Lebensdaten
1760 – 1836
Geburtsort
Röschitz (Niederösterreich)
Sterbeort
Schloß Schönbrunn
Beruf/Funktion
Arzt ; Studienreformer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117258547 | OGND | VIAF: 13080303
Namensvarianten
  • Stifft, Andreas Joseph Freiherr von (seit 1814)
  • Stifft, Andreas (bis 1814)
  • Stifft, Andreas Freiherr von (seit 1814)
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Zitierweise

Stifft, Andreas Freiherr von (seit 1814), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117258547.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Weinbauer;
    M N. N.;
    Schw Anna Josefa Stütz († 1845);
    N. N.;
    S Andreas (1787–1861, Emilie Gosmar, Schw d. Therese Gosmar, 1803–58, Leopold Edler v. Sonnleithner, 1797–1873, österr. Adel 1828, Dr. iur., Hof- u. Ger.advokat, Wechselnotar, Dir. d. Ersten Österr. Sparkassa in W., Schriftst., Musikhist., mit Schubert u. Grillparzer befreundet, Gründungsmitgl. d. Ges. d. Musikfreunde in W., s. MGG²; Personenlex. Österr.; ÖBL; NDB 24*), Unterstaatssekr., Ökonom, Bankier (s. Wurzbach; Hist. Lex. Wien), T Fanni (⚭ Johann Nepomuk v. Raimann, 1780–1847, Prof. d. Med., Dir. d. inneren Klinik in W., als Nachf. v. S. Präses u. Dir. d. Med. Fak. in W., Med.referent b. d. Studienhofkomm., Wirkl. HR, s. ADB 27; BLÄ; ÖBL); E Andreas (1819–77), Schriftst., Journ., Pol. in W. (s. ADB 34; Hist. Lex. Wien; ÖBL).

  • Biographie

    Nachdem S. 1784 an der Univ. Wien zum Dr. med. promoviert worden war, betrieb er eine ärztliche Praxis, bis er 1795 zum 2. Stadtphysikus von Wien bestellt wurde. 1796 Hofarzt, fungierte S. 1799–1835 als Protomedicus und Leibarzt von Ks. Franz II. (I.). 1803–34 war S. Präses und Direktor der Med. Fakultät, 1805 Rektor der Univ. Wien, 1808 Medizinalreferent bei der Studienhofkommission, 1811 Sanitätsreferent im Staatsrat, 1813 wirkl. Staats- und Konferenzrat. In dieser Zeit reglementierte S. das Medizinstudium im Sinne der Restaurationspolitik Metternichs. Er erließ 1804, 1810 und 1833 neue Studienordnungen für Mediziner, die auch|deren bessere staatliche Überwachung bezweckten. Studierende wie Professoren unterlagen strengen Kontrollen bezüglich ihrer politischen Zuverlässigkeit und Loyalität zum Kaiserhaus. Dadurch sollte sowohl die Übertragung revolutionärer Strömungen aus dem Ausland wie auch die Verbreitung unerwünschter Lehrmeinungen unterbunden werden. Professoren, die als politisch nicht zuverlässig oder in ihren Lehren als zu progressiv eingestuft wurden, wie den Begründer der med. Hygiene Johann Peter Frank (1745–1821), den Chirurgen Johann Nepomuk Rust (1775–1840) und den Geburtshelfer Johann Lukas Boër (1751–1835) ließ S. ihres Amtes entheben. Als Studienvorbereitung führte S. einen dreijährigen sog. Philosophischen Kurs ein, verlängerte die Studiendauer von vier auf fünf Jahre und schrieb eine zweijährige klinische Praxis als Bedingung zur Erlangung des Doktorats vor.

    Trotz seiner reaktionären und restriktiven Hochschulpolitik wurde S. auch zu einem Förderer der Wiener Medizinischen Schule. Er trug dem Aufschwung der Naturwissenschaften Rechnung, indem er Chemie, Botanik und Pharmazie zu Lehrfächern für Mediziner machte. 1804 schuf S. einen Lehrstuhl für Staatsarzneikunde, d. h. Gerichtsmedizin, die ebenfalls in den med. Fächerkanon integriert wurde. 1807 richtete er nach dem Muster der (militärischen) med.-chirurg. Josephs-Akademie auch ein ziviles Operateurinstitut ein. Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus als Sitz der Universitätskliniken begründete S. 1812 die weltweit erste Universitäts-Augenklinik (Ordinariat 1818). Zur Förderung der wiss. Publikationstätigkeit initiierte er 1811 die „Medicinischen Jahrbücher des k. k. österr. Staates“. Auf dem Gebiet des öffentlichen Gesundheitswesens bewies S. durch sein Eintreten für die Kuhpockenimpfung und die Schaffung eines Sanitätskorps zur Verbesserung des Feldsanitätswesens Weitblick.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1818);
    franz. St. Michaelsorden (1826);
    Komtur d. sächs. Zivilverdienstordens (1819);
    portugies. Christus-Orden (1819?);
    Commandeur d. sizilian. St. Ferdinands- u. Verdienstordens (1819) u. d. ungar. St. Stephan-Ordens (1826).

  • Literatur

    ADB 36;
    E. Lesky, Österr. Gesundheitswesen im Za. d. aufgeklärten Absolutismus, in: Archiv f. Österr. Gesch.forsch. 122, 1959, S. 214 ff.;
    dies., Die Wiener Med. Schule im 19. Jh., ²1978, S. 32 ff.;
    Wurzbach;
    Fischer;
    Hist. Lex. Wien;
    ÖBL;
    Qu
    Archiv d. Univ. Wien;
    Wiener Stadt- u. Landesarchiv.

  • Porträts

    Bronzebüste v. F. Klein, 1826 (seit 1889 im Arkadenhof d. Univ. Wien).

  • Autor/in

    Gabriela Schmidt-Wyklicky
  • Zitierweise

    Schmidt-Wyklicky, Gabriela, "Stifft, Andreas Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 338-339 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117258547.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Stifft: Andreas Joseph Freiherr v. St., berühmter österreichischer Arzt, ist am 30. Nov. 1760 zu Röschitz in Niederösterreich geboren. Er studirte in Wien, erlangte hier 1784 die medicinische Doctorwürde und ließ sich darauf als Arzt in Wien nieder, wo er sehr bald eine ebenso ausgedehnte wie vornehme Clientel gewann. Nachdem er gleich zu Beginn seiner ärztlichen Thätigkeit ein zweibändiges Werk „Praktische Heilmittellehre“ (Wien 1790—92) geschrieben hatte, gewann er 1795 mit einer weiteren Arbeit über die zweckmäßigste Reorganisation der medicinisch-chirurgischen Josephs-Akademie eine Preismedaille und lenkte hierdurch die Aufmerksamkeit der damaligen ärztlichen Koryphäen der Residenzstadt., besonders des kaiserlichen Leibarzies v. Stoerck auf sich, sodaß er zum 2. Wiener Stadtphysikus und Sanitäts-Magister ernannt wurde. Diese Stellung verwaltete er mit so großem Erfolge, daß er bereits 1796 zum Hofarzt, 1798 zum wirklichen k. k. Leibarzt ernannt und ihm 1802 der Hofrathscharakter verliehen wurde. Nach Stoerck's Tod (1803) wurde St. sein Nachfolger als Leibarzt, Director des medicinischen Studiums an der Universität, Büchercensor im medicinischen Fache, Protomedicus und Präses der Facultät, gab jedoch 1808 das Amt als Director des medicinischen Studiums und des Sanitätswesens wieder auf. 1813 zum wirklichen Staats- und Conferenzrath ernannt, begleitete er den Kaiser auf den Feldzügen von 1813—15, wo er ununterbrochen an dessen Seite blieb und wiederholt das Glück hatte, ihn von lebensgefährlichen Erkrankungen zu heilen. 1826 wurde er in den niederösterreichischen Ritterstand erhoben, erhielt 1834 auf Ansuchen seinen Abschied und feierte am 21. Aug. desselben Jahres sein 50jähriges Doctorjubiläum, wobei ihm Ovationen verschiedener Art bereitet wurden. Sein Tod erfolgte am 16. Juni 1836 zu Schönbrunn bei Wien. St. spielt in der Geschichte der Universität Wien sowie des österreichischen Sanitätswesens eine bedeutende Rolle. Sein Hauptverdienst besteht darin, eine gründliche Reform des Medicinalwesens durchgeführt zu haben. Durch das Vertrauen des österreichischen Kaisers mit großer Macht ausgerüstet gelang es ihm, wesentlich nach seinen Entwürfen eine Neugestaltung des medicinisch-chirurgischen Studiums an allen Lehranstalten der Monarchie vorzunehmen, neue Lehrstühle zu errichten, eine Studien-Hofcommission zu organisiren und andre Reformen vorzunehmen, sowie vermöge seines Vorsitzes im Studien-Departement überhaupt auch auf Aenderungen im Studium der Rechts- und polytechnischen Wissenschaften hinzuwirken. St. machte sich ferner durch Einführung der Kuhpockenimpfung verdient, impfte selbst zunächst mehrere Mitglieder der kaiserlichen Familie, sorgte für eine Erweiterung und Vervollkommnung des Thierarznei-Instituts, das auf seine Veranlassung der Oberaufsicht des Hofkriegsraths entzogen und der Studien-Hofcommission unterstellt wurde, und bewirkte die Errichtung eines eigenen Militär-Sanitätscorps. Beim ersten Erscheinen der Cholera 1831 gelang es ihm noch als 70jährigem Greise durch sein energisches Auftreten bei dem allgemeinen Chaos den gesunkenen Muth der Bevölkerung zu heben. Als Nicht-Contagionist sorgte er für Aufhebung aller Sperren und stellte damit den freien gesellschaftlichen Verkehr wieder her. —|Weniger verdienstvoll ist Stifft's Wirken in rein wissenschaftlicher Beziehung. Zwar war er vom 17. Bande an zusammen mit seinem Collegen J. N. v. Raimann Mitherausgeber der „Medicinischen Jahrbücher der k. k. österreichischen Staaten“, auch hat er noch einige kleinere Arbeiten geschrieben, im übrigen aber ist er nicht frei von dem Vorwurf, „daß er in seiner unbeschränkten Herrschaft über alle Theile des öffentlichen Sanitätswesens“ vielfach willkürlich und nach persönlichen Interessen verfuhr, manches Talent eher unterdrückte als förderte und nur Strebern, Schmeichlern und solchen wohlwollte, die für seine Institutionen blindes Lob hatten, sodaß Männer wie P. Frank und J. N. Ruft sich seiner Protection nicht zu erfreuen hatten und Wien verlassen mußten.

    • Literatur

      Vgl. Puschmann, Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre (Wien 1884). — Biogr. Lexikon hervorr. Aerzte V, 538 und die daselbst angegebenen Quellen.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Stifft, Andreas Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 216-217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117258547.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA