Lebensdaten
1537 oder 1538 – 1612
Geburtsort
Bamberg (Stadt oder Hochstift)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Jesuit ; Mathematiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118880632 | OGND | VIAF: 46873973
Namensvarianten
  • Schlüssel, Christoph
  • Clavius, Christoph
  • Schlüssel, Christoph
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Zitierweise

Clavius, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118880632.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Über Eltern und Jugend C. wissen wir nichts, auch sein deutscher Name ließ sich bisher nicht feststellen. 1555 trat er in den Jesuitenorden ein, studierte in Coimbra (Portugal) und lehrte seit 1565 ohne Unterbrechung am Jesuitenkolleg in Rom. Seine Verdienste liegen weniger auf dem Gebiete der Astronomie (In sphaeram Joannis de sacro Bosco, Rom 1570, Astrolabium, ebenda 1573) als vielmehr auf dem der Mathematik. Sein berühmtestes Werk Euclidis Elementorum libri XV (Rom 1574, mit einem 16. Band von C. selbst, beste Gesamtausgabe „Opera Mathematica“, 5 Bände, Mainz 1612 [P]) hatte großen Einfluß und Beachtung nicht nur in Europa gefunden, sondern wurde zum Beispiel auch von seinem Schüler Matteo Ricci ins Chinesische übersetzt. Nicht wegen der Originalität der Erkenntnisse und Theorien, sondern wegen seiner bewunderungswürdigen Gabe, mit der er alle Erkenntnisse der Mathematik seiner Zeit erklärte und verständlich machte, erhielt er den Ehrentitel „Euklid des 16. Jahrhunderts“.

    C. war einer der Hauptmitarbeiter an der Gregorianischen Kalenderreform (1577–82) und scheint der endgültige Redaktor der Reformbeschlüsse gewesen zu sein. Von den Päpsten Gregor XIII. und Clemens VIII. wurde er beauftragt, den neuen Kalender zu kommentieren und ihn gegen die Angriffe der Protestanten zu verteidigen (Novi calendarii romani apologia …, Rom 1595).

  • Literatur

    ADB IV;
    M. Cantor, Vorlesungen üb. Gesch. d. Mathematik II, 1913, S. 555-57;
    J. B. Barnickel, Der Bamberger Mathematiker u. Astronom P. Ch. C. u. d. Kalenderreform, in: Altfranken 5, 1929, 6, 1930;
    E. C. Phillips, The Correspondence of Father Christopher C. S. J., in: Archivum historicum S. J., 8, Rom 1939, S. 193-222;
    K. Arneth, Der dt. Name d. Chr. C., in: Fränk. Land in Kunst, Gesch. u. Volkstum (Beil. z. Neuen Volksbl. Bamberg), 1, 1953, Nr. 10 (P);
    Pogg. I;
    Sommervogel II;
    Enc. Catt.

  • Porträts

    Kupf. d. Fr. Villaemoena in Rom, 1606;
    Messinggedenktafel in d. Martinskirche (jetzt in d. Theol.-Philos. Hochschule) zu Bamberg; Gem. in: Univ. Tübingen u. München, Hist. Ver. Bamberg u. Gem.slg. Pommersfelden, Nr. 148.

  • Autor/in

    Edmondo Lamalle SJ
  • Zitierweise

    Lamalle SJ, Edmondo, "Clavius, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 279 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118880632.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Clavius: Christoph C., geb. 1537 in Bamberg, 6. Februar 1612 in Rom (natürlichen Todes, und nicht durch einen Stier, wie mehrfach angegeben, getödtet). Sein Familienname ist Schlüssel, den er latinisirte. Er trat in den Jesuitenorden, studirte in Coimbra (wo er 1596 eine Sonnenfinsterniß beobachtete, bei der nach seiner Angabe die Dunkelheit so groß war, daß er seine Schritte (?) nicht hat sehen können), war 14 Jahre Lehrer der Mathematik am Collegium seines Ordens in Rom, stand wegen seiner Gelehrsamkeit in hohem Ansehen und stieg bis zum Cardinal empor. Er wurde mit Egnatius Dante, den beiden Brüdern Lilius u. A. vom Papst Gregor XIII. zur Kalenderverbesserung berufen, hat darüber am ausführlichsten im 5. Buche seiner „Opera mathematica“ berichtet und über die Verbesserung einen erbitterten Streit mit Scaliger, Calvisius und Maestlin geführt. Nach damaliger Sitte nannte er sein Werk eine Commentatio in sphaeram Sacrobosco, doch ist wenig oder nichts von Sacrobosco darin enthalten. Sein Werk ist betitelt: „Christofori Clavii Bambergensis, e Societate Jesu, opera mathematica quinque tomis distributa“, Moguntiae 1612. Im ersten Buche gibt er Commentare zu Euklid und Theodosius, bespricht die trigonometrischen Functionen Sinus, Tangente und Secante, sowie die ebene und sphärische Trigonometrie; im zweiten Buche behandelt er|die praktische Geometrie, die praktische Arithmetik und Algebra; im dritten Buche gibt er die Commentare zu der Sphäre des Sacrobosco und beschreibt das Astrolabium; im vierten Buche sind enthalten acht Abschnitte Geometrie, dann behandelt er die Verfertigung und den Gebrauch der Sonnenuhren und begründet die Theorie derselben; das fünfte Buch gibt wie schon erwähnt die Reformen des Kalenders. Von besonderer Wichtigkeit ist das dritte Buch, in welchem er Partei gegen die Copernicanischen Lehren nimmt. Er hält es für unmöglich, daß, wie Copernicus lehre, die Erde mehrere Bewegungen gleichzeitig haben könne und schreibt doch später selbst dem Monde sechs Bewegungen zu. Die Größenangaben der Himmelskörper entnimmt er dem Maurolykus; so gibt er der Sonne 5½ Erddurchmesser, den Fixsternen erster Größe 4¾ Erddurchmesser, den Fixsternen sechster Größe 2⅝ Erddurchmesser. Er untersucht ferner, in welcher Jahreszeit Gott die Welt geschaffen habe, wofür er den Frühlingsanfang festsetzt. Die Sonnenfinsterniß bei Christi Geburt läßt er dadurch entstehen, daß Gott den Mond rückwärts geschoben habe. Um Anhänger der Kirche zu sein und keine Deutung der heiligen Bücher zuzulassen, verfällt er in seinen theoretischen Ansichten vollständig in Irrthümer und stellt eine Menge absurder Behauptungen auf. Trotz seiner großen Gelehrsamkeit hat er die Astronomie nicht gefördert und die durch Copernicus aufgestellte Lehre in keiner Weise aufhalten können.

    • Literatur

      Delambre, Astronomie moderne T. II, p. 48—75, wo eine Analyse seiner Opera sich befindet.

  • Autor/in

    Bruhns.
  • Zitierweise

    Bruhns, Christian, "Clavius, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 298-299 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118880632.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA