Lebensdaten
1840 – 1913
Geburtsort
Gumbinnen
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Glasindustrieller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 139001247 | OGND | VIAF: 95601712
Namensvarianten
  • Rauter, Oskar
  • Rauter, Friedrich Oskar
  • Rauther, Oskar
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Rauter, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139001247.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    R. erhielt eine kaufmännische Ausbildung und trat in die mit böhm. Fachkräften 1864 von v. Holleben u. Komp. gegründete Glashütte in Ehrenfeld bei Köln ein. 1867 übernahm er deren kaufmännische Leitung, 1870 auch die alleinige technische Leitung. 1872 wurde die Firma in die „Rheinische Glashütten-Actien-Gesellschaft in Ehrenfeld bei Cöln“ mit R. als Direktor umgewandelt. Diese erzeugte zunächst Industrie- und Haushaltsglas, v. a. in der neuen Technik des Preßglases. 1870 übernahm R. die Gesamtleitung des Unternehmens und gründete 1879/80 eine „Abtheilung für Kunsterzeugnisse“, die die schöpferischen Kräfte des alten Glashandwerks wiederzuentdecken und neue Entwürfe im Stil des Spätbiedermeier und des Historismus zu entwickeln suchte. Als Vorbilder dienten dabei insbesondere die Bestände von altdt. und venezian. Hohlgläsern in den Museen von Köln und Düsseldorf. In Abkehr von der industriellen Massenproduktion sollte jedes Glas ein eigenständiges Kunstwerk darstellen, wofür R. seine talentiertesten Facharbeiter eigens schulen ließ. R. verzichtete fast völlig auf den Schnittdekor und die modische Emailbemalung; sein Ideal war das nur am Ofen vom Glasmacher bearbeitete und dort veredelte Glas. Ebenso legte er großen Wert auf die Auswahl der Materialien und Farbgebung, wobei er z. B. für das Grün acht verschiedene Tönungen entwickeln ließ. Neben der Josephs-Hütte in Schreiberhau war die Hütte die einzige im Dt. Reich, die Hohlgläser aus dem schwierig herzustellenden Goldrubin schuf. 1881 und 1886 mit Nachträgen von 1888 und 1893 erschienen die Preislisten der „Abtheilung für Kunstgläser“, die sich v. a. an die begüterte Kundschaft richteten. Unter den Käufern befanden sich u. a. das dt. Kaiserhaus und die dt. Städte, die dem Prinzen Wilhelm 1883 eine umfangreiche Garnitur von Kristallgläsern mit kunstvollem Dekor als Hochzeitsgeschenk zukommen ließen. Die „Kunstgläser“ gewannen zahlreiche Preise auf nationalen und internationalen Ausstellungen, u. a. 1880 in Nürnberg, 1885 in Antwerpen, 1900 in Paris,|1910 in Brüssel und 1911 in Turin. Nach dem Ausscheiden R.s 1905, dessen Ideen als Vorgriff auf die Kunstauffassungen des 1907 gegründeten Dt. Werkbunds gelten können, kehrte die Hütte aus Ertragsgründen zu den Glasarten, -formen und -dekors der Ausgangsperiode in böhm. Art sowie zum Preßglas zurück. Vor dem 1. Weltkrieg beschäftigte die Hütte 265 Glasmacher, 120 Schleifer und Graveure sowie 200 Hilfskräfte. Nach dem Krieg ging der Absatz zurück und in den 30er Jahren wurden die Öfen stillgelegt. R. lebte zuletzt in Ehrenfeld.

  • Literatur

    Gedenkbll. z. 50j. Jub. d. Aktienges., v. Prof. Dr. Chr. Eckert, 1922;
    Glas, hg. v. B. Klesse u. G. Reineking-v. Bock, 1973 (Kat. d. Kuristgewerbemus. d. Stadt Köln);
    W. Schäfke, Die „Abtheilung f. Kunsterzeugnisse“ d. Rhein. Glashütten-Actien-Ges. in Ehrenfeld bei Cöln“, in: Weltkunst v. 1.3.1979, S. 458 f.;
    ders., Ehrenfelder Glas d. Historismus, Die Preiscourants d. Rhein. Glashütten-Actien-Ges. in Ehrenfeld b. Cöln, Abt. f. Kunsterzeugnisse 1881 u. 1886, Nachtr. 1888 u. 1893, 1979;
    ders., Kopie, Fälschung oder Kunst, Die Historisierenden Gläser d. Ehrenfelder Hütte, in: Kunst & Antiquitäten, Jan./Febr. 1983, S. 30-39;
    M. Linsmann, Ein Zentrum d. Jugendstils, in: Weltkunst v. 15.10.1991, S. 3008-10;
    Qu.slg. z. Gesch. d. dt. Soz.pol. 1867-1914, I/3, S. 630;
    Meyers Gr. Konversations-Lex. 16, ⁶1909.

  • Autor/in

    Kurt Pittrof
  • Zitierweise

    Pittrof, Kurt, "Rauter, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 216-217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139001247.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA