Lebensdaten
erwähnt 13. – 21. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Adelsfamilie ; Freiherren ; Grafen ; Reichsfürsten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118622420 | OGND | VIAF: 57407823
Namensvarianten
  • Taxis
  • Tasso
  • Taci
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Thurn und Taxis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622420.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Seit der Mitte des 13. Jh. ist die Familie Tasso (Taci, Taxi, Tassis, Taxius, Thassis, Thargis, Tazzis) in Camerata Cornello (heute Prov. Bergamo) nachweisbar, 1474 ein Gabriel de Tassis als päpstl. Postmeister. 1489/90 werden in den Innsbrucker Rechnungsbüchern Kg. Maximilians Gelder für die Postdienste Janetto de Tassis’ (eingedeutscht Johann Dachs, auch Dax, 1518), seines Bruders Francesco (Franz v. Taxis, 1459–1517) und deren beider Neffe Johann(es) Baptista (1470– 1541) verzeichnet. Der Postkurs verlief von den Niederlanden über Innsbruck nach Italien, zunächst konzipiert als exklusive Habsburgerpost im entstehenden Großreich. Doch schon um 1500 beförderten die Taxis zur Deckung ihrer Unkosten zusätzlich private Sendungen, sie gerieten in eine „eigentümliche Zwitterstellung“ (Behringer) zwischen Fürstendiener und Unternehmer.

    Franz übersiedelte nach Mecheln, dann nach Brüssel; seit März 1501 firmierte er als „capitaine et maître de nos postes“ für Maximilians Sohn Ehzg. Philipp, Regent der Niederlande. 1512 wurde er durch Maximilian I. in den erblichen Reichsadel erhoben; das Wappen zeigt Posthorn, Adler und Dachs. Verträge von 1505, 1516 und 1517 zwischen den ersten Habsburgern auf dem span. Thron, Philipp I. und Karl I. (V.), sowie Franz und Johann Baptista T. fixierten Postrouten, Beförderungszeiten und eine Mischfinanzierung des Unternehmens aus span.-habsburg. Zahlungen und Portoerhebungen. Dazu trat eine Übertragung von Hoheitsrechten auf die taxisschen Postmeister und ein Monopol. Brüssel wurde zum Zentrum der europaweit expandierenden „Companía de Tassis“; doch nicht immer erkannten die taxisschen Nebenlinien in Spanien, Böhmen, Lothringen, Antwerpen, Mailand-Rom, Trient, Innsbruck, Venedig, Augsburg oder Füssen das Seniorat des Brüsseler Generalpostmeisters an.

    Die span. Staatsbankrotte der zweiten Hälfte des 16. Jh. brachten die Post an den Rand des Zusammenbruchs. Bis 1595/97 setzte Ks. Rudolf II. mit Johann(es) Baptistas Sohn Leonhard (Lenart) v. Taxis (1521–1612) eine Postreform durch, die das Postgeneralat der Taxis auch im Hl. Römischen Reich festschrieb („Reichsgeneralpostmeister“), das Unternehmen finanziell sanierte und ihm als Reichs-Post erneut eine Monopolstellung garantierte. Die Stammroute wurde, durch den Anschluß von Köln (1577), Frankfurt/M. (1603), Nürnberg, Prag und Leipzig (1615) sowie Regensburg (1618), zu einem Netz ausgebaut. 1608 wurde Leonhard in den Reichsfreiherrenstand erhoben, 1615 erhielt sein Sohn Lamoral (1557–1624) von Ks. Matthias das Generalpostmeisteramt als Erbmannlehen (ab 1621 auch Weiberlehen) und 1624 rückte er in den Grafenstand auf.

    Nach dem frühen Tod Leonhards (II.) (1594–1628) übernahm dessen Witwe Alexandrine de Rye (1589–1666) für ihren Sohn Lamoral (II.) Claudius (1621–76) bis 1646 die Leitung der Post, deren Existenz sie im 30jährigen Krieg zu sichern verstand. Allerdings etablierten sich nach dem Westfäl. Frieden z. B. in Brandenburg und Sachsen dauerhaft Landesposten. Von Alexandrine und Lamoral (II.) veranlaßte genealogische Bemühungen führten zum Konstrukt einer Abstammung vom Mailänder Geschlecht der Torriani, repräsentativ publiziert in der „Généalogie de la très-illustre, très-ancienne et autrefois souveraine Maison de la Tour“ (Brüssel 1709). Bereits 1650 erkannte Ks. Ferdinand III. diese Abstammungslegende an; der Name wurde zu Thurn und Taxis erweitert und das Wappen um Turm und Löwe gemehrt: Eugen Alexander (1652–1714), Sohn Lamorals (II.), schloß die Standeskarriere des Hauses 1695 mit seiner Erhebung zum Reichsfürsten durch Ks. Leopold I. ab. Vorausgegangen waren 1670 der Erwerb der Herrschaften Braine-le-Château und Haute-Ittre im Hennegau, 1700 folgte das Territorium Impden in den Niederlanden.

    Der Span. Erbfolgekrieg, in dem die Herrschaften im Hennegau vorübergehend und das später nur mehr gepachtete niederl. Postgeneralat endgültig verlorengingen, veranlaßte Anselm Franz (1681–1739) 1702 zur Übersiedlung nach Frankfurt/M., wo als Residenz das Palais Thurn und Taxis 1739 fertiggestellt wurde. Die Überwachung des Briefverkehrs von Gegnern der Habsburger, seit dem 16. Jh. sporadisch auf expliziten ksl. Befehl hin praktiziert, wurde im 18. Jh. systematisiert. Als Alexander Ferdinand (1704–73) mit dem kurzlebigen wittelsbach. Kaisertum Karls VII. 1742–45 sympathisierte und dafür mit dem Amt des Prinzipalkommissars am kurzzeitig in Frankfurt tagenden Immerwährenden Reichstag belohnt wurde, spielte bei der rasch folgenden Aussöhnung mit dem Wiener Hof auch die Kooperationsbereitschaft des Hauses T. bei der Briefspionage eine Rolle. Flächendeckend wurden in wichtigen Postämtern sog. Logen eingerichtet, die verdächtige Briefe öffneten und kopierten.

    1748 wurde Alexander Ferdinand von Ks. Franz I. Stephan erneut zum Prinzipalkommissar am Immerwährenden Reichstag in Regensburg berufen. Im selben Jahr folgte die dauerhafte Übersiedlung in die Donaustadt. Ausschlaggebend für die Ernennung waren die engen Beziehungen des Generalerbpostmeisters zu vielen Reichsständen und die hohen Einkünfte aus der Post, die zur angemessenen Repräsentation des Kaisers befähigten. Bis zum Ende des Reiches 1806 stellten die T. ununterbrochen den Prinzipalkommissar. Gegen erhebliche Widerstände erfolgte 1754 die Aufnahme in den Reichsfürstenrat. Ein dazu eigentlich erforderliches fürstenmäßiges Territorium im Kerngebiet des Reichs erwarb der „Fürst ohne Land“ erst 1785 für 2,1 Mio. fl. mit der gefürsteten Grafschaft Friedberg-Scheer und führte dort für wenige Jahre ein dezidiert aufgeklärtes Regiment.

    Durch Revolution und Koalitionskriege gingen unter Alexander Ferdinands Sohn Karl Anselm (1733–1805) 1790 die Posten in Flandern und Brabant verloren, 1792 die Postämter Mainz und Frankfurt/M., 1793 Köln und 1794 die niederl. Post. Ein im Anschluß an den Frieden von Lunéville 1801 geschlossener Postvertrag mit Frankreich besiegelte das Ende der taxisschen Post in den linksrhein. Gebieten, bestätigte aber ihren Status quo im restlichen Reich. Der Reichsdeputationshauptschluß erneuerte diese Garantie, zugleich wurden die T. für ihre Einkommensminderung durch den Verlust der linksrhein. Post u. a. mit den im Umfeld ihrer Reichsgrafschaft liegenden Reichsabteien Marchtal und Neresheim sowie dem Stift und der Stadt Buchau entschädigt.

    War das Haus 1803 noch Profiteur, wurde es 1806 – trotz intensiver diplomatischer Bemühungen Karl Alexanders (1770–1827) und seiner Frau Therese (1773–1839) – Opfer der Mediatisierung: Nach dem Ende des Reiches verlor es seine staatlichen Hoheitsrechte an Württemberg, Bayern und Hohenzollern-Sigmaringen; aus den souveränen Fürsten wurden Standesherren. Zudem erloschen das Prinzipalkommissariat und das Reichspostlehen. Viele Mittelstaaten nahmen die Post in eigene Regie (z. B. Württemberg 1805, Bayern 1808, Baden 1811), ebenso Preußen in seinen Annexionsgebieten; es entstanden 43 Posten im Gebiet der ehemaligen Reichspost. Auf dem Wiener Kongreß erreichten die T., wieder vertreten durch Therese, auf der Basis von § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses ein Eigentumsrecht an der Post; seit 1803 vorgenommene Postenteignungen mußten zurückgegeben (z. B. Württemberg 1819) oder entschädigt werden. Preußen übergab 1819 das neugeschaffene Fst. Krotoszyn in Posen, von Bayern hatte das Haus schon 1812 Grundbesitz v. a. in und um Regensburg erhalten, darunter das säkularisierte Benediktinerkloster St. Emmeram. Die T. wurden dadurch zu Großgrundbesitzern und leiteten zusätzlich ein Privatunternehmen, das als drittgrößte und einzige nichtstaatliche von 17 Posten des Dt. Bundes v. a. den mitteldt. Raum bediente. Das Kloster St. Emmeram wurde im 19. Jh. aufwendig zum Schloß umgestaltet; gebaut wurden 1827–31 ein dreiflügeliger Marstall, 1836–41 eine neugotische|Gruftkapelle und 1883–88 ein 150 m langer Südflügel im Stil der Neorenaissance.

    Unterbrochen nur von Einbrüchen um 1848 florierte das Haus unter Maximilian Karl (1802–71) ökonomisch; in den ersten beiden Dritteln des 19. Jh. erzielte allein die Post einen durchschnittlichen Reingewinn von 450 000 fl. jährlich; hinzu kamen hohe Ablösegelder für Feudalrechte; neben die standesherrliche Qualität des Hauses trat verstärkt eine kapitalistische: Projekte wie die Gründung einer gesamtdt. Bundespost scheiterten allerdings oder wurden, wie eine Integration von Post und Eisenbahn unter eigener Regie, nicht in Angriff genommen. Nach der Verstaatlichung der Württ. Post 1851 gegen 1,3 Mio. fl. Ablöse zwang 1867 Preußen die traditionell habsburgfreundlichen T. gegen eine Entschädigung von 5 Mio. fl. zur vollständigen Abtretung ihrer Post. Die hohen Einnahmen wurden vorwiegend in Grunderwerb investiert; Kristallisationspunkte hierfür waren die Besitzungen in Schwaben und Ostbayern, dazu kamen seit 1822 bzw. 1872 große Zukäufe in Böhmen und Kroatien. Erlöse aus Land- und Forstwirtschaft, die in den 1830er Jahren zum ersten Mal in der Familiengeschichte die Postgewinne übertrafen, wurden mittelfristig zur wichtigsten Einnahmequelle; hinzu traten Gewinne aus Wertpapieren sowie böhm. Zuckerfabriken und Steinkohlezechen.

    Trotz großer Verluste durch die Bodenreformen nach 1918 in Polen, der Tschechoslowakei und Jugoslawien sowie einer unter Erbprinzenwitwe Helene von Bayern (1835–90) und deren Söhnen Maximilian Maria (1862–85) und Albert (1867–1952) zunehmenden Abkopplung von dynamischen Wirtschaftssektoren rettete das Haus Teile seiner finanziellen Potenz und eine gesellschaftliche Spitzenstellung ins 20. Jh. Alberts Sohn Franz Joseph (1893–1971) verlor seinen einzigen Erben Gabriel (1922–42) vor Stalingrad. Elitäre Vorbehalte gegen Massenbewegungen brachten das Haus auf Distanz zu den Nationalsozialisten; Franz Josephs Bruder und späterer Nachfolger als Chef des Hauses, Karl August (1898–1982), wurde 1944 von der Gestapo verhaftet und blieb bis Kriegsende in Haft. Unter seinem Sohn Johannes (1926–90) und dessen Ehefrau Gloria geb. Gräfin v. Schönburg-Glauchau (* 1960) erfolgte der Umbau des agrarwirtschaftlich orientierten Familien- zu einem diversifizierten, internationalen Großunternehmen. Aus der Ehe ging Albert II. (* 1983) hervor, seit seiner Volljährigkeit amtierender Chef des Hauses.

  • Literatur

    L ADB 37;
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    Frankfurter Biogr.;
    GHdA Fürstl. Häuser 19, 2011, S. 382–97; – Stammtafeln: Europ. Stammtafeln, V, Standesherrl. Häuser II, hg. v. D. Schwennicke 1988, Tafel 121–145B.

  • Porträts

    P Abb. in: Behringer, 1990 (s. L) u. M. Dallmeier u. M. Schad, Das Fürstl. Haus T. u. T., 300 J. Gesch. in Bildern, 1996.

  • Autor/in

    Christian M. König
  • Zitierweise

    König, Christian M., "Thurn und Taxis" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 230-232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622420.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA