Lebensdaten
1757 – 1827
Geburtsort
Fahr (Unterfranken)
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Karmeliter ; Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119059428 | OGND | VIAF: 35258080
Namensvarianten
  • Dereser, Anton (Taufname)
  • Dereser, Thaddaeus a Sancto Adamo
  • Dereser, Anton (Taufname)
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Zitierweise

Dereser, Thaddaeus a Sancto Adamo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059428.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Adam, Weinbauer in Fahr;
    M Anna Maria.

  • Biographie

    D. trat in den Karmeliten-Orden ein und wurde 1780 in Mainz zum Priester geweiht. Die Humaniora und Philosophie studierte er in Würzburg, Theologie in Heidelberg, orientalische Sprachen in Bonn, biblische Exegese und orientalische Sprachen in Straßburg. Dort von der Revolution überrascht, übte er das Kirchenamt unter dem konstitutionellen Bischof Brendel aus, wurde dann aber eingekerkert, zur Verbannung und zur Guillotine verurteilt. Nach dem Sturz der Jakobiner befreit, kehrte er nach Deutschland zurück, wo er den Unterricht in Heidelberg, Freiburg (Breisgau), Luzern in der Schweiz und schließlich in Breslau wieder aufnahm.

    D. war einer der Führer der Bewegung biblischer Gelehrsamkeit mit der Tendenz zur Aufklärung, die später im Semi-Rationalismus und Altkatholizismus endete. Diese Haltung brachte ihn in ernsten Gegensatz zur kirchlichen Autorität (Briefe von Pius VI., 30.8.1783, 24.3.1790 und von Pius VII., 2.7.1817). Seine Veröffentlichungen sind sehr zahlreich: philologische und hermeneutische Traktate, über die religiöse Lage, Übersetzungen des Alten Testaments mit exegetischen Bemerkungen; zu erwähnen ist das Deutsche Brevier, das das Breviarium Romanum ersetzen sollte.

  • Literatur

    ADB V;
    F. X. Münch, Der äußere Lebensgang d. Aufklärungstheologen Th. A. D., Diss. Bonn 1929;
    E. Hegel, D.s Berufungen nach Preußen u. s. Wirksamkeit in Breslau, in: Archiv f. schles. KG 10, 1952, S. 200-25;
    ders., Th. A. D.s Studium u. Lehrtätigkeit a. d. Universität Heidelberg, in: Archiv f. mittelrhein. KG 4, 1952, S. 229-53;
    ders., D. u. Wessenberg, Neue Funde im Wessenberg-Nachlaß. in: Freiburger Diözesan-Archiv 73, 1953, S. 88-116;
    A. K. Felder, Gel. Lex. d. kath. Geistlichkeit Dtld. u. d. Schweiz I, 1817, S. 156-65 (W bis 1815);
    Hurter V, Sp. 929-32.

  • Autor/in

    Bartolomé Xiberta OCarm
  • Zitierweise

    Xiberta OCarm, Bartolomé, "Dereser, Thaddaeus a Sancto Adamo" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 605 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059428.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dereser: Anton D., zu Fahr im Würzburgischen am 9. Februar 1757 geboren, 1827, trat in den Orden der unbeschuhten Karmeliten und empfing hier den Namen Thaddäus a S. Adamo. Nachdem er in Würzburg und Heidelberg Theologie und Philosophie studirt, an letzterem Ort auch selbst bereits unterrichtet hatte, wurde er 1788 an der Bonner Akademie als Docent für Orientalia und Exegese des alten Testaments angestellt. Bei der Erhebung der Akademie zur Universität (1786), deren „Einweihungsgeschichte“ er selbst beschrieben hat, forderte er in der von ihm gehaltenen Einleitungsrede zur theologischen Disputation, daß die katholische Theologie „auf Hermeneutik gegründet, mit Geschichte verbunden und in der Volkssprache vorgetragen“ werde. Seine von solchen Anschauungen getragene akademische und litterarische Thätigkeit erregte mannigfache Aufmerksamkeit, Beifall im liberalen katholischen wie im protestantischen Deutschland, veranlaßte andererseits heftige Angriffe von Seiten des Kölner Domcapitels. Der Bonner Aufenthalt wurde D. verleidet; so ging er 1791, von Kurfürst Max Franz ehrenvoll entlassen, nach Straßburg, als Professor der Theologie und zugleich als Prediger an der Domkirche und Superior am bischöflichen Seminar. In dieser Stellung fand ihn die Priesterverfolgung der französischen Revolution. D. wurde zur Deportation, dann zur Guillotine bestimmt und eingekerkert. Nach 10 monatlicher Haft befreit, erhielt er 1796 die Erlaubniß zur Rückkehr nach Deutschland; seit 1797 hielt er in Heidelberg Vorlesungen über Orientalia. 1799 zum Ordinarius für dieses Fach ernannt, las er außerdem Katechetik, Homiletik und Pastoraltheologie. 1807 wurde er nach Freiburg versetzt, 1810 aber als Stadtpfarrer in Karlsruhe angestellt. Als solcher hielt er 1811 eine Gedächtnißrede auf Karl Friedrich, die Anstoß bei Hof erregte (vgl. darüber die in Benkert's Athanasia Würzburg 1827], 1—70 abgedruckte, 1814 verfaßte Schrift über Dereser's „Mißhandlung und Vertreibung“ und die Gegenbemerkungen in der Zeitschrift für die Geistlichkeit des Erzbisthums Freiburg 1828, 252 ff.); D. verlor seine Stelle und wanderte aus Baden nach der Schweiz, wo er Lycealprofessor und Regens des bischöflichen Seminars in Luzern wurde. Bald erfolgten Anklagen seines „Indifferentismus“, die der päpstliche Nuntius unterstützte; Wessenberg und Dalberg erklärten indeß die D. gemachten Vorwürfe für unbegründet. Die 1814 neu eingesetzte Regierung beschloß aber schon am 26. Februar seine Entlassung. So fand er eine ruhigere Wirkungsstätte erst in seinen letzten Lebensjahren in Breslau; freilich gerieth er auch hier 1824 in einen Conflict mit Altenstein. 1815 an die Breslauer Universität berufen, deren Rector er 1819/20 wurde, las er hier seit 1816 Dogmatik, theologische Encyklopädie und Exegese des alten und neuen Testaments und bekleidete daneben die Würde eines Canonicus am Dom, bis er in der Nacht vom 15. auf 16. Juni 1827 starb. Von seinen zahlreichen Schriften sind die meisten der Erklärung des alten Testaments gewidmet; wol am weitesten verbreitet wurde das „deutsche Brevier“, das zuerst 1791 und noch bei Dereser's Lebzeiten in 8. Auflage erschien.

    • Literatur

      Verzeichnisse s. bei Felder, Gelehrten- und Schriftstellerlexikon der deutschen kathol. Geistl. 1, 163 ff.; Monatsschrift von und für Schlesien, herausgegeben von Hoffmann, 1829, 270 ff.; Nowack, Schlesisches Schriftstellerlexikon 1, 32 ff: Varrentrapp, Kurkölnische Universität Bonn, 44 ff. Außer diesen und den dort angeführten Schriften vgl. über Dereser's Leben noch Pfyffer, Gesch. der Stadt und des Kantons Luzern 2, 220 ff.; Movers, Denkschrift über die katholisch-theologische Facultät in Breslau (Leipzig 1845) 18 ff. F. Kößing's Biogr. Dereser's in den Bad. Biogr. I, 173 ff., der namentlich sein Wirken und sein Geschick in Baden behandelt. Vgl. ferner Hug's Zeitschr. f. d. Erzbisth. Freiburg I, 252. II, 274. Freiburger Diöcesanarchiv 304.

  • Autor/in

    Varrentrapp.
  • Zitierweise

    Varrentrapp, "Dereser, Thaddaeus a Sancto Adamo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 60 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059428.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA