Lebensdaten
1889 – 1943
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Historiker ; Politiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118749749 | OGND | VIAF: 807836
Namensvarianten
  • Rosenberg, Arthur
  • Rosenberg, A.
  • Rosenberg, Artur
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Zitierweise

Rosenberg, Arthur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749749.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Henry, vermutl. aus Rosenberg (Rószahegy. Komitat Liptó, Ungarn), Kaufm. in B.;
    M Helene N. N. ( um 1937);
    ⚭ Ella Wöhlmann (1895–1985), aus Köslin, emigrierte 1933 mit R. über England n. N. Y.;
    2 S Wolfgang (* 1922), Peter Michael (* 1936), beide in d. USA, 1 T Liselott (Lisle) (1921–91).

  • Biographie

    Nach Absolvierung des humanistischen Gymnasiums 1907 studierte R. an der Univ. Berlin Klassische Altertumswissenschaft. Seine Lehrer waren Otto Hirschfeld (1843–1922) und Eduard Meyer (1855–1930). 1911 promoviert, habilitierte er sich im Frühjahr 1914 mit einer Arbeit über den Staat der alten Italiker. Unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs und der Novemberrevolution wandte R. sich der äußersten Linken zu. Über die USPD kam er 1920 zur KPD, die er 1921-24 in der Berliner Stadtverordnetenversammlung vertrat. 1924-28 war er Abgeordneter im Reichstag, wo er sich v. a. als Mitglied des Untersuchungsausschusses für die Ursachen des Zusammenbruchs einen Namen machte. Anfangs ein Vertreter der „ultralinken“ Richtung in der KPD, gehörte R. zunächst der Berliner Bezirksleitung, 1924/25 auch der Zentrale sowie dem Politbüro der Partei an. Nach seinem Bruch mit der KPD und dem Parteiaustritt im April 1927 blieb R. als unorthodoxer Marxist mit Sympathien für den linken Flügel der SPD akademisch und publizistisch tätig. Eine gelegentlich behauptete Mitgliedschaft in der SPD ist nicht nachweisbar. 1930 wurde der Privatdozent für Alte Geschichte gegen den Willen der Fakultät zum nichtbeamteten ao. Professor an der Univ. Berlin ernannt. Zugleich war er als Studienassessor und Hilfslehrer an Berliner Schulen tätig. Im Sept. 1933 entzog ihm das preuß. Kultusministerium die Lehrbefugnis; kurz darauf emigrierte R. mit seiner Familie zunächst nach Zürich, 1934 nach Liverpool (England), wo er an der Universität einen Lehrauftrag erhielt. 1938 ging er als Professor für Geschichte an das Brooklyn College nach New York.

    Bis 1914 hatte sich R. bereits einen Namen als Althistoriker gemacht. Langfristige Bedeutung gewann er aber als Historiker des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Als Referent für die „Dolchstoßlegende“ im Reichstagsuntersuchungsausschuß eignete sich R. genaue zeitgeschichtliche Quellenkenntnisse an. Hieraus entstanden seine beiden Hauptwerke, „Die Entstehung der dt. Republik“ (1928; engl. 1931, ital. 1947) und die im Exil fertiggestellte „Geschichte der dt. Republik“ (1935, engl. 1936, ital. 1945). Mit einer marxistisch fundierten Betrachtungsweise, die Sozial-, Verfassungs- und politische Geschichte miteinander verknüpfte, und einer Orientierung am Leitbild eines demokratischen Sozialismus arbeitete er aus seiner Sicht wichtige Faktoren für das Scheitern des dt. Nationalstaats heraus. Hierzu gehörten die verfassungspolitischen Probleme des Kaiserreichs ebenso wie die mangelnde sozialistische Ausgestaltung der Revolution 1918/19. Auch wenn R. gelegentlich zu einer allzu deterministischen Sichtweise neigte, antizipierte bzw. beeinflußte er doch bedeutende Forschungsthesen und -kontroversen der 1960er und 1970er Jahre. Seine Schriften zur Geschichte des Bolschewismus und der Arbeiterbewegung wurden zwar zeitgenössisch stark rezipiert, übten aber keinen vergleichbar langfristigen Einfluß aus.

  • Werke

    Weitere W Unterss. z. röm. Zenturienvfg., Diss. Berlin 1911 (Nachdr. 1975);
    Der Staat d. alten Italiker. Vfg. d. Latiner, Osker u. Etrusker, 1913;
    Gesch. d. Bolschewismus v. Marx b. z. Gegenwart, 1932 (Nachdr. 1975;
    ital. 1933, engl. 1934, norweg. 1935, franz. 1936, hebr. 1936, dän. 1974);
    Gesch. d. dt. Rep., 1935 (Neuausg. mit: Die Entstehung d. dt. Rep., u. d. T.: Entstehung u. Gesch. d. Weimarer Rep., hg. v. K. Kersten, 1955. Nachdr. 1988);
    Demokratie u. Sozialismus, Zur pol. Gesch. d. letzten 150 J., 1938 (Nachdr. 1962, 1971;
    engl. 1939, ital. ²1973);
    Demokratie u. Klassenkampf, Ausgew. Stud., hg. u. eingel. v. H.-U. Wehler, 1974.

  • Literatur

    H. Schachenmeyer, A. R. als Vertreter d. hist. Materialismus, 1964;
    Hermann Weber, Die Wandlung d. dt. Kommunismus, II, 1969 (P);
    F. L. Carsten, A. R. als Pol., in: Gesch. u. Ges., FS f. K. Stadler z. 60. Geb.tag, 1974, S. 267-80;
    Rudolf Wolfgang Müller u. Gert Schäfer (Hg.), „Klassische“ Antike u. moderne Demokratie, A. R. zw. alter Ges. u. Zeitgesch., Pol. u. pol. Bildung, 1986 (W, L);
    G. Schäfer, A. R., Verfechter rev. Realpol., in: Ketzer im Kommunismus, 1993, S. 74-92 (2000, S. 101-22);
    A. Wirsching, Pol. u. Zeitgesch., A. R. u. d. Berliner Phil. Fak. 1914-1933, in: HZ 269, 1999, S. 561-602;
    L. Riberi, A. R., Democrazia e socialismo tra storia e politica, 2001 (W, L);
    M. Keßler, A. R., Ein Hist. im Za. d. Katastrophen (1889–1943), 2003;
    Enc. Jud.|1971;
    H. Berding, in: H.-U. Wehler (Hg.), Dt. Historiker IV, 1972, S. 81-96;
    BHdE I;
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
    C. Epstein, A Past Renewed, 1993.

  • Autor/in

    Andreas Wirsching
  • Zitierweise

    Wirsching, Andreas, "Rosenberg, Arthur" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 61-62 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749749.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA