Lebensdaten
um 1490 – 1558
Geburtsort
wahrscheinlich Eßlingen/Neckar
Sterbeort
Uster (Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
reformierter Theologe ; Pfarrer ; Verfasser von Flugschriften ; Dichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119660431 | OGND | VIAF: 64821349
Namensvarianten
  • Eckstein, Huldrich
  • Acrogoniaeus, Utz
  • Acrogoniaeus, Huldrich
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Zitierweise

Eckstein, Utz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119660431.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus sozial niederer Schicht;
    wahrsch. 1523 Regula Leemann.

  • Biographie

    Zum erstenmal wird E. im Induzienverzeichnis des bischöflichen Archivs in Chur erwähnt, und zwar als katholischer Geistlicher von Weesen. Anfang 1523 muß er zum neuen Glauben übergetreten und mit Zwingli in Verbindung gekommen sein. Als reformierter Pfarrer amtete er in Thalwil 1527/28, Rorschach 1528/31, Zollikon 1534/35, Niederweningen 1535, Uster 1535-58. Bis zum Glaubenswechsel mag E. ein vagierender Geistlicher gewesen sein, der auch nachher nicht von materieller Not verschont geblieben ist. E. hat den Durchschnitt des Klerus überragt und durch seine Flugschriften beigetragen, die Zürcher Reformation unter das Volk zu bringen; die dramatische Kraft der Spiele des Berners Nikiaus Manuel hat er jedoch nicht erreicht. – Im „Dialogus“ (Zürich wahrscheinlich 1526), dem Gespräch zwischen Christus und Adam, wird in unpolemischer Sprache das reformatorische Gedankengut ausgebreitet, wobei Christus den neuen Glauben vertritt, Adam eher als dialektisches Hilfsmittel denn als Vertreter der alten Kirche gebraucht wird. Die „Klag des Gloubens“ ist eine in scharfem Tone gehaltene Kampfschrift gegen die Mißbräuche der katholischen Kirche, worin es zu einer langen Auseinandersetzung über die Inkarnation bei der Messe kommt. Der 2. Teil der Schrift hält dem weltlichen Adel vor, wie er regieren solle. Das „Concilium“ (Zürich 1525, 1526, Bern um 1550) wird persönlicher, indem einige bibelkundige und im theologischen Streitgespräch bewanderte Bauern mit den Doktoren Eck, Fabri, Murner und andern über die an der kommenden Badener Disputation auftretenden Fragen (Papsttum, Heiligenverehrung, Messe, Fasten) disputieren. Schon wird die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Zins und Zehnten sowie der Obrigkeit aufgeworfen, die im „Rychsztag“ (Zürich 1526) das Hauptthema bildet. Im 1. Teil dieses „Spiel“ genannten Stückes mit deutlicher Erinnerung an die Bauernaufstände versucht E., Zwinglis Auffassung von der Notwendigkeit des Staates und den Rechten und Pflichten der Bürger darzustellen. Der 2. Teil ist eine in polemischer Sprache gehaltene Auseinandersetzung mit Thomas Murner, E.s größtem Gegner auf katholischer Seite. Ein Lied auf Ecks und Fabers Badenfahrt ist die mattere Nachahmung des Gedichtes gleichen Inhalts von Niklaus Manuel. Als letztes, sicher von E. verfaßtes Stück gilt das in gröbste Ausfälle sich ergehende „Schmachlied auf Murner“.

  • Werke

    Weitere W Klag d. Gloubens, der Hoffnung u. ouch Liebe, üb. Geystl. u. Weltl. Stand d. Christenheit, Zürich wahrsch. 1526; Rychsztag, ebd. 1526, Straßburg 1539 (einschl. Concilium), Basel 1592;
    Ein hüpsch lied Doctor Johansen Ecken u. Fabers badenfart betreffende, wahrsch. 1526; Uff Doctor Thoma Murners Cal., Ein Hübsch Lied, 1527, abgedr. b. S. Vögelin (s. L).

  • Literatur

    ADB V;
    W. Scherer, Gesch. d. dt. Lit., 1881, S. 288;
    S. Vögelin, in: Jb. f. Schweizer. Gesch. VII, 1882 (W, L);
    J. Strickler, Aktenslg. z. Schweizer. Ref.gesch. V, 1884;
    Goedeke II, S. 272, 294, 341 f.;
    J. Bächtold, Gesch. d. dt. Lit. in d. Schweiz, 1892, S. 293 ff.;
    E. Egli, in: Analecta Reformatoria I. Dokumente u. Abhh. z. Gesch. Zwinglis u. s. Zeit, 1899, S. 92 u. ö.;
    F. Humbel, in: Ulrich Zwingli u. s. Ref. im Spiegel d. gleichzeitigen schweizer. volkstüml. Lit., 1912;
    A. Corrodi-Sulzer, in: Zwingliana 4, 1926, Nr. 1, S. 337-40;
    J. Nadler, Lit.Gesch. d. dt. Schweiz, 1932, S. 158 f.;
    E. Ermatinger, in: Dichtung u. Geistesleben d. dt. Schweiz, 1933, S. 159-63;
    O. Vasella, in: Zs. für Schweizer. KG 30, 1936, S. 37-48.

  • Autor/in

    Hans Stricker
  • Zitierweise

    Stricker, Hans, "Eckstein, Utz" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 305-306 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119660431.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eckstein: Ulrich genannt Utz E., Pfarrer, großentheils im Canton Zürich (in Thalwyl 1527—28, Rorschach 1528, Altstätten 1530, Zollikon 1534, Uster 1536—58), protestantischer Polemiker, in den Jahren 1526 und 27 litterarisch thätig. In einem satirischen Liede schildert er das Religionsgespräch zu Baden (Grüneisen, Manuel S. 216, 416; Wackernagel, Kirchenlied 3, 402) Seine übrigen Sachen haben dramatische Form, man kann sie Disputationen nennen. Im „Dialogus“ unterreden sich Adam und Christus über Bilder- und Heiligendienst. In der „Klag des Glaubens“ disputirt die Wahrheit zu Rom mit dem Papst und seinen Beamten über den reinen Glauben, zu Regensburg mit deutschen Fürsten und Herren über die Bauern, den Adel und die Rechte der Obrigkeit. Im „Concilium“ disputiren die Doctoren Eck, Faber, Murner u. a. mit einigen Bauern, welche eine sehr unwahrscheinliche Schriftgelehrsamkeit entwickeln Im „Reichstag“, der sich am meisten der Form des Bühnendramas nähert, disputiren Bauern und Junker: die Bauern sollen auch künftig zinsen, die weltliche Gewalt soll bestehen bleiben, aber sich nach Gottes Ordnung halten. E. hat offenbar Freude an öffentlichen Verhandlungen wie Sixt Birk (s. d.). Er ist oft breit, lehrhaft, langweilig: aber sein Naturalismus schafft anschauliche Bilder des wirklichen Lebens. Er hat von Manuel die charakteristische amengebung gelernt und ist als Dichter von ähnlicher Bedeutung für Zürich wie Manuel für Bern.

    • Literatur

      Weller, Volkstheater der Schweiz, S. 112—130; Annalen I, 306. — J. M. Wagner im Serapeum 1862. S. 118. — Sal. Vögelin, Neujahrsbl. von Uster 1867, S. 6—8. — Keßler, Sabbata 2, 171.

  • Autor/in

    Scherer.
  • Zitierweise

    Scherer, Wilhelm, "Eckstein, Utz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 636 unter Eckstein, Ulrich [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119660431.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA