Lebensdaten
1726 – 1799
Geburtsort
Kassel
Sterbeort
Kassel
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
calvinistisch
Normdaten
GND: 118681346 | OGND | VIAF: 40172509
Namensvarianten
  • Du Ry, Simon Ludwig
  • Ry, Simon Louis du
  • Du Ry, Simon Louis
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Du Ry, Simon Louis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118681346.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Charles Louis s. Genealogie (1);
    1766 Marie Charl. ( 1773), T des Joh. Adam Kopp (1698–1748), hessischer Vizekanzler in Marburg/Lahn (s. ADB XVI);
    1 S Charles (Karl) Louis (1771–97), Architekt, 3 T.

  • Biographie

    Nach Unterweisungen durch seinen Vater besuchte D., der künstlerisch lebendigste Vertreter dieser Familie, das Collegium Carolinum seiner Vaterstadt und war 1746-48 auf Kosten seines Landesherrn Schüler des schwedischen Hofarchitekten Carl Harlemann in Stockholm. Jedoch konnte ihm dieser nur geringe Anregungen vermitteln, so daß D. auf eigenen Wunsch wiederum auf landesfürstliche Kosten die Pariser Bauakademie von Jacques François Blondel besuchte, wo sich sein Stilwandel zum Klassizismus anbahnte. 1752 kehrte er über Holland zurück, wurde anfangs 1753 zum fürstlichen Baumeister ernannt und konnte sofort eine Studienreise nach Italien antreten. Nach Palladiostudien in Vicenza verfaßte D. im fürstlichen Auftrag in Neapel einen Bericht über die Ausgrabungen in Herculanum und blieb dann bis 1756 in Rom, wo er Kunstwerke und Kopien nach der Antike für die Kasseler Sammlungen ankaufte. Außerdem schuf er das „Livre d'études“, eine Sammlung antiker Bauaufnahmen nebst Zeichnungen von kunstgewerblichen Gegenständen. Hier in Rom erfolgte D.s endgültiger Stilwandel vom Rokoko zum Klassizismus. 1766 Professor für Baukunst am umgestalteten Collegium Carolinum und ein Jahr danach zum Hofbaumeister ernannt, trat er zunächst als Städtebauer mit der Erweiterung der Oberneustadt hervor, nachdem er zuvor ab 1752 den Schloßbau zu Wilhelmsthal nach Plänen François Cuvilliés dem Älteren zu Ende geführt hatte. 1767 trat D. mit Landgraf Friedrich II. seine 2. Italienreise an. 1785 wurde er zum Oberbaudirektor ernannt und 10 Jahre später Direktor der Akademie der Baukunst sowie Vizepräsident und ständiger Sekretär der 1777 gegründeten Akademie der Künste. Seine Bauten sind weit mehr als französischen Vorbildern einem Klassizismus verpflichtet, der den Geist des italienischen Barock nicht verleugnet, wobei aber die bewegten und von Rokokodekor überspielten Bauformen beruhigt und geglättet erscheinen. D.s bedeutendste architektonische Leistung bildet das 1769-76 erbaute Museum Fridericianum zu Kassel, das er sich nach dem Muster der Bologneser Akademie als eine Zusammenfassung von Kunstschule, Anatomie und Museum mit Bibliothek dachte, wobei auch die Astronomie nicht fehlen durfte; für diese hat er den mittelalterlichen Zwehrenturm als Sternwarte ausgebaut. Beim 1776-83 für den Paderborner Fürstbischof Wilhelm von Westphalen errichteten Schloß Fürstenberg bei Büren verzichtete er auf jegliche Fassadengliederung durch Säulen und Pilaster, so daß der gesamte Baukörper flächig und zurückhaltend repräsentativ erscheint. In seiner bei der Ausführung veränderten Planung für das Wilhelmshöher Schloß (1787–91) ging er von Juvaras Palazzo Madama in Turin aus. Der englische Palladianismus, der von der Gemahlin Friedrichs II., der englischen Prinzessin Maria, vermittelt worden ist, gab D. spürbare Anregungen zum Bau der kleinen Schlösser Montcheri (1787–89) in Hofgeismar und Lodge (nach 1791) in Bad Nenndorf. Seine katholische Elisabethkirche in Kassel stellt den bedeutendsten Sakralbau in seinem Oeuvre dar. Sie nimmt hinter einer Palastfassade den Grundgedanken der Versailler Schloßkapelle auf, ohne aber dabei eklektizistisch zu wirken.

  • Werke

    Weitere W s. ThB.

  • Literatur

    H. K. Boehlke, S. L. D. als Stadtbaumstr. Landgf. Friedrich II. v. Hessen-Kassel, Diss. Göttingen 1953 (ungedr.).

  • Porträts

    Gipsbüste, um 1760 (Hess. Landesmus. Kassel);
    Ölgem. v. J. H. Tischbeind. Ä. , 1766 (Privatbes.), Abb. b. O. Gerland (s. L).

  • Literatur

    zum Gesamtartikel: O. Gerland, Die Gesch. d. Fam. D., in: Die franz. Colonie, 7. Jg., 1893, S. 16-18; ders., Paul, Charles u. Simon Louis D., 1895 (P);
    W. Kramm, Kassel, Wilhelmshöhe, Wilhelmstal, 1933;
    G. Dehio u. E. Gall, Hdb. d. Dt. Kunstdenkmäler, Niedersachsen u. Westfalen, 1935, S. 274;
    dies., Nördl. Hessen, 1950, S. 13-16 u. ü.;
    P. du Colombier, L'architecture Française en Allemagne au XVIIIe siècle, Paris 1956, S. 226-43; ThB (unter Ry).

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Du Ry, Simon Louis" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 203-204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118681346.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA