Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Grafen von Gützkow ; pommersches Grafengeschlecht
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139774807 | OGND | VIAF: 102623182
Namensvarianten
  • Gützkow

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Zitierweise

Gützkow, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139774807.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Das Geschlecht der Grafen von G., eines der vornehmsten im ehemals lutizischen Teil Pommerns, beginnt mit Jaczo I. (1212–35 urkundlich erwähnt, wahrscheinlich vor November 1237, sicher vor Juni 1249) aus dem Hause der edelfreien Vögte von Salzwedel. In Pommern erscheint er zuerst 1233 (18.5.) als Zeuge in einer herzoglichen Urkunde für das Kloster Grobe (Usedom), dann 1235 in Urkunden seines Bruders Konrad (seit 1211 Domherr in Magdeburg), der 1233 (nach 7.10.) Bischof von Kammin geworden war ( 20.9.1241). Da Jaczo I. auch in den pommerischen Urkunden als „advocatus in Saltwedele“ bezeichnet wird,|wo er noch 1235 einen Gütertausch der Markgrafen von Brandenburg bestätigte, bleibt es offen, wann er etwa nach Pommern übersiedelte und in den Besitz der Herrschaft Gützkow, die schon in vorchristlicher Zeit ein kultischer und politischer Mittelpunkt im Gebiet nördlich der Peene gewesen war, gelangte. Seine 1248/49 erwähnte Gemahlin mit der Dobroslawa von G. (1226), der Tochter eines Pommernherzogs Bogislaw, gleichzusetzen, ist quellenmäßig ebensowenig zu erweisen wie die Versuche, Jaczo I. über sie mit dem „dominus Wartislaeus de Choskoua“ (1218/19, 1233) und weiter mit den Swantiboriden oder Ratiboriden (Seitenlinien des pommerischen Herzogshauses) oder mit Gützkower Kastellanen (der letzte wird 1234 erwähnt) in Verbindung zu bringen. Die als Quellenzeugnis für Jaczo I. und Dobroslawa in Anspruch genommene (verlorene) Inschrift aus dem Franziskanerkloster in Greifswald gehört nicht zu 1242, sondern zu 1262 und ist auf Jaczos gleichnamigen Enkel (* wohl 1244, nach 16.5.1303) und dessen Gemahlin Cecislawa (* wohl 1247) aus dem Hause Putbus zu beziehen.

    Der Titel eines Grafen von G. ist seit 1249 urkundlich belegt. Der erste namentlich (1270) erwähnte „Graf“ ist Konrad ( nach 21.2.1284), ein Sohn Jaczos I.; er nahm bereits die gleiche hervorragende (oft erste) Stelle unter den Zeugen in den Urkunden der Pommernherzöge ein, die die Grafen von G. „consanguinei“ nannten. Jaczo II., ein Sohn Johanns I. ( nach 1257), spielte die entscheidende Rolle bei der Teilung Pommerns in die Herzogtümer Wolgast und Stettin 1295. Durch die Mitgift seiner Gemahlin wurde er 1298 für die terra Streu auf Rügen Lehnsmann der rügischen Fürsten. Sein Sohn Bernhard fiel 1319 (bei Oldenwöhrden?) im Kampf gegen die Dithmarscher als Parteigänger Graf Gerhards III. von Holstein-Rendsburg und Fürst Heinrichs II. von Mecklenburg. Als Schwester Bernhards ist jene Margarete (erwähnt 1320/22) anzunehmen, die mit dem dänischen Reichsdrost Laurenz Jonsson ( 1340) verheiratet war. Sie war weder eine Tochter Herzog Barnims I. von Pommern noch in erster Ehe die Gemahlin Graf Johanns II. von G.

    In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren die Grafen von G. in die Kämpfe zwischen den pommerischen Herzögen, den Städten und den rügischen, mecklenburgischen und brandenburgischen Fürsten verwickelt. Da ihr Herrschaftsgebiet im Schnittpunkt der verschiedenen Interessenlinien lag, hat ihre Parteinahme geschwankt. Im Kampf um Stralsund (1314–17) standen sie auf seiten Wizlaws III. von Rügen und dessen Lehnsherrn König Erich Menved von Dänemark gegen Pommern und Brandenburg. 1319 erscheinen sie im Bunde mit Herzog Wartislaw IV. von Wolgast. Im 1. Rügischen Erbfolgekrieg schlossen sie sich 1326 den Fürsten von Mecklenburg und Werle an, verglichen sich jedoch 1327 (13.6.) mit Pommern-Wolgast und nahmen nun auf dieser Seite am Kriege und am Friedensschluß zu Brudersdorf (27.6.1328) teil. Im 2. Rügischen Erbfolgekrieg hat am 25.10.1351 ein Graf Johann am Schoppendamm bei Loitz die Pommern zum Siege über die Mecklenburger geführt. Ob er es war, der (angeblich an seinem Hochzeitstag) in diesem Kampfe fiel, oder ein anderer Gützkower Graf gleichen Namens, der auf der mecklenburgischen Seite kämpfte, ist nach der Quellenlage kaum zu entscheiden.

    Das Ende des Geschlechts liegt ebenfalls im Dunkeln. Am 30.4.1359 bezeugte ein Graf Johann das Treuegelöbnis, das die Pommernherzöge Bogislaw V., Barnim IV., und Wartislaw V. dem Dänenkönig Waldemar Atterdag für Rügen leisteten. Als Bogislaw V. am 27.5.1372 seinen Neffen von Wolgast ihre Privilegien bestätigte, unterstand die Grafschaft G. bereits den Pommernherzögen unmittelbar. 1373 (24.11.) wird ein herzoglicher Vogt zu G. erwähnt; ein Vogt der Grafen begegnet zuletzt 1355 (13.4.). Mit der Nennung der verwitweten Gräfinnen Elisabeth und Mechtild (3./4.4.1378) endet die Überlieferung.

  • Literatur

    ADB XIII (Jaczo), XIV (Johann) (überholt);
    Cod. Pomeraniae diplomaticus, 1854;
    Pomm. UB I-IX (bis 1335), 1868-1962;
    A. G. Schwartz, Diplomat. Gesch. d. Pommersch-Rüg. Städte Schwed. Hoheit …, nebst Diplomat. Hist. d. Gfsch. G., Greifswald 1755;
    A. Hofmeister, Genealog. Unterss. z. Gesch. d. pomm. Hzg.hauses, 1938, S. 50-63 (Die Grafen v. G. u. d. pomm. Herzogshaus), S. 102 f., auch in: Pomm. Jbb. 31, 1937;
    J. Hoffmann, Stud. z. Gesch. d. Grafen v. G., phil. Diss. Greifswald 1940 (ungedr.), masch. 1946, nur Kap. 4-9 (1319-78) mit Anhang „Regg. z. Gesch. d. Grafen v. G. (1320-78)“ (d. Aufstellungen üb. d. Nachkommen des Grafen Konrad, insbes. Zuordnung d. versch. Grafen namens Johann, sind allerdings nicht unbedingt zwingend);
    Isenburg IV, Tafel 46 (ein v. F. Freytag v. Loringhoven angenommener Johannes VI. ist wohl ebenso zu streichen wie dessen angebl. Töchter Elsabe [= Elisabeth] u. Mechtild, die zutreffender als Töchter d. Grafen Gunzelin d. Schwerin u. Gemahlinnen Gützkower Grafen anzusehen sind);
    H.-D. Kahl, Slawen u. Deutsche in d. Brandenburg. Gesch. d. 12. Jh., 1964, I, S. 532-35, II, S. 936-39. - Zur Gesch. d. Gfsch. G.: C. Menke, Das Amt Wolgast, in: Pomm. Jbb. 26, 1931, S. 139 ff. (mit Karte S. 158);
    W. Brüske, Unterss. z. Gesch. d. Lutizenbundes, 1955, S. 171-73 u. 202.

  • Autor/in

    Roderich Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Roderich, "Gützkow" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 290-291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139774807.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA