Lebensdaten
1767 – 1810
Geburtsort
Siffian bei Bozen
Sterbeort
Bozen
Beruf/Funktion
Tiroler Freiheitskämpfer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118732366 | OGND | VIAF: 75289037
Namensvarianten
  • Mayr, Peter
  • Mayr, Pether

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Zitierweise

Mayr, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118732366.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter (1729–1806), Bauer in S., S d. Bauern Peter (1690–1761) u. d. Gertraud Paur aus dem Sarntal (1705–51);
    M Maria (1743–1815), T d. Bauern Martin Unterhofer aus Oberbozen (1711–1801) u. d|Maria Paur (1716–49);
    1799 Maria (1773–1827), T d. Lehrers u. Organisten Franz Fuchs (1738–1803) in Gries am Brenner u. d. Claudia Staud (1742-vor 1803), Kellnerin zu Unteratzwang;
    3 S, 2 T.

  • Biographie

    M. erhielt während seiner Grundschulausbildung auch eine solide religiöse Erziehung. 1795 übernahm er das Wirtshaus zum Weißen Kreuz an der Landstraße südlich von Klausen, das gewöhnlich „beim Schaber“ genannt wurde. Am 8.11.1804 erwarb er das Gasthaus an der Mahr an der Brennerstraße südlich von Brixen. Wie viele Wirte in Tirol, spielte auch M. eine bedeutende Rolle beim Freiheitskampf gegen das Napoleonische Frankreich und seine Satelliten. Schon am 3.4.1797 bewährte er sich als gewählter Anführer der Rittner Schützen im Scharmützel auf dem Grumereck gegen eine franz. Abteilung, die ihren Versuch, den Ritten zu ersteigen, aufgeben und nach Bozen zurückweichen mußte. Nach Tirols Einverleibung in das neugeschaffene Kgr. Bayern wurde sein Gasthaus zu einem Treffpunkt der mit den neuen politischen Verhältnissen unzufriedenen Tiroler. Im Schmiedhäusl hinter seinem Gasthof fanden geheime Zusammenkünfte statt, u. a. am 25.11.1807 unter Führung Andreas Hofers der sog. „Bauernkonvent“, auf dem beschlossen wurde, die Anordnungen Bayerns in kirchlichen Belangen nicht zu befolgen und „die Schänder der Gotteshäuser“ zum Schutze des kath. Glaubens aus dem Lande zu vertreiben. Doch sollte zunächst eine Bittschrift an Kg. Max I. gerichtet werden. Diese Eingabe wurde von den bayer. Behörden beschlagnahmt und die Unterzeichner verwarnt.

    Bei der unmittelbaren Vorbereitung der Tiroler Erhebung kehrte Andreas Hofer auf seiner Rückreise von Wien bei verschiedenen Wirten in Tirol ein und besprach mit ihnen die geplanten Aktionen, damit sie die Schützen und Bauern ihrer Umgebung verständigten. M. übernahm diese Aufgabe für seinen Umkreis und kämpfte am 25. sowie 29.5.1809 an der Spitze der Pfeffersberger gemeinsam mit Josef Eisenstecken am Bergisel.

    Als nach dem Waffenstillstand von Znaim (12.7.1809) die österr. Truppen aus Tirol abberufen worden waren und die Franzosen beinahe kampflos Innsbruck besetzt hatten, trafen sich M. und der Sternwirt Peter Kemenater aus Schabs beim Kreuzwirt Martin Schenk in Brixen zu einer Lagebesprechung. Sie beschlossen, Munition und Lebensmittel zu beschaffen, die Brixner Klause zu befestigen, die Ladritscher Brücke abzubrechen und auf den Höhen der Eisackschlucht Material für Steinlawinen aufzuschichten. Als gewählter Vertrauensmann der Stadt Brixen und ihrer Umgebung sperrte M. mit Schützenkompanien aus dem unteren Eisack- und westlichen Pustertal die Eisackschlucht nördlich von Oberau und rieb am 4./5.8.1809 gemeinsam mit Josef Speckbacher die vor allem aus sächs. Truppen bestehende Division Rouyer auf; die dortige Talenge wird heute noch „Sachsenklemme“ genannt. Marschall Lefèbvre, der am 6. August mit 7000 Mann in Sterzing eintraf, mußte sich daraufhin nach Innsbruck zurückziehen. In der vierten Bergiselschlacht am 13.8. bildeten die von M. befehligten Kompanien aus Süd- und Nordtirol das Zentrum des tirol. Aufgebotes; nach der Befreiung des Landes kehrte er als „anerkannter Unterkommandant“ heim. Als dann am 1.11.1809 die letzte Bergiselschlacht verloren ging und Andreas Hofer aufgeben wollte, setzte sich M. mit anderen Schützen bei der Zusammenkunft vom 5. November in Steinach am Brenner für die Fortsetzung des Kampfes ein. Er rückte mit Eisacktaler Schützen ins Pustertal vor und schlug die Truppen General Ruscas an der Mühlbacher Klause dreimal zurück, mußte aber beim vierten Ansturm weichen und zog sich ins Sarntal zurück. Als er vernahm, daß Andreas Hofer von einigen kampflustigen Heißspornen im Sandhof noch einmal zum Weitermachen umgestimmt worden war, wagte M. einen Versuch zur Befreiung Brixens, mußte aber schließlich einsehen, daß jeder weitere Widerstand aussichtslos geworden war. Er flüchtete und versteckte sich im Leitererhäusl in Feldthurns, wurde aber verraten und am 8.2.1810 als Gefangener nach Bozen gebracht. Die letzten Tage verbrachte er im St. Afra-Haus, wo zuvor auch Andreas Hofer eingekerkert gewesen war. Das Kriegsgericht verurteilte M. am 14.2. zum Tode, doch erreichte seine mit den Kindern herbeigeeilte Frau, daß General Baraguay d'Hilliers das Urteil unter dem Vorwand eines Formfehlers aufhob und ein neues Verfahren einleitete. Damit erhielt M. die Möglichkeit, sich zu retten, indem er öffentlich erklärte, von der Proklamation des Vizekönigs Eugène Beauharnais vom 12.11.1809, wonach das Tragen von Waffen bei Todesstrafe verboten worden war, nie etwas gehört zu haben. Doch der redliche Mann wollte sein Leben nicht durch eine Lüge erkaufen. Daraufhin trat das Kriegsgericht am 19.2. erneut zusammen und bestätigte das Todesurteil, das am 20.2.1810, dem Todestag Andreas Hofers, unweit der heutigen Talferbrücke vollstreckt wurde. Der Leichnam|wurde auf dem Bozner Friedhof bei der Propsteikirche beigesetzt.

  • Literatur

    F. J. A. Schneidawind, Das Regiment d. Herzöge v. Sachsen am 4. u. 5. August b. Oberau u. Unterau in Tirol, 1852;
    J. Psenner, P. M., Wirt an d. Mahr, 1892;
    ders., P. M., Wirt an d. Mahr, 1907;
    W. Kuk, Die Tiroler Wirte 1809, 1909;
    K. v. Breitenberg, P. M. als Anführer d. Rittner im Gefecht vom April 1797, in: Der Schlern 33, 1959, S. 284 f;
    H. Kunzendorf, Ich sage d. Wahrheit, Ein Ereignis, v. d. kein dt. Gesch.buch berichtet, o. J.;
    K. Mittermaier, P. M., Wirt an d. Mahr, 1982;
    H. Hochenegg, Bibliogr. z. Gesch. d. Tiroler Freiheitskampfes v. 1809, 1960;
    J. Feichtinger, Tirol 1809 in d. Lit., 1984;
    W. Köfler, Tirol 1809-1984, Neue Lit. üb. d. Tiroler Aufstand aus Anlaß d. Gedenkj., in: Innsbrucker Hist. Stud. 9, 1986, S. 253-60. – Romane: P. Rosegger, P. M., Der Wirt an d. Mahr, 1893;
    H. Klier, Feuer in d. Nacht, e. P. M.-Buch, 1959. – Bühnenstücke u. a. v. G. Tress (1900), G. Kraus (1906), F. v. Scala (³1909), M. Buol (1909), H. Renz u. N. Mantl (1959). – Gedichte u. a. v. A. Frhr. v. Mages, A. Flir, A. Gf. Wolkenstein, A. v. Wallpach, Ch. K. Westermann, B. Hunold u. J. G. Oberkofler (vertont v. J. Meßner).

  • Porträts

    Keine zeitgenöss. Porträts;
    spätere Bilder u. a. v. A. Egger-Lienz, F. Schmutzer, R. Loritza.

  • Autor/in

    Helmut Gritsch
  • Zitierweise

    Gritsch, Helmut, "Mayr, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 566-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118732366.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mayr: Peter M., einer der Bauernführer im Tiroler Freiheitskriege, wurde am 15. August 1767 auf dem Köhlhofe in Siffian geboren als Sohn des dortigen Kohlbauern Peter Mayr. Ueber seine Jugend ist nichts bekannt, sie dürfte auch nicht eben reich an Ereignissen gewesen sein. Im J. 1795 übernahm M. das an der Landstraße unterhalb Klausen gelegene Wirthshaus und verheirathete sich am 22. April 1799 mit Maria Fuchs, welche in Unteratzwang als Kellnerin bedienstet gewesen war. Fünf Jahre später brachte er das dreiviertel Stunden südlich Brixen an der Poststraße nach Bozen gelegene Mahrwirthshaus käuflich an sich. Als nach Jahresfrist Tirol im Preßburger Frieden an Baiern abgetreten ward, wurde auch das Wirthshaus an der Mahr Sammelpunkt der erbitterten Bewohner und während der Vorbereitungen zu den ruhmreichen Kämpfen des Jahres 1809 fungirte M. als Vertrauensmann der Stadt und Umgebung von Brixen, nahm in dieser Eigenschaft Theil an den Berathungen, doch trat er erst in dem dritten Kampf um die Befreiung des Landes in den Vordergrund der Ereignisse. Als die französischbairische Division Rouyer Anfang August gegen Sterzing vorrückte, sammelte M. das Aufgebot, ließ die Thalenge von Oberau absperren und brachte hier in der „Sachsenklemme“ dem Gegner am 4. August eine furchtbare Niederlage bei. Infolge einer Verwundung eine Zeitlang kampfunfähig, wirkte M. dann überaus erfolgreich für die Verpflegung der Landstürmer und nahm nach seiner Genesung wieder Theil an den Kämpfen der nächsten Zeit, die mit dem Rückzuge des Marschalls Lefebre endeten. Die Nachricht von dem Abschlusse des Schönbrunner Friedens, 14. October 1809, erfuhr M. wol auch, aber er glaubte nicht daran und trat mit allem Eifer für die Fortsetzung des Kampfes ein. Nachdem Tirol vollständig niedergeworfen war und die Leiter der Volksbewegung geächtet wurden, suchte M. sein früher schon manchmal benutztes Versteck im „Leitererhäusel“ bei Velthurns auf, wo er thatsächlich bis zum Februar 1810 unentdeckt blieb. Am 8. Februar aber fiel er, durch den Verrath eines Gemeindegenossen, der den ausgesetzten Preis gewinnen|wollte, in die Hände der französischen Häscher. M. wurde zum Tode verurtheilt, doch das Verdict durch General Baraguay eines Formfehlers wegen cassirt und ein neues Verfahren eingeleitet. Es lag in der Hand Mayr's sich zu retten; er hätte nur den Rath seines Vertheidigers befolgen und in Abrede stellen sollen, daß er das vicekönigliche Patent vom 12. November, in welchem das Tragen von Waffen mit Todesstrafe belegt worden war, gekannt habe. Der ehrliche Mann, dem jede Lüge verhaßt war, wies diese Zumuthung entschieden zurück und trotz allem Zureden, aller Bitten seines Weibes erklärte er fest: „Ich will mein Leben nicht durch eine Lüge erkaufen!“ Peter M., der Wirth in der Mahr, wurde am 20. Februar 1810, an demselben Tage, da Andreas Hofer in Mantua füsilirt wurde, in Bozen erschossen.

    • Literatur

      Peter Mayr, Wirth an der Mahr. Herausgegeben anläßlich der Feier des zehnjähr. Bestandes d. Museums in Bozen, 1892. Im Selbstverlage d. Museums in Bozen. — Staffler, Tirol u. Vorarlberg. Innsbruck 1844. II, 104.

  • Autor/in

    Criste.
  • Zitierweise

    Criste, Oscar, "Mayr, Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 280-281 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118732366.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA