Lebensdaten
1856 – 1924
Geburtsort
Altona
Sterbeort
Grötzingen bei Karlsruhe
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118559591 | OGND | VIAF: 437149106246168491991
Namensvarianten
  • Kallmorgen, Friedrich
  • Kallmorgen, F.
  • Kallmorgen, Fr.
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Kallmorgen, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118559591.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1820–91), Maurermeister, Bauunternehmer (hinterließ üb. 1 Mill. Mark), S d. Fuhrmanns Claus Friedrich in Ottensen u. d. Sophie Wichmann;
    M Christina (1829–75), T d. Friedrich Christian Boje, Postkutscher, dann Gastwirt in Altona u. d. Wiebke Helene Stöcker;
    O Theodor Kuchel (1816–85), Landschaftsmaler (s. ThB);
    B George, Architekt u. Bauunternehmer in A. u. Hamburg;
    Vt Max Kuchel (* 1859), Maler in A. (s. ThB);
    - 1882 Margarethe Hormuth (1858–1916), Blumenmalerin (s. ThB);
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    K., der nach dem Willen seines Vaters Architekt werden sollte, erhielt bereits als 7jähriger Zeichenunterricht von seinem Onkel, dem Landschaftsmaler Th. Kuchel. Nach dem Abitur begann K. 1875 an der Düsseldorfer Kunstakademie das Studium bei Andreas Müller, Ernst Deger und E. G. Dücker. 1877 unternahm er mit seinem Freund Konrad Lessing eine Studienreise nach Böhmen und in die fränkische Schweiz. Lessing war ein Sohn des von K. verehrten Landschafts- und Historienmalers Carl Friedrich Lessing. Auf dessen Anraten hin setzte K. sein Studium in Karlsruhe fort, wo er zunächst bei Ernst Hildebrandt figürliche Studien betrieb, sich aber noch mehr vom geselligen Leben der Karlsruher Künstler einnehmen ließ. Im Sommer 1878 unternahm er Studienreisen mit den Brüdern Lessing in den Harz, mit Eugen Bracht in die Lüneburger Heide. Im Wintersemester trat er in die Klasse von Hans Gude ein und versuchte sich an einigen Wintermotiven. Ende 1880 folgte er Gude nach Berlin, wo er auch bei Bracht studierte. 1881 kehrte K. nach Karlsruhe zurück und schloß sich dem Kreis um Gustav Schönleber und Hermann Baisch an. Im selben Jahr reiste er erstmals mit Schönleber nach Holland und erlebte die Weite der Landschaft und deren frische, lichtvolle Farben. Mit Baisch traf er sich 1882 in Paris; gemeinsam besuchten sie das Dorf Barbizon und die Niederlande. Mit Zeichnungen aus Emden und von den Nordseeinseln, die bei Haynel in Emden als Lichtdrucke vervielfältigt und von dem Stuttgarter Verleger Wilhelm Spemann veröffentlicht wurden, stellte sich K. erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor. Möglicherweise gab er damals den Anstoß zur Herausgabe der ersten Künstlerpostkarten. 1888 erstellte sich K. in Grötzingen bei Karlsruhe das Haus „Hohengrund“, das zum Treffpunkt vieler Künstlerkollegen wurde. In kurzer Zeit bildete sich in dieser landschaftlichen Idylle die Grötzinger Künstlerkolonie mit den Malern K., Kampmann, Biese, Hein, Fikentscher und Euler. Bei der Gründung des Künstlerbundes Karlsruhe 1896 gehörte K. zu den Initiatoren. Ein Beweis seiner aktiven Mitarbeit sind die zahlreichen Lithographien, die dort gedruckt wurden. 1902 wurde K., der bereits 1891 zum Professor ohne Lehrauftrag ernannt worden war, als Nachfolger Brachts nach Berlin berufen. Er setzte mit großem Erfolg die Schönleber-Baisch-Schule fort, vornehmlich mit Landschaften aus der Umgebung von Lauenburg/Elbe sowie Havelberg und schließlich mit den zahlreichen Hamburger Hafenmotiven. 1918 legte er sein Amt nieder und zog sich zu freiem Schaffen nach Heidelberg zurück.

    In der Frühzeit von K.s Werken dominieren anekdotische Motive, zum Beispiel „Feierabend“ (1885) und „Der Brief aus Amerika“ (1884). K.s Wirken als Illustrator für Zeitschriften nimmt einen breiten Raum ein („Vom Fels zum|Meer“, „Daheim“, „Universum“, „Illustrierte Frauenzeitung“). Später sind es vor allem zwei Motivkreise, in denen sich der Maler ganz ausspricht: Die badische Landschaft – vor allem Karlsruhe und Grötzingen – sowie Holland und Hamburg. Die Einflüsse Schönlebers und Baischs sind nicht nur in der Motivwahl sondern auch in der bildnerischen Gestaltung der Themen spürbar. Während die menschliche Figur früher Hauptmotiv ist, ordnet sie sich jetzt in das Bildganze ein. In frischer impressionistischer Sehweise entdeckt K. die Schönheiten und Stimmungen der Stadt bei verschiedenstem Wetter, zum Beispiel „Markt bei Regenwetter“ (1884), „Kriegsstraße im Schnee“ (1885), „Geschirrmarkt in Karlsruhe“ (1887) und „Der alte Bahnhof in Karlsruhe“ (1902). Sonnig und lichtdurchflutet malt er „Das badische Dorf“ (Grötzingen) in silbrigem Dunst, der aus dem Tal aufsteigt. Auch in Grötzingen malt er den Regen im „Kirchgang am Sonntagmorgen“ (1897), wo das Wasser in kleinen Bächen die Straße hinabrinnt, und die Luft trüb und dunstig über dem Dorf liegt. Das Erlebnis der holländischen Landschaft findet seinen Niederschlag in „Herbsttag in Amsterdam“, „Amsterdamer Straße bei Nacht“, „Schiffe im Amsterdamer Hafen“ (1889) und anderen. Der Hamburger Hafen hat in K. seinen klassischen Maler gefunden: Die Stimmungsbilder sowohl vom Hafengebiet, zum Beispiel „Abend im Hamburger Hafen“, als auch von regennassen Straßen, auf denen sich die Straßenlaternen spiegeln, wie zum Beispiel auf dem lithographischen Blatt „Nasses Wetter“ (1901) dokumentieren K.s künstlerische Aussagekraft und sein impressionistisches Kolorit. In den 90er Jahren hat K. wesentlich zur Neublüte der Lithographie beigetragen, die die Kunstdruckerei „Künstlerbund Karlsruhe“ verlegte.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Bild. Künste in Berlin;
    mehrfach Vorsitzender d. großen Berliner Kunstausstellung, die er jährl. ebenso beschickte wie jene in München;
    Kleine Goldmedaille, Berlin 1887;
    Große Goldmedaille, Berlin 1908;
    Große Goldmedaille, München 1905;
    Goldene Erzhzg. Ludwig-Medaille, Wien;
    Medaillen in London (1887), Melbourne (1888) u. a.

  • Werke

    Schrr.: In's Land d. Mitternachtssonne, Tagebuch e. Malers, 1899 (mit üb. 90 Lith. v. Norwegen u. Spitzbergen);
    Zur Entwicklung d. Landschaftsmalerei, 1918;
    Leben u. Streben, Erinnerungen e. Malers, in: Soweit d. Turmberg grüßt, v. 13.2.1961 u. 15.12.1963.

  • Literatur

    Die Rheinlande 1, 1900/01, S. 35, 43, 2, 1901/02, S. 68, 4, 1903/04, S. 432;
    M. Dreßler, in: Zs. f. Bildende Kunst NF 12, 1901, S. 1-9 (P), 13, S. 256;
    Die Kunst 17, 1907/08, S. 174, 184, 402;
    F. Naumann, Form u. Farbe, 1909;
    M. Osborn, in: Die Kunst 21, 1909/10, S. 411-24 (P, 25 Abb.), 484;
    Kat. d. Original-Lith. d. Künstlerbundes Karlsruhe, 1913;
    H. Werner, in: Daheim 53, 1917, Nr. 6, S. 17-20;
    J. A. Beringer, Bad. Malerei 1770-1920, 1922;
    C. Glaser, Die Graphik d. Neuzeit, 1922;
    R. Knab, Die Grötzinger Künstlerkolonie, in: Mein Heimatland 12, 4, 1925;
    F. Stahl, Erinnerungen an K., in: Berliner Tagebl. Nr. 183 v. 18.4.1925;
    A. v. Schneider, Bad. Malerei d. 19. Jh., ²1968;
    ThB.

  • Autor/in

    Richard Bellm
  • Zitierweise

    Bellm, Richard, "Kallmorgen, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 68-69 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118559591.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA