Lebensdaten
1661 – 1733
Geburtsort
Hohenkirchen bei Ohrdruf
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11851248X | OGND | VIAF: 24786487
Namensvarianten
  • Böhm, Georg
  • Böhm, Georg
  • Boehm, Georg
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Böhm, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11851248X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Balthasar Böhm (1636–75), Organist und Lehrer;
    M Martha Schambach.

  • Biographie

    B. war zunächst Schüler seines Vaters und erhielt vermutlich im nahen Ohrdruf wesentliche Anregungen. 1675 trat er in die Lateinschule in Goldbach ein und wurde drei Jahre später Sekundaner am Gymnasium in Gotha, das er 1684 als Selektaner absolvierte. Am 28.8. desselben Jahres immatrikulierte er sich an der Universität Jena, die er, da weitere Angaben fehlen, wahrscheinlich 1690 wieder verließ. Erst 1693 begegnet sein Name in Hamburg, allerdings ohne Angabe seiner Tätigkeit. 1698 wurde er Organist an St. Johannis in Lüneburg. Ob der junge Johann Sebastian Bach hier sein Schüler war, ist unerwiesen, aber durchaus denkbar, da B. von Jugend auf mit der Familie Bach befreundet war und es nicht von der Hand zu weisen ist, daß der schon zu Lebzeiten angesehene Lüneburger Organist und Komponist den Michaelisschüler Bach anzog, zumal stilistische Zusammenhänge zwischen dem Schaffen beider nachweisbar sind. Die Bedeutung B.s, von dessen Werk wenig überliefert ist, liegt einmal auf dem Gebiet der Choralbearbeitung für die Orgel, zum zweiten auf dem der Klaviersuite, deren Sätze bei ihm, wohl unter dem Einfluß J. J. Frobergers und der französischen Clavecinisten, vom Tanz- zum Charakterstück umgewandelt sind, ferner auf dem der Kantate und des Liedes. B. darf als eine der wichtigsten Gestalten in der Spanne zwischen dem späten 17. Jahrhundert und Bach angesehen werden.

  • Werke

    Kantaten;
    Motetten;
    Passion (verschollen);
    Lieder, 1681 (1685, 1700);
    Klaviersuiten;
    Praeludien u. Fugen f. Orgel;
    Choralpartiten;
    Choralvorspiele;
    Choralbearbeitungen;
    14 Partite diverse sopra l'Aria Jesu, du bist allzu schöne;
    - Gesamtausgabe: Veröff. d. Kirchenmus. Inst. d. ev. luth. Landeskirche in Sachsen (Wolgast), Bd. 1 u. 2, 1927-33.

  • Literatur

    ADB III;
    R. Buchmayer, Nachrichten üb. d. Leben G. B.s, Bach-Jb. 4, 1907;
    J. Wolgast, G. B., Diss. Berlin 1924;
    E. W. Böhme, G. B., in: Seiffert-Festschr., 1948;
    G. Fock, Der junge Bach in Lüneburg, 1950;
    E. Valentin, in: MGG.

  • Autor/in

    Erich Valentin
  • Zitierweise

    Valentin, Erich, "Böhm, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 381 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11851248X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Böhm: Georg B., soll 1661 zu Goldbach in Thüringen geboren sein. Er begab sich zur weiteren Ausbildung seiner bedeutenden musikalischen Talente nach dem Norden und hielt sich eine Weile in Hamburg auf. Seit 1698 war er Organist an der Johanneskirche in Lüneburg und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tode, der nicht vor dem J. 1739 erfolgt zu sein scheint. B. war ein bedeutender Orgel- und Clavierspieler und ein origineller, geistreicher Tonsetzer. Was von seinen Compositionen handschriftlich erhalten ist (veröffentlicht wurde bis jetzt so gut wie nichts), besteht aus drei Claviersuiten — Es-dur, C-moll, A-moll —, einer Ouverture mit Suite, D-dur —, einem Präludium mit Fuge, G-moll — und achtzehn Choralarbeiten, von denen ein großer Theil in Variationenform gehalten ist. Auch als Vocalcomponist war er thätig: man weiß unter anderm von einer Lucas-Passion seiner Arbeit; doch konnte bisher nur ein wenig bedeutendes vierstimmiges Neujahrslied wiederaufgefunden werden. Während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bildeten sich in der Kunst, einen Choral auf der Orgel zu behandeln, in Deutschland zwei Hauptrichtungen aus. Die eine, von Johann Pachelbel zuerst mit Entschiedenheit eingeschlagen, gründete sich auf die poetische Seite der Choralmelodie und ihre Bedeutung für die Kirche; sie fand vorzugsweise Pflege in Mitteldeutschland. Für die andere Richtung, deren Repräsentanten die nordländischen Orgelmeister waren, mit Dietrich Buxtehude an der Spitze, überwog die rein musikalische Bedeutung. B. zeigt sich von Pachelbel's Weise berührt, tiefer erfaßt von derjenigen Buxtehude's. Doch hat er auch von diesem sich mehr nur die Kunst thematischer Umbildung einer Melodie angeeignet, nicht zugleich auch der polyphonen Durcharbeitung. Ganz sein eigen ist die Art motivischer Zerlegung und Erweiterung einer Tonreihe, durch welche er aus einer Choralmelodie ganz neue, wesentlich homophon verlaufende Stücke schafft. In der Choralvariation zeigt er sich sehr erfinderisch, die Melodie immer neu zu umkleiden; hier, wie überhaupt in seinen Orgelcompositionen, finden sich viele claviermäßige Elemente und der Choral sinkt zur Bedeutung eines beliebigen Liedes herab. In den Claviercompositionen verbindet B. deutsche Tiefe und Sinnigkeit mit französischer Grazie; die Suiten in Es-dur und C-moll gehören zu den vorzüglichsten der Zeit, mögen sie auch den Kuhnau’schen und Krieger’schen an Glätte etwas nachstehen.

  • Autor/in

    Spitta.
  • Zitierweise

    Spitta, "Böhm, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 62 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11851248X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA