Lebensdaten
1884 – 1930
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Sankt Blasien (Schwarzwald)
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118749323 | OGND | VIAF: 41829648
Namensvarianten
  • Rauscher, Ulrich
  • Rauscher, Ulrich Paul Karl
  • Rauscher, Ulrich Paul Carl

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Rauscher, Ulrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749323.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1845–86), aus Schernbach b. Seewald, Sprachlehrer, Inst.prof. in St., S d. Jakob Friedrich, Schulmeister in Kohlstetten, u. d. Justine Katharina Wagenhals;
    M Christiane (1853–91), T d Johann Jakob Herrmann (1812–77), Brunnen- u. Werkmeister, u. d. Charlotte Friederike Christiane Friz (* 1825);
    Straßburg 1912 Helene Bielski (1883–1953), aus Kumilsko (Ostpreußen); kinderlos.

  • Biographie

    In gehobenen bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, schloß R. das Studium in München, Heidelberg, Straßburg und Oxford 1908 mit dem juristischen Referendarexamen ab. Nach Abbruch des Referendariats lebte er als gebildeter, musikbegeisterter Bohemien in Straßburg, verfaßte Romane, übersetzte franz. Literatur und schrieb v. a. Kulturkritiken für die „Frankfurter Zeitung“, seit 1913 auch für Theodor Heuss' Monatsschrift „März“. Als linksliberaler Journalist äußerte er sich kritisch zur dt. Elsaßpolitik. 1913/14 setzte er seine Arbeit in Berlin fort. 1914-16 arbeitete R. im Kriegspresseamt und beim dt. Generalgouvernement in Brüssel. 1917/18 war er Artillerist an der Westfront, seit Juli 1918 wieder als Journalist in Berlin. Vor Kriegsende trat er der SPD bei, wurde am 18.11.1918 persönlicher Sekretär Gustav Scheidemanns, am 4.1.1919 Pressechef der Reichsregierung und am 18.8.1919 als Ministerialdirektor erster Leiter der „Vereinigten Presseabteilung der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes“. Am 13.3.1920 gab R. den Aufruf zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch heraus; strittig ist, ob er zu den Unterschriften Friedrich Eberts und der SPD-Minister legitimiert war.

    Im Juli 1920 beurlaubt, trat R. im Jan. 1921 den Gesandtenposten in Tiflis an; die Eroberung Georgiens durch die Rote Armee beendete diese Tätigkeit Anfang 1922. Im April 1922 wurde er zum Gesandten in Warschau ernannt; den schwierigen Posten hatte R., der gerne repräsentierte, aus dem Stegreif stilsicher zu formulieren verstand und auch bei poln. Politikern Vertrauen erwecken konnte, bis zu seinem Tod inne. Bei prinzipiellem Festhalten am Ziel der Grenzrevision arbeitete er für die Normalisierung der dt.-poln. Beziehungen, die nach seiner Überzeugung Bedingung für Deutschlands Verständigung mit Frankreich war. Die Hauptaufgabe lag in Verhandlungen über ein Liquidationsabkommen zum Schutz der dt. Minderheit und über einen Handelsvertrag. Beides führte nach zähem Ringen 1930 zu paraphierten Vertragstexten; aber nur das Liquidationsabkommen wurde vom Reichstag gebilligt, nachdem die politische Rechte R. zuvor schon Nachgiebigkeit gegenüber Polen vorgeworfen hatte. Nach kurzer Krankheit starb R. an Kehlkopftuberkulose.

  • Werke

    Das Abenteuer d. Herrn v. Florville, Ein Rokoko-Akt, 1909;
    Richard Dankwards Weltger., Roman, 1911;
    Der Krieg u. d. Lit., 1914;
    Die Kriegspflicht der Daheimgebliebenen, 1914;
    Belgien|heute u. morgen, 1915;
    Paris – Moskau in Dtld.s Außenpol., 1920 (Neudr. 1976). – Übers.: Jean Baptiste Louvet de Couvray, Die Liebesgeschichten d. Chevalier v. Faublas, 2 Bde., 1909. – Hg.: François Rabelais, Gargantua u. Pantagruel, Aus d. Franz. verdeutscht durch Gottlob Regis, neu bearb. u. hg. v. U. R., 1913 (weitere Ausg. 1923;
    Nachdr. 1960);
    Johann Conrad Friedrich, Vierzig J. aus d. Leben e. Toten, Hinterlassene Papiere e. franz.-preuß. Offz., Eingel. [u. hg.] v. U. R., 3 Bde., 1915, 7-91922;
    Das Dt. Soldatenbuch, 1915 (mit Robert Breuer u. Hans Landsberg).

  • Literatur

    K. Doß, Zw. Weimar u. Warschau, U. R., Dt. Gesandter in Polen 1922-1930, Eine pol. Biogr., 1984;
    P. Grupp, in: Biogr. Lex. z. Weimarer Rep., hg. v. W. Benz u. H. Graml, 1988, S. 264 f.;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr.;
    Killy. – Eigene Archivstud. (StadtA Stuttgart;
    Pol. Archiv d. AA, Berlin;
    Univ.archiv Heidelberg).

  • Porträts

    Foto in: Akten z. dt. auswärtigen Pol. 1918-1945, Erg.bd. z. d. Serien A-E, 1995, S. 490.

  • Autor/in

    Wolfgang Elz
  • Zitierweise

    Elz, Wolfgang, "Rauscher, Ulrich" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 211-212 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749323.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA