Lebensdaten
erwähnt um 1180 , gestorben Ende 12. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118529528 | OGND | VIAF: 19688300
Namensvarianten
  • Eilhart
  • Eilhardus de Oberge
  • Oberg, Eilhart von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Eilhart von Oberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529528.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Benannt nach dem Dorf Oberg auf altem Hildesheimer Gebiet westlich Braunschweigs. Ein „Eilhardus de Oberge“ erscheint urkundlich 1189 u. 1196-1207 als Ministeriale der Welfen u. in einem zw. 1209 u. 1227 angelegten Güterverzeichnis ein Gf. v. Blankenburg. Gleichheit des Dichters mit ihm ist ohne zureichenden Grund umstritten.

  • Biographie

    E. schließt sich an eine verhältnismäßig altertümliche nordfranzösische Fassung der Tristangeschichte, die sogenannte „Estoire“ an, die nicht erhalten ist und vor 1170 entstanden sein wird. Bestrebt, eine Geschichte von „Mannheit und Minne“ zu erzählen, wirkt er durch sachgerechte Wiedergabe eines spannungsreichen Geschehens, doch auch durch sparsame situationsbedingte Erläuterungen. Altertümliche Reimsprache verbindet sich mit einem fortgeschritteneren Versbau und einer Erzählart, die noch nicht zu einem Stil, sondern nur zu einer Manier gelangt. Man darf seine Kunst nicht an der Kunst ausgedeuteter Rittererzählungen messen, die mit dem Schaffen Hartmanns von Aue einsetzt und sich in der „Eneide“ Heinrich von Veldekes vorbereitet. – Die Überlieferung erschwert es, E.s Werk zureichend zu beurteilen. Wenige Bruchstücke, die dem Ausgang des 12. Jahrhunderts und dem Anfang des 13. Jahrhunderts angehören, kommen dem Original nahe. Das Ganze geben aus einer leichten Bearbeitung des frühen 13. Jahrhunderts drei Handschriften des 15. Jahrhunderts. Etwas hilft die vom Original abstammende spätmittelalterliche Prosa von „Tristrant und Isalde“ (ältester Druck Augsburg 1484). Geringere Bedeutung hat ein tschechischer „Tristram“, in dem um 1250 und um 1350 E.s Werk benutzt ist. Der ursprüngliche Wortlaut E.s ist nicht Vers für Vers zurückzugewinnen. – Die Forschung hat sich zu sehr in der Frage verfangen, ob E.s Werk vor oder nach der „Eneide“ Heinrich von Veldekes entsteht. Zwei Auffassungen stehen sich gegenüber: 1) E. dichtet, nordrheinischer Literatur verbunden, vor Veldeke um oder kurz vor 1170, vielleicht sogar auf nordrheinischem Gebiet; 2) E. dichtet um oder nach 1180 in einer mitteldeutschen Dichtersprache, vielleicht sogar an einem Thüringer Hof. Der Gesamtstil des „Tristrant“ macht Entstehung vor der „Eneide“ nicht wahrscheinlich. Auch ist notwendig, die norddeutschen und mitteldeutschen Poeten des späteren 12. und frühen 13. Jahrhunderts mit Einschluß des Außenseiters Veldeke als Einzelerscheinungen zu verstehen und zu werten. Der „Tristrant“ ist durchaus als Jugendleistung E.s um 1180, ja um 1185 möglich. Sein frühster literarischer Einfluß von Gewicht ist für Wolframs „Parzival“ nachgewiesen, der kurz vor 1200 begonnen wird. Wo der junge E. geschrieben hat, ist nicht festzustellen. Beziehungen nach dem nördlichen Frankreich, insbesondere nach seinem anglonormannischen Teile sind im Gebiete nördlich des Harzes in den 70er und 80er Jahren des 12. Jahrhunderts auf mannigfache Weise möglich. Jeder Versuch, E. aus diesem Gebiete herauszulösen, führt nur zu leicht ins Bodenlose.

  • Werke

    Ausgg.: F. Lichtenstein, E. v. O., = Qu. u. F z. Sprach- u. Lit.gesch. d. german. Völker 19, 1877 (Bearbeitung d. 13. Jh.); K. Wagner, E. v. O. Tristrant, I, Die alten Bruchstücke, = Rhein. Btrr. u. Hilfsbücher z. german. Philol. V, 1, 1924;
    F. Pfaff, = Bibl. d. litt. Ver. in Stuttgart 152, 1881 (Prosa d. 15. Jh.);
    J. Knieschek, Der čechische Tristram u. E. v. O., = SB Österr. Ak. d. Wiss., philos.-hist. Kl. 101, 1882, S. 319-438 (Übers.).

  • Literatur

    ADB 24; Ehrismann, 2 II 1, 1927, § 14;
    PBB 72, 1950, S. 39 ff. (Einfluß auf Wolfram);
    H. de Boor, Die höf. Lit., 1953, S. 33 ff., 40 (L);
    Th. Frings u. G. Schieb, Die ep. Werke d. Henric van Veldeken I, 1956, S. IX f.; C. Wesle, in: Verf.-Lex. I, Sp. 520-24 (W, L), V, Sp. 178 (L).

  • Autor/in

    Friedrich Neumann
  • Zitierweise

    Neumann, Friedrich, "Eilhart von Oberg" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529528.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Oberge: Eilhart v. O., aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit dem gleichnamigen Ministerialen Heinrichs des Löwen und Ottos IV., welcher in einer Reihe von Urkunden aus den Jahren 1189—1207 als Zeuge erscheint und noch nach 1209 in einem Güterverzeichniß des Grafen Siegfrieds II. von Blankenburg sich erwähnt findet, war der erste, soweit wir wissen, der in Deutschland die Tristansage poetisch behandelte. Leider hat ein ungünstiges Geschick über seinem Wecke gewaltet. Die ursprüngliche Gestalt desselben ist uns verloren, wir kennen sie nur aus einer späten Prosaauflösung, welche vom Ende des 15.|Jahrhunderts ab bis tief in das 17. hinein oft als Volksbuch gedruckt wurde, sowie theilweise aus einer čechischen Uebersetzung. Von einer der ursprünglichen ziemlich nahe stehenden Fassung, welche indessen bereits Spuren der Bearbeitung ausweist, besitzen wir geringe Bruchstücke zweier Handschriften des 12. Jahrhunderts. Endlich liegt uns eine eher dem 13. als dem 12. Jahrhundert angehörige Umarbeitung des Gedichtes, deren Tendenz namentlich auf Beseitigung von Reimungenauigkeiten und Entfernung von dialektischen oder veralteten Worten gerichtet war, in zwei Manuscripten des 15. Jahrhunderts (der Schluß außerdem in einem dritten der gleichen Zeit) vor.

    Oberge's romanische Quelle ist nicht erhalten; es läßt sich aber erkennen, daß dieselbe verschiedene mit einander nicht harmonierende Lieder von Tristrants Abenteuern, darunter einzelne, welche sich mit noch vorhandenen Resten altfranzösischer Tristangedichte ziemlich vollständig deckten, compilatorisch vereinigte. Dieser Quelle folgte O. mit ängstlicher Genauigkeit und ohne daß er es gewagt hätte, ihre zahlreichen und groben Incongruenzen, welche er sehr wohl bemerkte, abzuändern. Bei aller Abhängigkeit nach inhaltlicher Seite stand er aber seiner Vorlage in formeller Hinsicht durchaus selbständig gegenüber; er war kein sklavischer Uebersetzer, sondern bemühte sich redlich, den fremden Stoff in deutsches Gewand zu kleiden. Und darauf beruht seine Bedeutung für unsere Litteraturgeschichte. Denn wenn es auch nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich ist, daß schon vor O. ritterlich-höfische Erzählungen in Deutschland verfaßt worden waren, so bildet doch sein um 1170 gedichteter Tristrant für uns das erste erhaltene Erzeugniß dieser Gattung, an welchem wir den Uebergang aus dem Stile der Spielleute in den nachmals der specifisch ritterlichen Poesie eigenen deutlich wahrzunehmen vermögen. Während sich in dem nur wenig älteren niederrheinischen Floyrisfragment die Sätze noch kurz und knapp nach einander abrollen und bloß das zum Verständniß unentbehrlichste referirt wird, zeigt der Tristrant bereits entwickelten Satzbau und die Anwendung unterschiedlicher stilistischer Mittel, welche später Gemeingut wurden; er bildet daher eine wichtige Vorstufe für Veldekes Eneit. Die Sprache des Gedichtes ist nicht so stark niederdeutsch gefärbt, als man nach der Hildesheimer Heimat des Autors erwarten sollte, sondern neigt sich mehr zum mitteldeutschen hin.

    • Literatur

      Eilhart v. Oberge. Herausgegeben von F. Lichtenstein, Straßburg 1877. Zur Kritik des Prosaromans Tristrant und Isalde. Von Dr. F. Lichtenstein, Breslau 1877. K. Bartsch in der Germania 23, 345 ff.; 25, 365 ff. F. Lichtenstein in der Zeitschrift f. d. Alterthum 26, 1 ff. — J. Knieschek, der čechische Tristram und Eilhart von Oberge, in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, phil.-hist. Classe, Bd. CI, S. 319 ff.; vergl. dazu F. Lichtenstein im Anzeiger f. d. Alterthum X, 1 ff. J. Knieschek, der čechische Tristram (deutsche Uebertragung desselben) in der Zeitschrift f. d. Alterthum 28, 261 ff. — Tristrant und Isalde, Prosaroman des fünfzehnten Jahrhunderts, herausgegeben von F. Pfaff, Tübingen 1881 (Bibliothek des litterarischen Vereins Bd. CLII); vgl. dazu F. Lichtenstein im Anzeiger f. d. Alterthum IX, 159 ff.

  • Autor/in

    Steinmeyer.
  • Zitierweise

    Steinmeyer, Elias von, "Eilhart von Oberg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 91-92 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529528.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA