    L. u. M. Reithoffer, J. N. R., Ein Lb., 1894;
    Die Großind. Österr., III, 1898, S. 388 u. 390;
    Ill. Österr.-Ung. Ehrenbuch, Alm. d. Mitgll. d. Ksl.-Österr. Franz Joseph-Ordens, 1909, S. 142, 145;
    J. Slokar, Gesch. d. österr. Ind. u. ihrer Förderung unter Ks. Franz I., 1914, S. 629;
    Wer ist wer, Lex. österr. Zeitgenossen, 1937, S. 287 f.;
    Wer ist wer in Österr., 1953, S. 179;
    J. Mentschl, Österr. Wirtsch.pioniere, 1959, S. 32-37 (P);
    Firmenschr. Semperit Zentrum, 1962;
    J. Mentschl u. G. Otruba, Österr. Industrielle u. Bankiers, 1965, S. 77-81;
    G. Holzmann, Unternehmer aus Niederösterr., Schrr.r. d. Handelskammer Niederösterr., 1967, S. 45-47;
    H. Matis, Österr. Wirtsch. 1848-1913, 1972, S. 71, 76;
    F. Mathis, Big Business in Österr., Österr. Unternehmen in Kurzdarst., 1987, S. 271-73, 331;
    P. Eigner u. A. Heiige (Hg.), Österr. Wirtsch.- u. Sozialgesch. im 19. u. 20. Jh., 1999;
    ÖBL;
    Österr. Lex. (P);
    Hist. Lex. Wien (P).|

  • Quellen

    Qu Österr. StA, Allg. Verw.archiv (Adelsakt Ludwig v. R., 1902).

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Reithoffer" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 400 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13907998X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA