Lebensdaten
1867 – 1929
Geburtsort
Naumburg/Saale
Sterbeort
Bad Wiessee (Oberbayern)
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11877378X | OGND | VIAF: 17313994
Namensvarianten
  • Heinze, Richard
  • Heinze, R.

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Zitierweise

Heinze, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11877378X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (s. 1);
    B Rudolf (s. 3);
    - Straßburg 1899 Johanna (1876–1951), T d. Romanisten Gustav Gröber ( 1911, s. NDB VII);
    2 S.

  • Biographie

    H. besuchte die Nikolaischule in Leipzig und studierte 1885-87 Klassische Philologie in Leipzig bei O. Ribbeck, dann 1887 in Bonn bei H. Usener und F. Bücheler (Promotion 1889, 1890 Staatsexamen) und ließ noch ein Semester in Berlin bei Th. Mommsen folgen. Nachdem er fast das ganze Jahr 1892 in Italien verbracht hatte, habilitierte er sich 1893 in Straßburg mit dem Buch über Xenokrates. Seine dortige Dozententätigkeit, während derer er besonders G. Kaibel nahetrat, unterbrach er im Winter 1896/97 durch eine Griechenlandreise. 1900 erhielt er ein Extraordinariat in Berlin, 1903 ein Ordinariat in Königsberg. 1906 folgte er einem Ruf nach Leipzig, wo er bis zu seinem Tode lehrte. – Die Wirkung der Lehrer H.s auf seine Wesensart und wissenschaftliche Forschung tritt in mannigfaltiger Hinsicht zutage: An Büchelers Schule erinnert die strenge Exaktheit philologischer Kritik, sichere Beherrschung der Sprache und schärfste Bemühung um die präzise Klärung jeder einzelnen Textstelle; von Mommsen gefördert ist die Neigung zur Behandlung von Problemen des römischen Staates, des öffentlichen Lebens in seinen Formen, verbunden mit ungewöhnlicher Kenntnis des römischen Rechtes in seinen Institutionen und seiner Wirkung in der Politik und Gesellschaft. Usener war H.s Meister vielleicht weit mehr noch als die beiden genannten im Studium der hellenistischen Philosophie, Kultur und Religion, auch um das Nachwirken in der römischen Literatur aufzuweisen, namentlich auf Horaz, Lukrez und Vergil; an Ribbeck gemahnten feinstes Kunstverständnis, Geschmack, das Erfassen der Teile als Glieder eines Ganzen und formende Synthese. Jedoch das für H. Bestimmende umgreifen diese Züge noch nicht. Er zeigt ganz Eigenes, über die Wirkung seiner Lehrer hinaus, wohl in höherem Maße als sein nächster Mitschüler und Mitforscher E. Norden, der ein viel engerer Schüler seiner Bonner Lehrer geblieben ist. Das Besondere H.s, womit er, wegbahnend und erfolgreich eine neue, noch lebendige Epoche der Latinistik inaugurierte, ist der Nachweis der römischen Gestaltung des von den Griechen Übernommenen, die Entdeckung des Eigenwertes und der Eigenständigkeit der römischen Literatur. Diese Erkenntnis bestimmt bereits den Petronaufsatz (1899), sie gewinnt mehr und mehr ihre Prägung in den Horazkommentaren, in denen er A. Kießlings Absicht, Horaz als den getreuen Schüler der Griechen zu zeigen, in den einzelnen Auflagen immer entschiedener verlassend, den Nachweis erbrachte, daß Horaz der am meisten römische unter den von den Griechen gebildeten lateinischen Dichtern sei. Das klassische Muster dieser Betrachtung ist das Virgilbuch, die erste Analyse der dichterischen Großkomposition eines römischen Dichters überhaupt, um diesen in seiner Eigenheit zu verstehen; auch die Abhandlungen über die lyrischen Verse des Horaz und Ovids elegische Erzählung gehören hierher, dann vor allen die Untersuchungen aus H.s letzten Jahren, beginnend im Grunde bereits 1908 mit der Arbeit über „supplicium“, in denen er die Methode der Dichtererklärung auf die Deutung von Eigenarten des öffentlichen Lebens der Römer und ihres Volkscharakters übertrug, die Rektoratsrede über die Ursachen der Größe Roms (1921) und die beiden Abhandlungen über Auctoritas (1925) und Fides (1929). Allenthalben ist derselbe Geist am Wirken, der, aufs feinste Unterschiede sehend, diese klar zu formulieren und tiefgründig zu deuten vermag. – H.s Art der Interpretation lateinischer Dichter und seine Methode begriffsgeschichtlicher Untersuchungen sind Allgemeingut der klassischen Philologie geworden.

  • Werke

    De Horatio Bionis imitatore, Diss. Bonn 1889;
    Xenokrates, Darst. d. Lehre u. Slg. d. Fragmente, 1892;
    T. Lucretius Carus, De rerum natura, Buch III, 1897;
    Horaz' Oden u. Epoden, erklärt v. A. Kießling, erneuert v. R. H., ³1898, ⁷1930;
    Horaz' Briefe, erklärt v. dems., erneuert v. R. H., ²1898, ⁴1914;
    Horaz Satiren, erklärt v. dems., erneuert v. R. H., ³1906, ³1921;
    Virgils epische Technik, 1903, ⁵1965;
    Tertullians Apologeticum, in: SB d. Sächs. Ges. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 62, 1911, H. 10;
    Die lyr. Verse des Horaz, ebd. 70, 1918, H. 4;
    Ovids eleg. Erz., ebd. 71, 1919, H. 7;
    Die augusteische Kultur, 1930, ³1960;
    Vom Geist d. Römertums, Ausgew. Aufsätze, hrsg. u. eingel. v. E. Burck, ³1960 (W-Verz. S. 456-58, P).

  • Literatur

    A. Körte, Worte zum Gedächtnis an R. H., in: Berr. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., 81, 1929, H. 2 (W);
    ders., in: DBJ XI, S. 123-29 (u. Tl. 1929, W, L);
    F. Klingner, in: Gnomon 6, 1930, S. 58-62;
    E. Norden, R. H., Ein Gedenkbl., in: Humanistisches Gymnasium, 1930, S. 21-24;
    H. Fuchs, in: Mus. Helveticum 4, 1947, S. 147 ff.;
    R. Kößling, R. H., in: Bedeutende Gel. in Leipzig I, hrsg. v. M. Steinmetz, 1965, S. 159-65 (W, L, P).

  • Autor/in

    Hellfried Dahlmann
  • Zitierweise

    Dahlmann, Hellfried, "Heinze, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 447-448 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11877378X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA