Dates of Life
1804 – 1889
Place of birth
Wermelskirchen (Rheinland)
Place of death
Leverkusen bei Köln
Occupation
Chemieindustrieller
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 122183657 | OGND | VIAF: 69803799
Alternate Names
  • Leverkus, Carl
  • Leverkus, Karl

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Leverkus, Carl, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122183657.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Joh. Wilhelm (1776–1858), Apotheker in Radevormwald, seit 1804 in W., hier Beigeordneter, S d. Joh. Wilhelm (1747–1803), Kaufm., Tabak- u. Siamosenfabr. in Radevormwald u. Breckerfeld, u. d. Margaretha Charlotte Lohe;
    M Alexandrina (1777–1856), T d. Peter Jäger (1740–1827), Fabr. in Remscheid, u. d. Anna Maria Riecke;
    B Wilhelm (1808–70), oldenburg. Geh. Archivrat u. Staatsrat, 1848/49 Abgeordneter d. Frankfurter Nat.verslg. (s. ADB 18);
    - Wermelskirchen 1838 Juliana (1820–1900), T d. Kaufm. u. Gutsbes. Arnold Küpper (1782–1827) in W. u. d. Anna Katharina Brass;
    4 S, 7 T, u. a. Julius (1840–90), Carl (1845–1925), beide seit 1869 Teilhaber d. Leverkusener Unternehmens, Ernst (* 1851, Teilhaber 1879–83), Otto (1856–1934), seit 1883 Teilhaber, Klara (1861–1937, Emil Lindgens, 1858–1938, Dr.-Ing. E. h., Industrieller u. Stadtverordneter in Mülheim/Rhein).

  • Biographical Presentation

    L. besuchte die Bürgerschule in Remscheid und später das Privathandelsinstitut von Pastor Reuter in Burg/Wupper. 1822 begann er in Winningen/Mosel eine Lehre als Apotheker, ging dann nach Marburg, um seine pharmazeutischen Studien zu vervollständigen, und war seit 1825 wieder in Winningen. Seit Herbst 1826 war er in Trier als Apothekergehilfe tätig, im Jan. 1827 ging er nach Paris, um Chemie zu studieren. Dort fand er durch Vermittlung von Verwandten Beschäftigung in einer chemischen Fabrik. Er schloß sich seinem Lehrer Sabatier an, der ihn abends auch in die Kollegien bei Thénard, Gay-Lussac und Dumas einführte. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, fabrizierte er ein Blitzpulver aus Rohstoffen, die ihm sein Vater zukommen ließ, und verkaufte es an die Theater der Stadt. 1829 setzte L. in Berlin seine chemischen Studien fort (Apothekerexamen 1. Klasse). 1830 legte er in Gießen das Staatsexamen ab und wurde zum Dr. phil. promoviert. Anschließend trat er als Teilhaber in die Firma Hoesch & Langenbeck in Barmen ein, wo er sich der Sodafabrikation widmete. 1833 wieder in Wermelskirchen, beschloß er, mit finanzieller Unterstützung seines Vaters und des Barons v. Heinsberg aus Linn b. Krefeld, die Fabrikation von chemischen Produkten auf eigene Rechnung durchzuführen. In der im gleichen Jahr neuerrichteten eigenen Fabrik in Wermelskirchen stellte er dann u. a. Soda, Glaubersalz, Borax, Zinn- und Bleisalze sowie Schwefel-, Salz- und Salpetersäure her, während gleichzeitig Versuche aufgenommen wurden, auf künstlichem Wege Ultramarin zu fabrizieren. Diese wohl durch Gmelins und auch Gay-Lussacs Arbeiten angeregten Versuche waren bald erfolgreich, so daß L. 1834 die erste Ultramarinfabrik in Preußen und damit eine der ersten in Europa nach J. B. Guimet in Lyon und F. A. Köttig in Meißen (1829) gründete. Durch die Bemühungen seines Vaters erhielt er schon 1838 ein preuß. Patent für zehn Jahre. L.s Ultramarinfabrikation geschah durch Brennen eines Gemisches von Ton, Soda, Schwefel, Glaubersalz und Kohle in Tiegeln oder Muffeln, wobei dunkelblau gefärbtes Rohultramarin entstand, das man durch Mahlen, Schlemmen und Sieben zur Handelsware weiterverarbeitete. Diese fand Anwendung als lichtechte und giftfreie Farbe zum Entfärben gelblicher Stoffe, namentlich bei weißem Papier, zum Bläuen der Wäsche und des Zuckers u. a. m. Dadurch war man seit 1834 auch in Deutschland in der Lage, das leuchtende Blau des Lapislazuli preiswert herzustellen. In den folgenden Jahren etablierten sich dann sehr schnell in den außerpreuß. deutschen Staaten weitere Ultramarinfabriken. Doch L. konnte seine führende Stellung behaupten. Er trat auf der allgemeinen deutschen Gewerbeausstellung 1844 in Berlin unter sieben Ultramarinfabriken mit dem reichhaltigsten, billigsten und hochwertigsten Angebot hervor, seine Farben galten auf der ersten Weltausstellung 1851 in London als die hervorragendste Leistung der deutschen Industrie, und auf der Pariser Weltausstellung von 1855 waren Qualität und Vielfalt seiner Sorten eine Sensation, die, zusammen mit der übrigen deutschen Ultramarinindustrie, bewies, daß Deutschland jetzt auch auf dem Gebiet der chemischen Farbenherstellung in die erste Reihe der Industrienationen aufgerückt war. Wegen der ungünstigen Verkehrslage Wermelskirchens wurde Mitte der 50er Jahre die Notwendigkeit einer Verlegung der Fabrik an den Rhein immer dringender; die Transportkosten bedeuteten ein ernstes Problem für das Geschäft, da man für jede erzeugte Tonne Ultramarin mindestens fünf Tonnen Kohle benötigte, die mit Pferdefuhrwerken über die steilen und schlechten Straßen des Berg. Landes transportiert werden mußten. 1860 wurde mit dem Bau der neuen Fabrik auf einer Sandfläche, dem sog. „Kahlberg“, zwischen den Orten (Köln-)Flittard und (Leverkusen-)Wiesdorf begonnen, in der man 1863 die Produktion beginnen und 1864 den vollen Betrieb aufnehmen konnte. Nach dem alten bergischen Stammhof der Familie bei Remscheid-Lennep erhielt das neue Anwesen den Namen „Leverkusen“.

    Seit Ende der 60er Jahre nahm L. seine Söhne als Teilhaber in die Firma auf, die 1874 anläßlich der Gründung und Angliederung einer Alizarinfabrik in „Rhein. Ultramarin und Alizarinfabrik von Dr. Carl Leverkus & Söhne“ umbenannt wurde. Noch zu L.s Lebzeiten errichtete diese Firma 1886 in dem russ. Ostseehafen Mühlgraben b. Riga eine weitere Ultramarinfabrik, während man sich in Deutschland schon ein Jahr nach seinem Tode, bedingt durch einen sich verschärfenden Wettbewerb besonders auf dem Exportsektor, zu Fusionen genötigt sah. So schlossen sich 1890 14 von 19 in Betrieb befindlichen deutschen Ultramarinfabriken zur „Vereinigte Ultramarinfabriken AG vorm. Leverkus, Zeltner und Consorten“ zusammen. Die Leverkus’sche Alizarinfabrik wurde in den folgenden Jahren nach und nach an die Farbenfabriken Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, verkauft, die sie unter der Leitung von C. Duisberg weiter ausbauten. Nach den ersten beiden Verkäufen (1891, 1897) wurde dann 1917 auch das letzte Teilstück, die Ultramarinfabrik, an die Bayer-Werke veräußert, da inzwischen die immer mehr expandierende Chemieindustrie einen so großen Kapital- und Forschungsaufwand erforderte, daß ihm die Finanzkraft eines Familienunternehmens nicht mehr gewachsen war.

    Für die Angehörigen seines Betriebes schuf L. eine Anzahl sozialer Einrichtungen wie Arbeiterwohnungen, Konsumverein, Kasino und eine Schule. In seinem Heimatort Wermelskirchen, wo er lange Jahre erster Beigeordneter und 1848 Chef der Bürgerwehr war, richtete er die erste Straßenbeleuchtung ein.|

  • Awards

    GKR;
    Ehrenbürger v. Wermelskirchen (1884).

  • Works

    Abh. üb. d. Silber, sein Vorkommen, s. Gewinnung, s. Reinigung u. s. Eigenschaften, Diss. Gießen 1830.

  • Literature

    C. O. Leverkus, Die Fam. Leverkus, 1912 (P), dazu Ergänzungsbll., 1937;
    E. Leverkus, Fortschritt, Wachstum u. Verantwortung, hrsg. v. Erich Leverkus, 1970 (P);
    W. A. Wiel, Wermelskirchen 25 J. als Stadt, 1898;
    Dt.GB 35.

  • Author

    Karl Schumacher
  • Citation

    Schumacher, Karl, "Leverkus, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 389-391 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122183657.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA