Lebensdaten
1809 – 1855
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Den Haag (an d. Cholera)
Beruf/Funktion
Staatswissenschaftler ; Politiker ; Nationalökonom
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118831208 | OGND | VIAF: 59881044
Namensvarianten
  • Fallati, Johannes Baptista
  • Fallati, Johannes
  • Fallati, Johannes Baptista
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Zitierweise

Fallati, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831208.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Aloysius (Louis) (1760–1822), Kaufm. in Hamburg, S d. Kaufm. Carlo in Rovigo/Oberitalien;
    M Rosalia (1778–1851), T d. Johs. Baptist Gall (1750–1821), Handelsherr u. letzter reg. Bgm. v. Weilderstadt;
    B Karl Nik. (1803–68), Badearzt in Wildbad; ledig.

  • Biographie

    In Italien, in Hamburg, dann in Stuttgart aufgewachsen, studierte F. seit 1828 in Tübingen und Heidelberg die Rechte und widmete sich dem Sprachenstudium und der Dichtkunst; immer wieder suchte der musisch veranlagte Mann durch Reisen in fast allen europäischen Ländern seine Bildung abzurunden. 1837 trat er, zunächst Privatdozent, seit 1838 außerordentlicher und seit 1842 ordentlicher Professor für Statistik und politische Geschichte, in die Tübinger staatswirtschaftliche Fakultät ein und übernahm 1850 als Nachfolger des ihm nahe befreundeten Robert Mohl auch die Stelle des Oberbibliothekars. Sein wissenschaftliches Werk ist ganz beherrscht vom Geist der Hegelschen Philosophie, mit dem er sich bereits in der Studienzeit erfüllt hatte. Es zeigt F. in seinen politischen Ansichten als einen jener Gemäßigt-Liberalen, die schon früh erkannten, welch schwierige Probleme die soziale Umschichtung im Zeitalter der Auflösung der alten Ordnung und des Frühindustrialismus aufwarf. Er drängte auf einen Ausgleich der Verdienstmöglichkeiten, mühte sich um eine Klärung der Begriffe Sozialismus und Kommunismus und vertrat – wie so viele Zeitgenossen – den|Assoziationsgedanken als ein Mittel zur Lösung der „sozialen Frage“. Die Bewegung von 1848 warf F. in die Politik: Als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung (Mitglied des Volkswitschaftlichen Ausschusses) und Unterstaatssekretär im Reichshandelsministerium unter A. Duckwitz sowie als einer der Führer des Württemberger, später des Augsburger Hofes hat er – früh schon unter Paul Pfizers Einfluß dem kleindeutschen Gedanken anhängend – die Politik der liberalen Mitte gefördert und mit ihr nach der Gothaer Versammlung seine Hoffnungen vorläufig begraben. Seine im Effekt freilich vergebliche Arbeit im Ministerium galt in erster Linie der Schaffung eines Reichskonsulatswesens, der Befreiung und Regelung der deutschen Flußschiffahrt und der Errichtung einer statistischen Zentralbehörde für ganz Deutschland. F. war ein charakteristischer Repräsentant des altliberalen Juste Milieu süddeutscher Prägung.

  • Werke

    Üb. d. sog. materielle Tendenz d. Gegenwart, 1842;
    Einl. in d. Wiss. d. Statistik, 1843;
    zahlr. Aufsätze üb. Statistik, Völkerrecht, soz. Fragen etc. in: [Cottas] Dt. Vjschr. u. ZStW, u. a. Das Vereinswesen als Mittel z. Sättigung d. Fabrikarbeiter, in: ZStW 1-11, 1844, S. 737-91;
    Zur Verständigung üb. Begriff u. Wesen d. Sozialismus u. Kommunismus, ebd. 4, 1847, S. 290-319;
    K. Klüpfel, Aus J. F.s Tagebüchern u. Briefen, Ein Btr. z. Gesch. d. J. 1848, in: Württ. Vjhh. f. Landesgesch., Jg. 8, 1885, S. 1-36. – Mithrsg.: ZStW 1-11, 1844-55.

  • Literatur

    ADB VI;
    R. Mohl, in: ZStW 11, 1855, S. 669-88 (W);
    K. Geiger, F. als Tübinger Oberbibliothekar, in: Zbl. f. Bibl.wesen 25, 1908;
    K. Bach, J. F. als Politiker, Ein Btr. z. Gesch. d. liberalen Bewegung u. d. Rev. v. 1848/49, Diss. Tübingen 1922 (W, L, Qu.);
    V. Valentin, Gesch. d. dt. Rev. v. 1848–49, 2 Bde., 1930 f.;
    C. Meitzel, in: Hdwb. d. Staatswiss. III, ⁴1926, S. 921. – Zu B Karl Nik.: Lex. d. Hamburg. Schriftst. II, 1854.

  • Porträts

    Gem. v. C. Müller, 1848 (Tübingen, Univ.).

  • Autor/in

    Erich Angermann
  • Zitierweise

    Angermann, Erich, "Fallati, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 17-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831208.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fallati: Johannes F., Statistiker und Nationalökonom, geb. 15. März 1809 zu Hamburg, wo sein von Rovigo eingewanderter Vater Kaufmann war. In Stuttgart besuchte er das obere Gymnasium, in Tübingen und Heidelberg machte er von 1828—32 seine Universitätsstudien, bestand 1833 die erste juristische Staatsprüfung, ging alsdann auf Reisen, war einige Jahre Actuar bei dem Stadtgericht in Stuttgart, habilitirte sich 1837 in Tübingen als Privatdocent für Statistik und neuere Geschichte und wurde 1838 außerordentlicher und 1842 ordentlicher Professor. Im J. 1839 hielt er sich längere Zeit in England auf, wo er sein besonderes Augenmerk auf die socialistischen Bestrebungen richtete. 1848 wurde er von dem Bezirk Herrenberg-Horb als Abgeordneter zur Frankfurter Nationalversammlung gewählt, im August wurde er zum Unterstaatssecretär im Reichshandelsministerium ernannt. Am 24. Mai 1849 trat er mit 20 Anderen aus der Nationalversammlung aus. Im Herbst kehrte er in seinen früheren Wirkungskreis nach Tübingen zurück, übernahm 1850 auch die Stelle eines Oberbibliothekars der Universität und starb 1855 den 5. Oct. auf einer Reise im Haag. Er war ein sehr vielseitig gebildeter Mann von anziehender Persönlichkeit. Er schrieb eine „Einleitung in die Statistik“, 1843, und mehrere Abhandlungen in die Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft, die er von 1844—55 redigirte.

  • Autor/in

    Klüpfel.
  • Zitierweise

    Klüpfel, Karl, "Fallati, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831208.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA