Lebensdaten
gestorben 16. Jahrhundert
Geburtsort
Meiningen
Beruf/Funktion
Musikwissenschaftler ; Musiktheoretiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 1089631502 | OGND | VIAF: 59440572
Namensvarianten
  • Ornitoparchus, Andreas
  • Ornithoparchus, Andreas
  • Ornithoparcus, Andreas
  • mehr

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ornitoparchus, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1089631502.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Ornitoparchus: Andreas O., Musiktheoretiker und Magister der freien Künste. Wenn Fétis den Namen von ὄρνις und παραϰομίζω ableitet und ihn mit „Vogel sang „ übersetzt, so ist jedenfalls letzteres falsch, da παραϰομίζειν nicht singen, sondern zuführen heißt. Es dürfte eher Uebersetzung von „Vogler“ (ὄρνις und ἀρχὸς) sein; die Silbe — er wird auch in anderen ähnlichen Uebersetzungen für Herr genommen. O. wurde zu Meiningen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geboren. Bon seinen Lebensumständen ist uns sehr wenig bekannt geworden. Aus gelegentlichen Bemerkungen in seinem Buche „Micrologus“ ersehen wir, daß er ein gediegener Musiker und außerdem ein gebildeter, witziger und vielgereister Mann war. Er rühmt sich, fünf Königreiche, 63 Diöcesen und 340 Städte bereist und zwei Meere befahren zu haben. Seine Reisen erstreckten sich über das heutige Deutschland, Oesterreich, die Donaufürstenthümer, Rußland und Polen. In Tübingen. Heidelberg und Mainz hielt er öffentliche Vorlesungen über Musik. Daraus entstand sein späteres Compendium der Musiklehre, welches wir kurz beschreiben wollen. Musice Actiue Micrologus Andree Orni- toparchi Ostrofranci Meyningensis, Artium Magistri, Libris Quattuor digestus. Omnibus Mu- sicae studiosis non tam vtilis quam necessarius. Laurentius Thurschenreutinus Ad studio- sum Musices Lectorem.

    Musica: quam rursus mendis purgauerit autkor: Jam redit ante oculos: lector amice tuos. Jam redit ante oculos, Lypsick excussa Schumanni Arte Valentini: qui bene pressit eam. Arte Valentini facta est nitidissima tota: Et tibi Arionios afferet illa sonos.

    Darunter befindet sich in anderer Einfassung eine Tafel mit zwei Reihen Noten (Discantus und Tenor) von Orpheus und Euridice gehalten. Auf der Kehrseite des Titelblattes finden sich zwei Epigramme von Nicolaus Marescalcus Thurius (s. A. D. B. XX, 431) und Philippus Surus Miltenburgensis. Blatt 2 enthält die Dedication des Autors: „Spectabilibus preclarisque viris Luneburgensis reipublice moderatoribus“. Darauf folgt die „Prefatio in operis diuisionem“, worin die Autoren angegeben werden, auf welche O. sich stützt. Das erste Buch behandelt in 13 Capiteln das Allgemeine über Musik und die Lehre vom cantus planus. Das zweite Buch ist dedicirt dem „Georgio Bracchio, Musico peritissimo ac Ducalis cantorie Wirtenbergensis ductori primario“ und enthält in 13 Capiteln die Regeln der Mensuralmusik. Das dritte Buch ist dem „Philippo Suro Myltenburgensi Musico argutissimo Sacelli Palatini principis, ac Bauarie ducis moderatori precipuo“ gewidmet und behandelt in acht Capiteln die Lehre von den kirchlichen Accenten. Das vierte Buch wird dem „Arnoldo Schlick Musico cousumatissimo, ac Palatini Principis Organiste probatissimo“ zugeeignet und enthält in acht Capiteln die Lehre vom Contrapunkt. Am Ende steht: Excussum est hoc opus, ab ipso authore denuo castigatum recognitumque: Lipsie in edibus Valentini Schumanni, calcographi solertissimi: Mense Nouembri: Anni virginei partus decimi septimi supra sesquimillesimum. Leone decimo Pont. Max. ac Maximiliano inuictissimo imperatore orbi terrarum presidentibus. Darunter das Druckerzeichen. Das ganze Buch (Bogen A bis M4 in klein 4°) ist mit gothischen Typen und Notenformen gedruckt und hat demnach ein recht alterthümliches Aussehen. Diese Ausgabe besitzt die königliche Bibliothek in Berlin und die Universitätsbibliothek in Bonn. Eine andere Ausgabe aus dem Jahre 1517, jedenfalls die erste, hat denselben Titel. Es fehlen jedoch die oben gesperrt gedruckten Worte; diese erschien „Mense Januario“. Ein Exemplar findet sich auf der Staatsbibliothek in Paris, der Rathsschulbibliothek in Zwickau und der Universitätsbibliothek in Prag. Eine Ausgabe vom Jahre 1519 (Mense Aprili) aus demselben Verlag besitzen die Universitätsbibliotheken in Göttingen und Königsberg und die königliche Bibliothek in Berlin. Eine Ausgabe vom Jahre 1521 soll sich nach Fétis auf der Staatsbibliothek in Paris befinden. Außerdem führt dieser Gelehrte noch folgende Drucke an: Köln 1533 (Bibliothek des Conservatoriums in Paris), 1535 und 1540. Beinahe 100 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Auflage veranstaltete ein englischer Musiker Namens Dowland eine Uebersetzung des Micrologus ins Englische unter dem Titel: „Andreas Ornithoparcus his Micrologus, or introduction: containing the art of Singing. Digested into foure Bookes, not onely profitable, but also necessary for all that the art studiosus of Musicke“, London 1609, in klein Folio 92 Seiten (British Museum in London). Obwol schon früher in Deutschland gedruckte Compendien erschienen ware, welche die Choral- und Figuralmusik behandeln (Nicol. Wollick, Opus aureum, Köln, Quentell 1501 ff.; Gregor Reisch, De principiis Musicae, Basel 1496; Simon de Quercu, Opusculum musices, Wien, Weißenburger 1509 u. a.), so scheint doch das Büchlein des Ornitoparchus sich einer besonderen Beliebtheit beim musikstudirenden Publicum erfreut zu haben, denn im ersten Jahre seines Erscheinens erlebte dasselbe schon gleich zwei Auflagen. Die knappe Form der Darstellung und der gediegene Inhalt mögen ihm zu dieser Beliebtheit verholfen haben.

    • Literatur

      Fétis, Biographie universelle des Musieiens. Deuxième édition, tome VI. Paris 1875, p. 377 ss. — Monatshefte für Musikgeschichte X, 54; II, 20 u. 47; VIII, 22; X, 105. — Justus W. Lyra, Pastor in Bevensen bei Lüneburg, Andreas Ornithoparchus und dessen Lehre von den Kirchenaccenten. Nach der Schrift desselben Musicae activae Micrologus. Lipsiae 1517 dargestellt und mit Bemerkungen über die Anwendung der Lehre auf den liturgischen Gesang der lutherischen Kirche begleitet von ... Mit einer lithographirten Beilage. Gütersloh 1877 (VIII u. 57 S.).

  • Autor/in

    Wilh. Bäumker.
  • Zitierweise

    Bäumker, Wilhelm, "Ornitoparchus, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 426-427 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1089631502.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA