Dirr, Johann Georg
- Lebensdaten
- 1723 – 1779
- Geburtsort
- Weilheim (Oberbayern)
- Sterbeort
- Mimmenhausen bei Überlingen
- Beruf/Funktion
- Bildhauer ; Stukkateur
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118525972 | OGND | VIAF: 72185327
- Namensvarianten
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- Dürr, Johann Georg
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- Dürr, Johann Georg
- Dürr, Johann Georg
- Dirr, Johann G.
- Dürr, Johann G.
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Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
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Genealogie
V →Martin (1674–1733), Bildhauer in Weilheim;
M Maria Stämele; Stiefvater →Franz Xaver Schmädl (1705–77), Bildhauer, führte die Werkstatt Martin D.s weiter;
B Franz Anton, Bildhauer;
⚭ 1753 Anna Maria Schwägler;
1 S, 1 T, →Anton (1761–1831), Bildhauer, Maria Theresia (⚭ →Joh. Gg. Wieland, 1742–1802, Bildhauer, s. ThB). -
Biographie
Über eine Ausbildungszeit und Wanderschaft D.s fehlt jede Nachricht. Es ist jedoch anzunehmen, daß er die ersten handwerklichen und künstlerischen Unterweisungen von seinem Stiefvater erhielt. Seit 1749 ist D. gemeinsam mit seinem Bruder bei der Ausstattung der dem Stift Salem unterstehenden Wallfahrtskirche Birnau/Bodensee und von da an ununterbrochen im Dienste des Stiftes tätig. Die Brüder gehören der Werkstatt J. A. Feuchtmayers an. Eine Kirchenbank aus Birnau (1750, heute in Salem) trägt die früheste Signatur D.s. 1753 siedelte D. nach Stockach und 1756 nach Mimmenhausen über. Dort übernimmt er 1770 die Werkstatt des verstorbenen Feuchtmayer. Das Grabmal, heute im Münster in Salem, bezeichnet ihn als „statuarius valde artiflciosus“. D.s Tätigkeit fällt in die Zeit der Ablösung des Rokokos durch den Klassizismus, die sich im allgemeinen hart und scharf als ein Bruch, verbunden mit einem jähen Absinken der künstlerischen Qualität, darstellt. D. nimmt in diesem Ablauf eine besondere Stellung ein: in seinem Werk vollzieht sich eine allmähliche Umwandlung des Rokoko hin zu dem neuen Stil. Handwerkliche Vollendung zeichnet die Skulpturen aus. - Der Aufgabenkreis - Ausstattung von Kirchen mit Altären und Einzelbildwerken -, die Themenstellung, die Verteilung der Bildwerke im Kirchenraum, ihre Korrespondenz zueinander, Bewegungen und Drapierungen bleiben die gleichen wie im Rokoko; zu den alten Motiven der Dekoration treten die neuen des Zopfes und Meanders, der Pyramiden und Urnen, Kassetten, Zahnschnitt und eckige Voluten. Monumentale Altarbauten, überladene Fülle, Aufwendigkeit und Pracht der dekorativen Mittel sind ebenso Merkmal des Neuen wie die Wahl des kühlen, weißen, graugeäderten und blaßroten Alabasters. Die entscheidende innere Wandlung spiegeln die Figurenkompositionen und das häufig verwendete Relief. Im Aufbau der Altäre werden die tiefenräumlichen Beziehungen des Barock zugunsten einer reliefmäßigen Schichtung verlassen; die Figuren wenden sich zu einer frontalen, auf den Hintergrund bezogenen Haltung hin. Im Relief beginnt eine Enträumlichung des bis dahin mit Tiefenillusionen gefüllten Hintergrundes. Das Pathos des Ausdruckes wird zur leeren, müden Geste. Der endgültige Schritt zum Klassizismus wird nicht getan. Alle Werke stehen mitten im Übergang und vermischen Rokokoelemente mit den frühklassizistischen. In der Frühzeit lassen sich nur einzelne Arbeiten innerhalb der Werkstattgemeinschaft überzeugend mit D. in Beziehung setzen wie in Beuron (1760–1764) das Alabasterrelief der Altarmensa und die Seitenaltarfiguren und in Baindt (1763/64) die beiden Johannes des Hochaltares. In ihnen ist die Hinwendung zu blockmäßiger Geschlossenheit und Frontalität der Figur zuerst bemerkbar. In den Hochaltarfiguren der Schloßkapelle in Heiligenberg (1764/65) werden die Bewegungen lässig und müde. Die Entwicklung ist in den Chorgestühlreliefs in Sankt Gallen weiter zu verfolgen. In diesen Werken und in den wegen ihrer künstlerischen Qualität besonders erwähnenswerten Seitenaltarfiguren in Sankt Leonhard (1765/66) bleibt die Einwirkung Feuchtmayers stets sichtbar. - Erst in dem Hauptwerk D.s, der Gesamtausstattung des Münsters in Salem (1766–79) mit seiner fast unübersehbaren Fülle von Alabasteraltären und - Denkmälern der Stifter und Äbte, ist die völlige Ausprägung seines Stiles erreicht. Es ist seine umfangreichste Schöpfung und Höhepunkt seines Lebenswerkes. Diese Ausstattung ist das Hauptwerk der deutschen Plastik der „Zopf-Zeit“. Auch hier bestimmen, nicht ohne Diskrepanz, Verschmelzung barocker Kompositionsprinzipien mit frühklassizistischen Zielen die Stilbildung. Aufeinanderbezogene Figuren, verbindende Dekorationsmotive, malerische Draperien, vermittelnde Puttengruppen mildern die strenge Tektonik der riesigen Altar- und Denkmälerbauten. Die sorgfältige Ausführung dieser Arbeiten ist bemerkenswert. - Unter den Mitarbeitern D.s ist besonders sein Schwiegersohn J. G. Wieland zu nennen, der die Ausstattung in Salem vollendete.
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Werke
Weitere W Birnau: einige d. Apostelbüsten auf d. Galerie, Salvator, Muttergottes, der größte|Teil d. Chorgestühlreliefs, Beteiligung an d. Kreuzwegstationen u. d. Beichtstuhlreliefs;
Baindt: Chordeckenstuck, 2 Engel (Holz) jetzt Slg. Schnell, Ravensburg;
Heiligenberg (1764–66): 2 Heiligenfiguren, Dreifaltigkeit, Engel, Engelbüsten;
St. Gallen (1761–63): Beteiligung an den 16 Beichtstühlen, Büsten, Reliefs d. Chorgestühls;
Salem, Münster (1766–79): Chorgestühl, Altäre, Obelisken d. Hl. Benedikt u. Bernhard, Hochaltar, Tabernakel;
Überlingen: Hochaltar im Münster, teilweise Ausführung, Beteiligung am Altar i. d. Franziskanerkirche;
Schloß Zeil, ebenso, Dreifaltigkeitsberg, Hochaltar: Ecclesia und Synagoge, Nebenaltäre: Hl. Wendelin, Hl. Patrick;
Herdwangen: Muttergottes;
Schwandorf (Kr. Stockach): Hl. Georg. -
Literatur
R. Schweisheimer, J. G. D. der Bodenseeplastiker d. Louis XVI., 1935;
A. Feulner, Skulptur u. Malerei d. 18. Jh. in Dtld., = Hdb. d. Kunstwiss., 1929, S. 86 ff.;
W. Boeck, J. A. Feuchtmayer, 1948;
G. Dehio, Hdb. d. dt. Kunstdenkmäler, Westl. Schwaben, 1956, S. 98, 181, 200;
ThB. -
Autor/in
Ursula Röhlig -
Zitierweise
Röhlig, Ursula, "Dirr, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 742-743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118525972.html#ndbcontent