Lebensdaten
1911 – 1988
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116837225 | OGND | VIAF: 35218576
Namensvarianten
  • Schneider, Theodor Adam
  • Schneider, Theodor
  • Schneider, Theodor Adam

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Zitierweise

Schneider, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116837225.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph Wilhelm (* 1881), Kaufm.;
    M Theresa Josephine Breidenbach (* 1886);
    1950 Marie Urbach; 1. S Bernhard, Arzt.

  • Biographie

    S. besuchte das Frankfurter Helmholtz-Gymnasium und studierte nach dem Abitur 1929 Mathematik, Physik und Chemie an der Univ. Frankfurt. Zu dieser Zeit hatte das Frankfurter Mathematische Seminar mit Max Dehn, Paul Epstein, Ernst Hellinger, Otto Szász und Carl Ludwig Siegel (1896–1981) Weltgeltung. 1934 wurde S. mit einer von Siegel angeregten Arbeit „Transzendenzuntersuchungen periodischer Funktionen“ promoviert, in der er das siebte Hilbertsche Problem löste. Die 23 Probleme, die David Hilbert (1862–1943) 1900 auf dem Internat. Kongress der Mathematiker in Paris vorgestellt hatte, beeinflußten die Entwicklung der Mathematik ein Jahrhundert lang entscheidend. Das siebte Hilbertsche Problem gilt der Frage, ob eine Zahl αβ für algebraisches β (ungleich 0 und 1) und algebraisches, irrationales β transzendent ist. S. konnte diese Frage bejahen. Fast zeitgleich und unabhängig von S. löste auch der russ. Mathematiker Alexander O. Gelfond (1906–68) dieses Problem. Die Methoden von Gelfond und S. unterscheiden sich jedoch in wichtigen Details.

    1935 wurde S. wissenschaftlicher Assistent am Frankfurter Mathematischen Seminar. Da er als „politisch unzuverlässig“ galt, wurde seine Habilitationsschrift 1936 nicht angenommen. Siegel, der Anfang 1938 von Frankfurt nach Göttingen gewechselt war, holte ihn als Assistenten, und dort erfolgte die Habilitation 1939. 1940-45 leistete S. Kriegsdienst durch Einsatz im meteorologischen Dienst, was ihn aus seiner produktivsten Forschungsphase herausriß. Seit 1945 arbeitete er als Assistent (1951 Oberassistent) und Dozent wieder in Göttingen.

    Mehrfach auf Berufungslisten geführt, nahm S. 1953 einen Ruf nach Erlangen als Nachfolger von Otto Haupt (1887–1988) auf den Ersten Lehrstuhl für Mathematik an und übernahm 1959 als Nachfolger von Wilhelm Süss (1895–1958) den Zweiten Lehrstuhl für Mathematik der Univ. Freiburg. Zugleich wurde ihm die Leitung des von Süss 1944 gegründeten Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach übertragen. S. führte diese jahrzehntelang in der mathematischen Welt einzigartige Forschungs- und Tagungsstätte bis 1963, danach stand er (bis zur Emeritierung 1976) dem neuen Direktor Martin Barner als Stellvertreter zur Seite. Bis 1981 organisierte S. die Tagungen über „Zahlentheorie und Diophantische Approximationen“ in Oberwolfach.

    S. arbeitete vorwiegend auf dem Gebiet der Transzendenten Zahlen und der Diophantischen Approximationen, aber auch in der von Hermann Minkowski (1864–1909) initiierten Geometrie der Zahlen. Mit Transzendenz-Untersuchungen spezieller Funktionen, durch die Systematisierung der Beweismethoden bei Transzendenzuntersuchungen|und mit Beiträgen zum „Satz von Thue-Siegel-Roth“ über die Approximierbarkeit algebraischer Zahlen durch rationale Zahlen wurde er für zwei Jahrzehnte richtungsweisend. Seine Monographie „Einführung in die transzendenten Zahlen“ (1957, franz. 1959) hat die Entwicklung der Theorie der Diophantischen Approximationen entscheidend beeinflußt und zu einer neuen Blüte dieser Disziplin geführt. Zu S.s Schülern gehören u. a. Peter Bundschuh, Orhan S. Icen, Luise-Charlotte Kappe (geb. Menger), Hans Peter Schlickewei, Wolfgang Schwarz, Rolf Wallisser, Gisbert Wüstholz.

  • Auszeichnungen

    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Göttingun (1970) u. d. Österr. Ak. d. Wiss. Wien (1986).

  • Werke

    Transzendenzunterss. period. Funktionen I, Transzendenz v. Potenzen, in: Journal f. d. reine u. angew. Math. 172, 1934, S. 65-69;
    Transzendenzunterss. period. Funktionen II., Transzendenzeigenschaften ellipt. Funktionen, ebd., S. 70-74;
    Zur Annäherung d. algehra. Zahlen durch rationale, ebd. 188, 1950, S. 115-28;
    Ein Satz über ganzwertige Funktionen als Prinzip f. Transzendenzbeweise, in: Math. Ann. 175, 1936, S. 131-40;
    Das Werk C. L. Siegels in d. Zahlentheorie, in: Jber. d. Dt. Math.-Ver. 85, 1983, S. 147-57.

  • Literatur

    F. E. Browder (Hg.), Mathematical Developments Arising from Hilbert Problems, Proceedings Symposia in Pure Mathematics, Vol. XXVIII, 1976;
    P. Bundschuh u. H. Zassenhaus, in: Journal of Number Theory 39, 1991, S. 129-43;
    L.-C. Kappe, H. P. Schlickewei u. W. Schwarz, in: Jber. d. Dt. Math.-Vereinigung 92, 1990, S. 111-29 (P);
    B. H. Yandell, The Honors Class, Hilbert's Problems and Their Solvers, 2002, S. 241-68 (P);
    W. Schwarz u. J. Wolfart, Zur Gesch. d. Frankfurter Math. Seminars 1914 bis heute, 2005;
    Pogg. VII a u. VIII.

  • Autor/in

    Wolfgang Karl Schwarz
  • Zitierweise

    Schwarz, Wolfgang Karl, "Schneider, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 308-309 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116837225.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA