Lebensdaten
1899 – 1989
Geburtsort
Temesvar (Banat)
Sterbeort
Temesvar (Banat)
Beruf/Funktion
Publizist ; Kulturhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118572733 | OGND | VIAF: 804233
Namensvarianten
  • Hartmann, Georg (Pseudonym)
  • Liebhard, Franz (Pseudonym)
  • Wanderer, Johann (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reiter, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572733.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lorenz, Schuster;
    M Maria Pavlik;
    Temesvar 1928 Luisa Kristits;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    R. besuchte in seiner Geburtsstadt die ungar. Oberrealschule und nahm 1917 an der Univ. Budapest ein Philologiestudium auf, das er nach einer Unterbrechung infolge der Revolutions- und Nachkriegsereignisse 1922-24 in Wien fortsetzte. Er debütierte 1917 in der Budapester avantgardistischen Zeitschrift „Ma“ („Heute“), die bis in die Zeit ihres Wiener Exils (1920–25) von ihm neben Lyrik Übersetzungen (u. a. Gedichte J. R. Bechers, Yvan Golls, Rimbauds u. Apollinaires) sowie theoretische Beiträge publizierte, darunter die 1924 vom Berliner „Sturm“ übernommenen „28 Thesen“ des Aufsatzes „Gesellschaft, Künstler, Kunstwerk“. Wieder in Temesvar, das seit 1919 zu Rumänien gehörte, war R. freiberuflich als Publizist und literarischer Übersetzer aus dem Rumänischen für die „Temesvarer Zeitung“ und die „Prager Presse“ tätig. 1925 wurde er interner Mitarbeiter der „Banater Dt. Zeitung“, später ihr Chefredakteur (1929–41). Nach deren Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten und der Einsetzung eines neuen Hauptschriftleiters verblieb R. bei der nunmehrigen „Südostdt. Tageszeitung, Ausgabe Banat“ (1941-44). Nach der Rückkehr von der Zwangsarbeit 1945-48 in der Sowjetunion, wohin er nach dem politischen Umsturz von 1944 und der Besetzung Rumäniens durch die Rote Armee deportiert worden war, trat R. unter dem Pseudonym „Franz Liebhard“ auch mit literarischen Werken in dt. Sprache im Rahmen des Temesvarer Literaturkreises, in der Tagespresse, in der von ihm mitbegründeten Zeitschrift „Banater Schrifttum“, der späteren „Neuen Literatur“, und mit mehreren Buchpublikationen hervor. 1953-68 war er Dramaturg des Dt. Staatstheaters Temesvar.

    R., der unter dem Einfluß des Expressionismus als ungar. Lyriker begann, zählt mit seinem in dt. Sprache verfaßten dichterischen Werk, das zum großen Teil unter den politisch-ideologischen Bedingungen der 50er und 60er Jahren entstand und den Forderungen des kommunistischen Regimes oft weit entgegenkam, zu den Traditionalisten innerhalb der rumäniendt. Literatur nach dem 2. Weltkrieg, deren Entwicklung er mitbestimmte. Neben tagespolitischen Themen behandelte R. in diesen zumeist lyrisch-epischen Dichtungen auch Fragen aus der Geschichte und jüngsten Vergangenheit der Banater Deutschen und die Tendenz der Einordnung dieser Bevölkerungsgruppe in das neue gesellschaftliche Gefüge. Er war der erste Dichter, der nach Krieg und Nationalsozialismus am Beispiel der Banater Schwaben Belange der pauschal gebrandmarkten dt. Minderheit in Rumänien thematisierte. Seine Sonette und die kontemplativen, verinnerlichten „Miniaturen“ zeugen von seinem ausgeprägten Formwillen.

    Die in der Presse und in Sammelbänden erschienenen historischen und kulturhistorischen Aufsätze zu Themen der engeren südosteurop. Heimatregion brachten in mehreren Bereichen neues Wissen ein und regten zu weiterführender Forschung an.|

  • Auszeichnungen

    Rumän. Kultureller Verdienstorden I. Kl. (1969);
    Ehrengabe d. Donauschwäb. Kulturpreises d. Landes Baden-Württ. (1974).

  • Werke

    u. a. Lyrik: Schwäb. Chronik, 1952;
    Glück auf!, 1959;
    Die schönsten Gedichte, Zum Geleit: Heinz Stănescu, 1964;
    Miniaturen aus vier J.zehnten, 1972;
    Aurul înălṭimilor (Das Gold d. Höhen, ins Rumän. übers. v. Ion Horea), 1975;
    Abends ankern d. Augen, Dichtungen (Aus d. Ungar, übers. v. R. u. v. E. Scharf, hg. u. mit Nachwort v. M. Blaeulich), 1989;
    P. Deréky (Hg.), Leseb. d. ungar. Avantgardelit. (1915–1930), 1996, S. 509-47 (Gedichte ungar. u. dt.);
    Prosa:
    Zur Woche d. dt. Buches im Banat, 1938 (mit H. Diplich);
    Der Türkenschatz, Erz., 1958;
    Menschen u. Zeiten, Aufss. u. Stud., 1970;
    Banater Mosaik, Bttr. z. Kulturgesch., 1976 (L);
    Temeswarer Abendgespräch, Historien, Bilder u. a. Prosa, 1977;
    Übers.:
    József Méliusz, Dreißig Gedichte, 1965.

  • Literatur

    N. Berwanger (Hg.), F. L., Ein Schriftst.leben, 1979 (L, P);
    P. Motzan, Die rumäniendt. Lyrik nach 1944, 1980 (W-Verz., L);
    F. Heinz, Die Toleranz als hist. Lehre u. poet. Anrecht, F. L. u. Hans Diplich, in: Banatica 6, 1989, H. 2, S. 17-30;
    C. Magris, „In mehreren Völkern“ denken, in: ders., Donau, Biogr. e. Flusses, 1994, S. 343-45;
    P. Deréky, Lesebuch d. ungar. Avantgardelit., 1996, S. 64-66;
    E. Schneider, R. R. als Übers. u. Essayist, in: Südostdt. Vj.bll. 48/3, 1999, S. 267-71;
    ders., in: Banater Post, Nr. 11 v. 5.6.1999 (P);
    Killy (unter Franz Liebhard);
    Biogr. Lex. Banat;
    Ostdt. Gedenktage, 1989, S. 102-04 (W, L, P);
    K. Böttcher u. a. (Hg.), Lex. dt.sprachiger Schriftst. d. 20. Jh., 1993.

  • Autor/in

    Eduard Schneider
  • Zitierweise

    Schneider, Eduard, "Reiter, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 399 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572733.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA