Lebensdaten
1889 – 1952
Geburtsort
Schönlanke (Trzcianka, Westpreußen)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Kunstwissenschaftler
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118761609 | OGND | VIAF: 22155975
Namensvarianten
  • Schönlank, M. R.
  • Raphael, Max
  • Schönlank, M. R.
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Zitierweise

Raphael, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761609.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Schneider;
    M N. N. ( 1900);
    1941 Emma Dietz; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Tod seiner Mutter übersiedelte R. zu den Großeltern nach Berlin und schloß dort das Gymnasium mit dem Abitur ab. Auf Wunsch des Vaters studierte er seit 1907 Jura und Nationalökonomie, später – der eigenen Neigung folgend – Philosophie und Kunstgeschichte in München, Berlin und seit 1911 in Paris. Seine Lehrer waren u. a. Heinrich Wölfflin, Emil Mâle, Georg Simmel und Henri Bergson. In Paris lernte er zeitgenössische Künstler, darunter Picasso, Rodin und Matisse, kennen. 1913 scheiterte die Promotion in Berlin, da Wölfflin die Dissertation „Von Monet zu Picasso“ nicht annahm – Themen der zeitgenössischen Kunst wurden im Rahmen der universitären Kunstgeschichte nicht behandelt. Eine akademische Karriere war somit verstellt. 1914-15 lebte R. in Bodman/Bodensee als freier Schriftsteller. Aus dem 1915 angetretenen Kriegsdienst desertierte er 1917, floh in die Schweiz und nahm seine literarische Tätigkeit wieder auf. Nach seiner Ausweisung 1920 ließ er sich in Berlin nieder, schrieb für verschiedene Kunstzeitschriften (z. B. Dt. Kunst u. Dekoration, Das Kunstblatt) und besuchte an der Universität Lehrveranstaltungen in Mathematik und Physik, mit dem Ziel, Prinzipien einer strengen Wissenschaft auf die Kunstwissenschaft übertragen zu können. Seit 1924 war R. als Dozent für Kunstgeschichte und Philosophie an der Berliner Volkshochschule tätig und hielt Museumsführungen, u. a. für Arbeiter, ab. Parallel dazu arbeitete er, auch auf Reisen durch Italien, Frankreich und Deutschland, an weit auseinanderliegenden Themenkomplexen, etwa über roman. und got. Kirchen, dor. Tempel am Beispiel von Paestum, über Picasso, eine Soziologie der Kunst sowie eine Kunsttheorie des dialektischen Materialismus.

    1932 kündigte R. den Dienst an der Volkshochschule, da seine Kursthemen aus politischen Gründen nicht angenommen wurden. Im selben Jahr emigrierte er nach Paris und setzte dort seine wissenschaftlichen Arbeiten, u. a. den Entwurf einer „empirischen Kunstwissenschaft“ fort. Die Einnahmen aus Führungen und Vorträgen deckten kaum das Existenzminimum. 1940 wurde er im Lager Gurs, 1941 in Les Milles interniert. Im selben Jahr gelang ihm die Flucht über Barcelona und Lissabon in die USA; seine Frau kam erst 1945 nach. Die New Yorker Jahre waren von großer Armut und Isolation geprägt; dennoch setzte R. die Arbeit an mehreren Manuskripten fort (u. a. „Deutschlandbuch“, „Gesch. d. dt. Ind.kapitals“, „Die Wirtsch.“) und forschte außerdem zu Themen ägypt. sowie vor- und frühgeschichtlicher Kunst.

    R. entwickelte eine komplexe, materialistische, „empirische“ Methode der Kunstwissenschaft. Zeitlebens stand er außerhalb des institutionalisierten Faches und veröffentlichte kaum eines seiner umfassend angelegten Werke. Als einer der wenigen marxistischen Kunsthistoriker der Vorkriegszeit wurde er erst seit den 1970er Jahren rezipiert, in der Folgezeit wurden viele seiner Schriften erstmals veröffentlicht.

  • Werke

    u. a. Von Monet bis Picasso, Grundzüge e. Ästhetik u. Entwicklung d. modernen Malerei, 1913, ca. ³1919, Nachdr. 1983;
    Der dor. Tempel, dargest. am Poseidontempel zu Paestum, 1930;
    Proudhon, Marx, Picasso: trois études sur la sociologie de l'art, 1933, span. 1946, engl. 1980;
    Zur Erkenntnistheorie d. konkreten Dialektik, 1934, überarb. Neuausg. u. d. T. Theorie d. geistigen Schaffens auf marxist. Grundlage, 1974;
    Prehistoric cave paintings, 1945;
    Prehistoric pottery and civilization in Egypt, 1947;
    postum:
    u. a. Kunsttheoret. Schrr., 4 Bde., hg. v. K. Binder, 1983-84;
    Lebens-Erinnerungen, Briefe, Tagebücher, Skizzen, Essays, hg. v. H.-J. Heinrichs, 1985 (P);
    Werkausg., hg. v. dems., 11 Bde., 1989;
    Das schöpferische Auge od. Die Geburt d. Expressionismus, Die frühen Schrr. 1910-1913, hg. v. P. Healy, 1993. |

  • Nachlass

    Nachlaß: German. Nat.mus. Nürnberg; Max-Raphael-Archiv im Warburg-Haus, Univ. Hamburg; Ak. d. Künste zu Berlin.

  • Literatur

    T. Frank, M. R.s Btr. z. marxist. Kunstwiss., in: Künstlerisches u. kunstwiss. Erbe …, 1975, Bd. 1, S. 155-63;
    H.-J. Heinrichs, M. R.s empir. Kunstwiss., in: Merkur 40, 1986, S. 844-51;
    N. Schneider, Zu M. R.s Konzept e. Kunstwiss. auf schaffenstheoret. Grundlage, in: M. R., Arbeiter, Kunst, Künstler, 1975, S. 258-74;
    W. H. Truitt, Towards an empirical theory of art, A retrospective comment on M. R's contribution to Marxian Aesthetics, in: British Journal of Aesthetics 11, 1971, S. 227-36;
    |„Wir lassen uns d. Welt nicht zerbrechen.“ M. R.s Werk in d. Diskussion, hg. v. H.-J. Heinrichs, 1989;
    BHdE II;
    Killy;
    U. Wendland, Biogr. Hdb. dt.sprachiger Kunsthist. im Exil, 1999 (L-Verz.);
    Metzler Kunsthist. Lex. (W, L).

  • Autor/in

    Ulrike Wendland
  • Zitierweise

    Wendland, Ulrike, "Raphael, Max" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 150-151 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761609.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA