Lebensdaten
1800 – 1856
Geburtsort
Donzdorf bei Göppingen (Württemberg)
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118616900 | OGND | VIAF: 137101
Namensvarianten
  • Staudenmaier, Franz Anton
  • Staudemnaier, F. A.
  • Staudenmaier, Fr. A.
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Zitierweise

Staudenmaier, Franz Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616900.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes, Schneidermeister in D.;
    M Theresia Hummel.

  • Biographie

    S. besuchte 1815–17 die Lateinschule in Gmünd und 1818–22 das Obergymnasium in Ellwangen. 1822 nahm er das Studium der kath. Theologie in Tübingen auf, u. a. bei Johann Adam Möhler (1796–1838) und Johann Sebastian v. Drey (1777–1853). 1826 wechselte er an das Rottenburger Priesterseminar, wurde hier im Folgejahr zum Priester geweiht und war anschließend in der Seelsorge tätig. 1828 ging er als Repetent an das Wilhelmsstift in Tübingen. 1830 wurde er als o. Professor der Dogmatik an die im selben Jahr errichtete Kath.-Theol. Fakultät Gießen berufen und kumulativ zum Dr. theol. promoviert. In Gießen initiierte S. mit Johann Evangelist Kuhn (1806–87), Johann Nepomuk Locherer (1773–1837) und Johann Baptist Lüft (1801–70) die „Jahrbücher für Theologie und christl. Philosophie“ (7 Bde., 1834–36, Nachdr. 1979), in denen er eigene Rezensionen und Abhandlungen publizierte. 1837 wechselte er als Professor für Dogmatik an die Freiburger theol. Fakultät, wo er die „Zeitschrift für Theologie“ (1839–49) gründete. Der während seines ganzen Lebens kränkliche S. konnte seit dem Wintersemester 1852/53 aufgrund von chronischen Kopfschmerzen und damit verbundenen Depressionen seinen Pflichten als Professor nicht mehr nachkommen und wurde 1855 pensioniert. In seinen Schriften ging es S. darum, in Auseinandersetzung mit dem phil. und theol. Denken seiner Zeit (v. a. Hegel, Schelling, Schleiermacher) das Christentum als die wahre Philosophie und Religion aufzuweisen. Bedeutsam in seinem thematisch weitgefaßten Schaffen sind besonders seine Ausführungen zur Anthropologie, zum Verhältnis von Glaube und Vernunft, von Offenbarung und Geschichte sowie zur Ekklesiologie und zur Eschatologie. 1834 erschien S.s „Encyklopädie der theol. Wissenschaften als System der gesammten Theologie“ ( ²1840, Nachdr. 1968), in der S. eine organische Zusammenschau der Theologie in ihrer Einheit von göttlicher Idee und geschichtlicher Offenbarung bietet. 1835 folgte S.s populärstes Werk „Der Geist des Christentums [ . . . ]“ ( ⁸1880), eine Einführung in den kath. Glauben anhand der Liturgie und des Kirchenjahres. Mit seiner „Darstellung und Kritik des Hegelschen Systems, Aus dem Standpunkte der christl. Philosophie“ (1844, Nachdr. 1966) prägte S. das kath. Bild Hegels bis weit in das 20. Jh. hinein.

    In den letzten Lebensjahren lag der Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Kampf gegen den Deutschkatholizismus und auf der Auseinandersetzung mit dem von S. als krisenhaft erlebten politischen Zeitgeschehen, dem er eine Erneuerung des Christentums entgegenzustellen suchte. Obwohl S. seine letzten großen Werke (Philos. d. Christenthums oder Metaphysik d. hl. Schr. als Lehre v. d. göttl. Ideen u. ihrer Entwicklung in Natur, Geist u. Gesch., 1. Bd., 1840, Nachdr. 1966; Die Christl. Dogmatik, 4 Bde., 1844–52, Nachdr. 1967) nicht mehr vollenden konnte, wirkten auch sie – nicht zuletzt durch die in ihnen aufgeworfenen Fragestellungen – bis weit in das 20. Jh. hinein nach.

  • Auszeichnungen

    A bad. Rat (1840);
    Ehrendomherr (1842);
    Domkapitular (1843);
    bad. GR (1848);
    Ehrenmitgl. d. Univ. Prag (1848);
    Abg. d. Ersten Kammer d. bad. Stände (1851/52).

  • Werke

    Weitere W Gesch. d. Bf.wahlen, 1830, Nachdr. 1972;
    Johannes Scotus Erigena u. d. Wiss. seiner Zeit, 1834, Nachdr. 1966;
    Der Pragmatismus d. Geistesgaben oder d. Wirken d. göttl. Geistes im Menschen u. in d. Menschheit, 1835, Nachdr. 1976;
    Geist d. göttl. Offenbarung, oder Wiss. d. Gesch.principien d. Christenthums, 1837, Nachdr. 1967;
    Über d. Wesen d. Univ. u. d. inneren Organismus d. Univ.wiss., 1839;
    Das Wesen d. kath. Kirche, 1845;
    Zum rel. Frieden d. Zukunft, 3 T., 1846–51, Nachdr. 1967;
    Frühe Aufss. u. Rezz. (1828–1834), hg. v. B. Casper, 1974.

  • Literatur

    ADB 35;
    F. Lauchert, F. A. S. (1800–1856 in seinem Leben u. Wirken dargest., 1901 (P);
    A. Burkhart, Der Mensch, Gottes Ebenbild u. Gleichnis, Ein Btr. z. dogmat. Anthropol. F. A. S.s, 1962;
    P. Hünermann, Trinitarische Anthropol. b. F. A. S., 1962;
    ders., F. A. S., 1975;
    B. Schrott, Die Idee in d. Gesch., Zur theol. Denkform F. A. S.s, 1976;
    A. Franz, Glauben u. Denken, F. A. S.s Hegelkritik als Anfrage an d. Selbstverständnis heutiger Theol., 1983;
    U. Scharfenecker, Die Kath.-Theol. Fak. Gießen (1830–1859), Ereignisse, Strukturen, Personen, 1998, S. 62–120 u. 586–617;
    B. Neumann, in: Theol. Revue 102, 2006, S. 101–12;
    Bad. Biogrr. II;
    RGG2–4;
    LThK1–3;
    Theologenlex.;
    BBKL X (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex. ³ (W, L).

  • Autor/in

    Burkhard Neumann
  • Zitierweise

    Neumann, Burghard, "Staudenmaier, Franz Anton" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 80-81 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616900.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Staudenmaier: Franz Anton St., katholischer Theologe, geb. am 11. Sept. 1800 zu Donzdorf, Oberamt Geislingen in Württemberg, am 19. Januar 1856 zu Freiburg im Breisgau. Er war der Sohn eines Handwerkers, wurde, als er 1814 aus der Elementarschule entlassen war, von seinem Vater in die Lehre genommen, erwirkte sich aber bald die Erlaubniß, zu studiren. Von den Patronatsherren seiner Heimath, den Grafen von Rechberg-Rothenlöwen unterstützt, besuchte er 1815—18 die lateinische Schule zu Gmünd, 1818—22 das Obergymnasium zu Ellwangen. Im Herbst 1822 wurde er in das Wilhelmsstift zu Tübingen aufgenommen und hörte nun die Vorlesungen namentlich von Drey, Herbst, Feilmoser, Hirscher und Möhler. 1825 erhielt er den Preis für die Bearbeitung der von der katholisch-theologischen Facultät gestellten Preisfrage: Quid auctoritatis quidque juris fuerit principibus christianis circa episcoporum electionem a Constantino M. ad hodierna usque tempora. Auf Veranlassung Möhler's erweiterte und überarbeitete er diesen Aufsatz und veröffentlichte ihn 1830 unter dem Titel: „Geschichte der Bischofswahlen, mit besonderer Berücksichtigung der Rechte und des Einflusses christlicher Fürsten auf dieselben“. Während seines Aufenthaltes im Priesterseminare zu Rottenburg 1826—27 verfaßte er eine Abhandlung über den „Pragmatismus der Geistesgaben“, der 1828 in der Tübinger Theologischen Quartalschrift gedruckt, 1835 in erweiterter Gestalt unter dem Titel „Der Pragmatismus der Geistesgaben oder das Wirken des göttlichen Geistes im Menschen und in der Menschheit“ erschien. Am 15. September 1827 zum Priester geweiht, war er einige Zeit zu Ellwangen und Heilbronn in der Seelsorge thätig, wurde aber schon am 21. Oct. 1828 zum Repetenten im Wilhelmsstift ernannt und im Herbst 1830 als ordentlicher Professor an die neu errichtete katholisch-theologische Facultät zu Gießen berufen. Er las dort über Dogmatik und die damit zusammenhängenden Fächer, gründete 1834 mit seinen Collegen Kuhn, Locherer und Luft die „Jahrbücher für Theologie und christliche Philosophie“ und schrieb für diese viele Abhandlungen und Recensionen, veröffentlichte auch mehrere selbständige Werke: „Johannes Scotus Erigena und die Wissenschaft seiner Zeit. Mit allgemeinen Entwicklungen der Hauptwahrheiten auf dem Gebiete der Philosophie und Religion und Grundzügen zu einer Geschichte der speculativen Theologie. I. Theil“,|1834 (der II. Theil ist nicht erschienen; über das philosophische System des Erigena, welches darin dargestellt werden sollte, handelt aber St. ausführlich in der „Philosophie des Christenthums“ S. 535 ff. und in einigen Abhandlungen in Zeitschriften); „Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie", 1834 (von der auf zwei Bände berechneten zweiten Auflage ist nur der erste erschienen, 1840); „Der Geist des Christenthums, dargestellt in den heiligen Zeiten, in den heiligen Handlungen und in der heiligen Kunst“, zwei Theile, 1835 (1855 erschien die fünfte Auflage, 1880 die achte); „Geist der göttlichen Offenbarung oder Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums“, 1837.

    Im Herbst 1837 wurde St. (gleichzeitig mit seinem Lehrer Hirscher) als Professor der Dogmatik nach Freiburg berufen. Seine dortige Antrittsrede erschien 1839 in erweiterter Form: „Ueber das Wesen der Universität und den inneren Zusammenhang der Universitätswissenschaften aus dem Standpunkte der Theologie“. Von 1839 bis 1848 gab er mit seinen Freiburger Collegen die „Zeitschrift für Theologie“ heraus. 1843 wurde er Domcapitular, 1846 großherzoglicher Geistlicher Rath. 1848 Geheimer Rath. 1851—52 war er Mitglied der ersten Kammer. Mehrfache Berufungen an andere Universitäten lehnte er ab. Ein Nerven- und Gemüthsleiden, welches sich seit dem Herbst 1852 immer stärker entwickelte, nöthigte ihn, seine Vorlesungen und seine schriftstellerische Thätigkeit einzustellen. Im Herbst 1855 ließ er sich als Professor pensioniren. Am 19. Januar 1856 traf ihn auf einem einsamen Spaziergange ein Schlaganfall, der einen unglücklichen Sturz in einen Canal zur Folge hatte und so seinen plötzlichen Tod herbeiführte. Am 21. Januar wurde er neben seinem berühmten Collegen Hug beigesetzt.

    Infolge der Erkrankung Staudenmaier's ist sein Hauptwerk, „Die christliche Dogmatik“ unvollendet geblieben: der erste und zweite Band waren 1844, der dritte 1848 erschienen; von dem vierten Bande erschien 1852 nur die erste Abtheilung. Von einem groß angelegten, auf vier Bände berechneten Werke, „Die Philosophie des Christenthums oder Metaphysik der heiligen Schrift als Lehre von den göttlichen Ideen und ihrer Entwicklung in der Natur, im Geiste und in der Geschichte“, ist nur ein (starker) Band (Anton Günther gewidmet), 1840 erschienen. 1844 erschien „Darstellung und Kritik des Hegelschen Systems aus dem Standpunkte der christlichen Philosophie" (Schelling's Offenbarungsphilosophie besprach er in einem Aufsatze der Freiburger Zeitschrift). Außerdem veröffentlichte St. während seiner Freiburger Periode: Erläuterungen und eine Vorrede zu einem „Bildercyklus für katholische Christen", 1843—44; „Das Wesen der katholischen Kirche mit Rücksicht auf ihre Gegner,“ 1845 (durch die deutschkatholische Bewegung veranlaßt); „Die kirchliche Ausgabe der Gegenwart“, 1849 (den damals eben in Würzburg versammelten Bischöfen übersandt); „Zum religiösen Frieden der Zukunft mit Rücksicht auf die religiös-politische Aufgabe der Gegenwart"; 1. und 2. Theil: „Der Protestantismus in seinem Wesen und seiner Entwicklung (1846)"; 3. Theil: „Die Grundfragen der Gegenwart, mit einer Entwicklungsgeschichte der antichristlichen Principien in intellectueller, religiöser, sittlicher und socialer Hinsicht, von den Zeiten des Gnosticismus an bis auf uns herab“ (1851). Außer für die genannten Zeitschriften hat St. auch für Sengler's Kirchenzeitung, Fichte's Zeitschrift für Philosophie, die Bonner Zeitschrift für katholische Theologie und den Mainzer Katholiken Beiträge geliefert.

    K. Werner nennt St. „einen der speculativsten Köpfe der neueren deutschen Gelehrtenwelt“ und seine schriftstellerische Wirksamkeit „ebenso glänzend wie gehaltvoll und verdienstreich“. Jedenfalls war er nicht nur einer der fruchtbarsten, sondern auch einer der bedeutendsten unter den katholischen Theologen Deutschlands in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts.

    • Literatur

      (J. König in dem) Freiburger Kirchenlexikon 12, 1151 (und bei) Weech, Badische Biographieen 2, 308. — ( J. Hamberger in der) Real-Encyklopädie für prot. Theol. 14, 645. — K. Werner, Gesch. der kath. Theol. S. 487 bis 497 u. s. — Fr. Michelis, Staudenmaier's wissenschaftliche Leistung in ihrer Bedeutung für die Gegenwart, 1877.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Staudenmaier, Franz Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 510-512 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616900.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA