Lebensdaten
1499 – 1578
Geburtsort
Gundenlingen bei Sempach (Kanton Luzern)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Humanist ; von Zwingli angestellter Professor des Griechischen in Zürich
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119605562 | OGND | VIAF: 53772990
Namensvarianten
  • Clivanus, Rudolfus
  • am Bül, Rudolfus
  • Bül, Rudolf
  • mehr

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Zitierweise

Collinus, Rudolfus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119605562.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bauer.

  • Biographie

    Nach Studien in Basel, Wien und Mailand nahm C. 1522 eine Lehrerstelle im Kloster Sankt Urban (Kanton Luzern) an, obwohl er schon seit 1519 mit Zwingli befreundet war, zog aber 1524 unter Verzicht auf eine Chorherrenpfründe in Beromünster nach Zürich. Dort lernte er das Seilerhandwerk, das er als Meister bis 1529 ausübte und auch Thomas Platter beibrachte; daneben beteiligte er sich an einem Freischarenzug nach Waldshut und 1525 am Feldzug Herzog Ulrichs von Württemberg. Nachdem er das Zürcher Bürgerrecht gekauft hatte, wurde er von Zwingli 1526 als Professor für Griechisch angestellt; als solcher wirkte er an der Großmünsterschule bis an sein Ende, während seine Verwendung in diplomatischen Missionen mit Zwinglis Tode aufhörte. Seine vielen Gelegenheitsgedichte blieben ungedruckt.

  • Werke

    u. a. Selbstbiogr. (bis 1531), in: Misc. Tigurina I, Zürich 1722, dt. Übers, v. S. Vögelin, in: Zürcher Taschenb. 2, 1859, S. 179-220.

  • Literatur

    ADB IV;
    K. Furrer, R. C., 1862;
    HBLS I, 1921.

  • Porträts

    Stich v. C. Meyssens, 1660, nach J. Asper (Bibl. nat. Paris).

  • Autor/in

    Alfred Hartmann
  • Zitierweise

    Hartmann, Alfred, "Collinus, Rudolfus" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 325 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119605562.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Collin: Rudolf C., ein bekannter schweizerischer Humanist, intimer Freund des Reformators Zwingli, hieß eigentlich Ambüel und nannte sich auch Clivanus — beides, nach Sitte der damaligen Gelehrten, Uebersetzungen des deutschen Namens. Geboren zu Guntolingen (im schweizer. Canton Luzern) im J. 1499, faßte er später seine Lebensschicksale in das Epigramm zusammen: „Gundelii natus, 2) studiosus, 3) restio, 4) miles, 5) Mox Tiguri civis, 6) deinde professor eram, 7) Nunc quoque in extremis, qualis me cunque manet fors, Sors haec in manibus stat, Deus alme, tuis.“ Seine Entwicklungsgeschichte hat Aehnlichkeit mit derjenigen des berühmten, ebenfalls Seiler gewordenen Thomas Platter, der eine Zeit lang bei C. in Zürich das Seilerhandwerk erlernte und in seiner Autobiographie diese Episode launig beschreibt. Auch C. ging durch die Schule der Armuth. Nach dem Besuch der Schulen zu Münster und Luzern erhielt er durch die Verwendung von Gönnern die Vergünstigung, in Basel (besonders unter Glarean) Mathematik zu studiren, begab sich hernach nach Wien und hörte hier den Vadian, setzte seine Studien in Mailand (unter Caelius Rhodiginus und Stephanus Niger) fort, erhielt später eine Schulmeisterstelle (1521) zu St. Urban in seinem Heimathcanton und wurde, als er auf dem Wege nach Constanz durch Zürich (1524) passirte, von Zwingli und Myconius beredet, die lutherische Confession anzunehmen. Hier lernte er (für 18 Gulden) um des lieben Brotes willen das Seilerhandwerk, zog es aber bald vor (1525), bei Herzog Ulrich von Würtemberg Kriegsdienste zu nehmen. Nach dessen Flucht nahm er den Abschied und kehrte zu seinem Beruf und nach Zürich zurück. Hier kaufte er sich (1526) das Bürgerrecht und wurde in demselben Jahre, als Jakob Ceporinus (s. d.) gestorben war, zu dessen Nachfolger in der griechischen Professur ernannt, mußte aber bei der magern Besoldung noch durch Weiterführung des Seilerhandwerks und durch Kostgeberei seine Familie erhalten. Indessen auch diese sehr mannigfaltige Thätigkeit wurde unterbrochen durch mehrere diplomatische Reisen, 1528 in Begleitung Zwingli's nach Bern zum Religionsgespräch, 1529 nach Marburg (in derselben Angelegenheit), in demselben Jahre nach Venedig, wo er, nach dem weit aussehenden Plane Zwingli's, die Abschließung eines Schutz- und Trutzbundes mit der freien Republik bewirken sollte, unter dem Vorgeben, die spanisch-österreichische Macht zu paralisiren (ein abenteuerlicher Plan, an welchem Collin's Diplomatik scheitern mußie) — endlich in Sachen des Herzogs Ulrich von Würtemberg nach Frankreich (1531). Es ist ein bezeichnender Zug im Leben dieses Gelehrten, daß er trotz seiner bittern Armuth eine der ihm vom venetianischen Dogen geschenkten goldenen Kronen zum Ankauf eines — Aristophanes verwandte! Von nun an scheint sich C, ziemlich ungestört seiner Professur gewidmet zu haben bis zu seinem Tode in Zürich (9. März 1578). In seinen verschiedenen Vorlesungen erklärte er Homer, Aristophanes, Hesiod, Xenophon, Plutarch, Jsocrates, Demosthenes und Nonnus; wenigstens waren lange Zeit noch handschriftliche Erklärungen zu diesen Schriftstellern in Zürich vorhanden. Er lehrte auch neben Pellican und Myconius an dem von Zwingli ins Leben gerufenen humanistischtheologischen Institut und war thätig bis zur letzten Stunde seines Lebens. In seiner späteren Periode verlor er die Lust an den Profaschriftstellern ("profanorum scriptorum pertaesus sacris immori cupiebat"). C. ist (oder soll sein?) Autor der zu Basel unter dem Pseudonym Dorotheus Camillus erschienenen lateinischen Uebersetzung des Euripides, ferner der „Demosthenis orationes Olynthiacae latine redditae“ (Frankf. 1585), der „Argumenta singul. capit. in Evangel. Math.“, der „Epigrammata ad viros clarissimos, collegas suos“, mehrerer „Epicedia“ (Zürich bei Froschauer, wenn diese nicht vielmehr von seinem Sohne Joh. C. sind), der „Heroica de pugna Capellana“ etc.

    • Literatur

      Vgl. über ihn die Vita ab ipso descripta (Tigur. 1722, und in den Miscell. Tigur. I, 1—29; deutsch übersetzt von Sal. Vögelin im Zürchertaschenbuch 1859). — Kour. Furrer, R. Collin, ein Charakterbild, Halle 1862. — Leu, Schweiz. Lexikon sub v. Collin.

  • Autor/in

    Mähly.
  • Zitierweise

    Mähly, "Collinus, Rudolfus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 410-411 unter Collin, Rudolf [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119605562.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA