Lebensdaten
gestorben 874
Beruf/Funktion
Bischof von Straßburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139116869 | OGND | VIAF: 100423511
Namensvarianten
  • Radulf
  • Ratald
  • Ratold
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Orte

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Zitierweise

Ratold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139116869.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Quellen bieten keine Angaben zur Herkunft R.s, der Beginn seines Episkopats in Straßburg läßt sich zwischen 832 und 840 datieren. Im August 840 ist er als Mitunterzeichner der Urkunde zur Restitution Ebf. Ebos von Reims faßbar. R.s Rolle in der Zeit der Bruderkriege nach dem Tod Ludwigs d. Frommen (20.6.840) ist undurchsichtig; immerhin gab er den Gegnern Lothars I. den Schauplatz für die berühmten Straßburger Eide (14.2.842). Seine angebliche schnelle Hinwendung zum ostfränk. Reichsteil nach der Teilung von 843 hält historischer Prüfung nicht stand. Die besondere Situation Straßburgs und der Straßburger Kirche - politische Zugehörigkeit zum Mittelreich, kirchliche Zugehörigkeit zur ostfränk. Metropole Mainz - veranlaßte R. nicht zu entsprechendem Handeln. Im Gegenteil erscheint R. als einer der entschiedensten Parteigänger Lothars II. in dessen Ehestreit, in dem es letztlich um den Fortbestand Lotharingiens ging. R. begegnet als Teilnehmer an den verschiedenen Versammlungen, mit deren Hilfe Lothar II. seine Ziele durchzusetzen versuchte, v. a. in Aachen im April 862 und wohl auch in Metz im Juni 863, sowie dann als Überbringer eines Rechtfertigungsschreibens Lothars II. an Papst Nikolaus I. Die Wende brachte, wie bei den meisten seiner lotharing. Amtskollegen, die päpstl. Kassation der Metzer Beschlüsse. R.s Schreiben mit der Bitte um Vergebung für sein Verhalten im Ehestreit erreichte Nikolaus I. Ende 864. Die seit der zweiten Hälfte der 860er Jahre nun doch spürbar werdende Orientierung R.s nach Ostfranken könnte Folge dieses Sinneswandels gewesen sein. Nach dem Tod Lothars II. (8.8.869) und der folgenden Teilung Lotharingiens zwischen dem west- und dem ostfränk. Reich ist diese Hinwendung zu Ostfranken offensichtlich. Im Juni 873 stellte Ludwig d. Deutsche nach einem (angeblichen?) Verlust der älteren Privilegien durch einen Dombrand der Straßburger Kirche zwei Bestätigungsdiplome aus. In ihren Erweiterungen (v. a. in dem weit gefaßten Münzprivileg) markieren diese den Auftakt für die Entwicklung zum späteren Straßburger Bischofs, Staat' otton.-sal. Prägung.

    R., auf der Straßburger Sedes gefolgt von Reginhart (874/75-88), wurde trotz entsprechender Porträtierung offenbar nicht als Heiliger verehrt. Sein Name wurde in Weißenburg (Elsaß), auf der Reichenau und in St. Gallen kommemoriert. Bei den Ratoldus-Einträgen in den Nekrologen der Abtei Munster (westl. v. Colmar) handelt es sich nicht um R. von Straßburg.

  • Quellen

    Qu UB d. Stadt Strassburg, Bd. 1: Urkk. u. Stadtrechte bis z. J. 1266, hg. v. W. Wiegand, 1879, Nr. 30, S. 25 f. (Schenkung an d. Kanoniker); Regesten d. Bischöfe v. Strassburg, Bd. 1, T. 2, bearb. v. P. Wentzcke, 1908, Nr. 80-98, S. 234-38.

  • Literatur

    H. Büttner, Gesch. d. Elsaß I u. Ausgew. Btrr. z. Gesch. d. Elsaß im Früh- u. Hochma., hg. v. T. Endemann, 1991;
    Th. Bauer, Rechtl. Implikationen d. Ehestreites Lothars II., Eine Fallstudie zu Theorie u. Praxis d. geltenden Eherechtes in d. späten Karolingerzeit, in: ZSRGK 80, 1994, S. 41-87;
    ders., Lotharingien als hist. Raum, Raumbildung u. Raumbewußtsein im MA, 1997, S. 294 f.;
    NDBA.

  • Porträts

    R. als Bischof, mit Nimbus u. Sanctus-Bezeichnung, Glasfenster, 14. Jh. (Straßburg, Münster).

  • Autor/in

    Thomas Bauer
  • Zitierweise

    Bauer, Thomas, "Ratold" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 183 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139116869.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA