Lebensdaten
1823 – 1914
Geburtsort
Pleß (Pszczyna, Oberschlesien)
Sterbeort
Waldsieversdorf bei Buckow (Mark Brandenburg)
Beruf/Funktion
Architekt ; Stadtbaumeister in Köln
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118828940 | OGND | VIAF: 13104472
Namensvarianten
  • Raschdorff, Julius
  • Raschdorff, J. C.
  • Raschdorff, J. W.
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Raschdorff, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118828940.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    Köln 1859 Jenny Petitpierre (1830 ? -1902);
    2 S Franz (1858–88), Otto (1854–1915), Prof., Geh. Reg.rat (s. W, L), beide Mitarb. R.s.

  • Biographie

    R. besuchte die Volksschule in Pleß und das Gymnasium in Gleiwitz, wo er 1842 das Abitur ablegte. Nach Abschluß einer Feldmesserlehre in Oppeln und entsprechender Tätigkeit 1844/45 studierte R. an der Berliner Bauakademie, wo er 1848 die Prüfungen als Bauführer, 1853 als Baumeister ablegte. Zunächst war R. bei der Westfäl. Eisenbahn tätig (Hochbauten an d. Strecke Münster-Rheine-Osnabrück), seit 1854 bekleidete er das Amt des Stadtbaumeisters in Köln. Hier war er bis 1872 mit der Wiederherstellung zahlreicher mittelalterlicher Kirchen (u. a. St. Gereon, St. Maria Lyskirchen, St. Andreas) sowie Bauten aus Mittelalter und Renaissance (Haus Gürzenich in Köln nach Vorentwurf v. E. Zwirner) befaßt, was seine weitere Stilentwicklung hin zum Historismus beeinflußte. Während seiner Frühzeit der spätklassizistischen „Berliner Schule“ zugehörig, wandte er sich seit den 60er Jahren mehr und mehr einer üppigen Neorenaissance zu. 1872-78 führte R. als freier Architekt im Rheinland zahlreiche private und öffentliche Aufträge aus. Seit Nov. 1869 auch Baurat in Berlin, wurde er 1878 zum Professor an der TH Charlottenburg ernannt, wo er bis 1911 lehrte. Seit etwa 1880 begann er in Berlin und Umgebung eine umfangreiche Bautätigkeit (seit 1885 unter Mitwirkung seines Sohnes Otto). Einen Höhepunkt seiner Karriere, die sich auch in einer Fülle von Ehrungen und Mitgliedschaften in Kommissionen und Akademien des In- und Auslandes spiegelt, stellte die Ernennung zum Dombaumeister 1892 dar.

    R.s Hauptwerk (unter Mitarb. seines Sohnes Otto) ist der ev. Dom gegenüber dem früheren Berliner Schloß (nach e. Wettbewerb 1867 geplant seit 1884, erbaut 1894-1905). Der Dom als Hofkirche und „Hauptkirche“ des dt. Protestantismus sollte auch eine Art „Denkmal“|der Hohenzollerndynastie sein. Er wurde, etwa hinsichtlich der Höhe, als Konkurrenz zum Kölner Dom verstanden und sollte nach Ansicht Kg. Wilhelms I. (nachmalig Ks. Wilhelms I.) auch mit St. Peter in Rom, dessen Kuppel nachgeahmt wurde, rivalisieren. Schon zur Planungszeit war das Projekt umstritten, für Ks. Wilhelm II. war der fertige Bau zu „katholisch“. Seine schweren, für Berlin untypischen Formen der röm. Hochrenaissance und seine Unmaßstäblichkeit wurden bis heute eher negativ beurteilt.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ver. Berliner Architekten (1846, stellv. Vors. 1884–86);
    preuß. Kronen-Orden III. Kl. (1865);
    wirkl. Mitgl. d. Ak. d. Künste in Wien (1868);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Künste zu Berlin (1874);
    ghzgl. hess. Rr.kreuz I. Kl. (1876);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Bauwesens, Berlin (1880);
    Roter Adler-Orden III. Kl. u. bayer. Maximilians-Orden f. Wiss. u. Kunst (1881);
    Mitgl. d. Belg. Ak. d. Künste zu Brüssel (1882);
    preuß. Geh. Reg.rat (1884);
    korr. Mitgl. d. Royal Inst. of British Architects, London (1886);
    Ehrenmitgl. d. Polytechn. Inst. zu Rio de Janeiro (1886);
    Komturkreuz II. Kl. mit Krone d. schwed. Gustav Wasa-Ordens (1887);
    preuß. Kronen-Orden II. Kl. (1890);
    ausw. Mitgl. d. Schwed. Ak. d. Künste zu Stockholm (1891);
    Dr.-Ing. E. h. (TH Charlottenburg 1894);
    Ehrenmitgl. d. St. Petersburger Architekten-Ver. (1901);
    Gedenktafel in Pleß (2000).

  • Werke

    Weitere W Trier, Rathaus, 1856;
    Köln u. Rheinlande: zahlr. Schulbauten, Geschäfts- u. Wohnhäuser, Heil- u. Pflegeanstalten, 1854–78, u. a. Hilfskrankenhaus Köln, 1861/62, Pflegeanstalt Knechtsteden, 1858, Bürgerhospital Köln, 1868;
    Köln, Wallraf-Richartz-Mus. (nach Skizzen v. F. A. Stüler), 1856-61;
    Berlin/Potsdam: Fertigstellung d. v. F. Hitzig u. R. Lucae begonnenen Hauptgebäudes d. TH Charlottenburg, 1881-84, gleichzeitig d. nebenstehende Chem. Inst. (unter Benutzung e. Skizze v. Hitzig);
    engl. Kirche im Monbijoupark 1884/85 (zerstört);
    1888-90 Mausoleum f. Ks. Friedrich III. u. Ksn. Victoria in d. Friedenskirche in Potsdam;
    zahlr. Grabbauten u. Epitaphien, u. a. das neugot. Mausoleum f. Hermann Gf. v. Arnim im Schloßpark v. Bad Muskau (1888). – Schrr.:
    Das Kaufhaus Gürzenich in Cöln, 1863;
    Das Baurecht in d. Preuss. Rheinprov. u. denjenigen Ländern, in welchen d. Bürgerl. Gesetzbuch Gültigkeit hat, 1869;
    Die Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden, 1874;
    Baukunst d. Renaissance, Entwürfe v. Studierenden, 4 Bde., 1880-90;
    Rhein. Holz- u. Fachwerksbauten d. 16. u. 17. Jh., Nach Originalzeichnungen v. J. C. R., hg. v. Otto Raschdorff, 1895;
    zahlr. Aufss., meist in d. Zs. f. Bauwesen. – Zeichnerischer Nachlaß: Plankammer d. TU Berlin.

  • Literatur

    Die engl. Kirche im Garten v. Schloss Monbijou, in: Dt. Bauztg. 19. Jg., 1885, S. 557 ff.;
    Architekten-Ver. zu Berlin u. Vereinigung Berliner Architekten (Hg.), Berlin u. seine Bauten, 1896, Bd. 2, S. 287-95 (TH);
    Ks. Friedrich III. Mausoleum zu Potsdam, Erbaut v. J. C. R., Dombaumeister zu Berlin, 1899;
    Aufzeichnungen aus d. Leben u. Schaffen d. Architekten Prof. J. C. R., 1903 (W-Verz., P);
    Bernhard Hoffmann, in: Cbl. d. Bauverw. 34, 1914, S. 500-02 (P);
    E. Börsch-Supan, Berliner Baukunst nach Schinkel, 1840–1870, 1977, S. 658 f. (Ausst. u. Schrr. bis 1875);
    K.-H. Klingenburg, Der Berliner Dom, Bauten, Ideen u. Projekte v. 15. Jh. bis z. Gegenwart, 1987;
    U. Kieling, Berliner Privatarchitekten u. Eisenbahnbaumeister im 19. Jh., 1988, S. 55-57;
    ThB;
    Dict. of Art;
    zu Otto:
    Wi. 1914;
    DBJ I, Tl.;
    Dt. Bauztg. 49, 1915, S. 484.

  • Porträts

    Photo in „Aufzeichnungen aus d. Leben u. Schaffen …“, 1903, Vorsatzbl. (s. L).

  • Autor/in

    Michael Bollé
  • Zitierweise

    Bollé, Michael, "Raschdorff, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 155-156 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118828940.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA