Lebensdaten
1769 – 1824
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Physiker ; Mathematiker ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116623284 | OGND | VIAF: 22898489
Namensvarianten
  • Gilbert, Wilhelm
  • Gilbert, Ludwig Wilhelm
  • Gilbert, Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gilbert, Ludwig Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116623284.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Ludw. Dietr. (um 1744–75), Kammerger.-Advokat in B., S d. Carl Ludw., Postmeister z. Fehrbellin u. Erbherr auf Cantow, aus Hugenottenfam.;
    M Dorothea Sophia (um 1750–1824), T d. Joh. Wilh. Jäner, Amtmann z. Schönhausen b. Tangermünde; 5 Geschw.; ledig.

  • Biographie

    G. studierte seit 1786 in Halle Geographie und Physik. Den Lebensunterhalt bestritt er aus einem Stipendium, außerdem durch Korrekturenlesen und durch die Herausgabe eines „Handbuches für Reisende durch Deutschland“ (von 5 geplanten Bänden erschienen 3, Leipzig 1791/92/95). Er promovierte 1794 mit der Dissertation „De natura, constitutione et historia matheseos primae vel unversalis seu metaphysices mathematicae commentatio I et II“, deren Hauptgrundsatz er später jedoch zurücknahm. Anschließend begann G. mit mathematischen und 1798/99 mit physikalischen Vorlesungen,|wurde 1795 Observator an der Sternwarte und außerordentlicher Professor, 1798 Unterbibliothekar in Halle. 1801 wurde er dort als Amtsnachfolger von F. A. C. Gren ordentlicher Professor der Physik und Chemie, empfing 1808 von der Universität Greifswald das Diplom als doctor medicinae und übernahm 1811 die Professur der Physik in Leipzig, die er mit 2 Vorlesungen über die neueren Fortschritte der Lehre von den chemischen Proportionen antrat. Die an den frei gehaltenen Vorträgen stets gerühmte Klarheit und Übersichtlichkeit zeichnet auch G.s literarische Arbeiten aus. Als Experimentator war er dagegen nicht besonders gewandt, und oft mißglückten ihm seine Versuche.

    Die wissenschaftlich großartigste und wertvollste Leistung G.s ist die Herausgabe von 25 Jahrgängen der „Annalen der Physik“. Diese Zeitschrift war noch von Gren, der 1790-94 das „Journal der Physik“ und 1795-98 das „Neue Journal der Physik“ herausgegeben hatte, in dessen Todesjahr 1798 begonnen worden. G. machte die „Annalen“ wirklich zu „Jahrbüchern der Physik“, alles Wesentliche, „was in dieser Wissenschaft jetzt getan wird, zur allgemeinen Kenntnis“ bringend. Er wählte das Wichtigste aus der im Auslande erscheinenden Literatur der reinen und angewandten Physik und Chemie mit sicherem Urteile aus und bot es in didaktisch geschickter Bearbeitung dem deutschen Leser dar. Einen Eindruck des erstaunlichen Umfanges der 76 von 1799 bis 1824 herausgegebenen Bände vermittelt ein Sach- und Namen-Register (610 beziehungsweise 130 Seiten). Gelegentlich der 25-Jahr-Feier der „Annalen“ beklagt G. „den verlassenen Zustand eines isolierten Gelehrten“, der der ungeheuren fortlaufenden Arbeit „jede andere Rücksicht aufopfern mußte“, auch seine wissenschaftlichen Pläne. G.s eigene, nicht gering anzuschlagende wissenschaftliche Leistung hat sich in den kritischen Zusätzen, den Einleitungen oder Nachworten aller der Artikel niedergeschlagen, deren Überschrift den Vermerk: „Frei bearbeitet von G.“ trägt. Keinen großen Namen und keine wesentliche Leistung der damaligen Zeit auf dem Gebiete der Physik und Chemie wird man in den Annalen der Physik vergeblich suchen, die seit 1824 J. Ch. Poggendorff herausgab.

    Nach einer Reise durch Westfalen bis zum Rhein als Begleiter des damaligen westfälischen Bergdirektors Heron de Villefosse im Sommer 1807 bescherte ihm 1819 eine zweite „mit königlichen Vergünstigung“ unternommene nach Frankreich und Italien den langersehnten freundschaftlichen Verkehr mit Gelehrten seiner Fächer in Paris, in Genf und auf la Succota am Corner See (mit Configliachi und Volta). Als Gegner der romantischen Naturphilosophie schrieb G. „Kritische Aufsätze über die zu München wieder erneuerten Versuche mit Schwefelkiespendeln und Wünschelruthen“ (1808). – Von schwächlichem, im Wuchs etwas verunstaltetem Körperbau, war G. jedoch selbst ein geistreicher und heiterer Gesellschafter, ein passionierter Schachspieler, ein Freund der bildenden Kunst, der Musik und des Theaters. Er verfügte neben einer umfangreichen Bibliothek und einer Instrumenten- und Mineraliensammlung über eine 7000 Blätter umfassende Kupferstichsammlung.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Geometrie nach Legendre, Simpson, van Swinden, Gregor a St. Vincentio u. d. Alten dargest., 1. [einziger] T., Halle 1798;
    Diss. historico-critica de mistionum chemicarum simplicibus et perpetuis rationibus earumque legibus nuper detectis, 2 T., 1811, dt. Bearb., in: Ann. d. Physik 39 u. 42, 1811/12. - Hrsg.: J. G. F. Schrader, Grundriß d. Experimentalnaturlehre …, ²1804 (völlig umgearb., erg. u. mit Neufassungen versehen), ³1812 (unvollendel);
    Heron de Villefosse, Nivellement d. Harzgebirges mit d. Barometer, 1808;
    J. J. Berzelius, Unters. d. Mineral-Wasser v. Karlsbad, Teplitz u. Königswart, übers. v. G. Rose, 1823.

  • Literatur

    ADB IX;
    L. Choulant, in: Ann. d. Physik 76, 1824, S. 453 ff. (W-Verz., P);
    Pogg. I.

  • Porträts

    Kupf. v. F. Bolt n. Gem. v. F. Krüger (Dresden, Kupf.kab.), Abb. b. Choulant, s. L.

  • Autor/in

    Hans Schimank
  • Zitierweise

    Schimank, Hans, "Gilbert, Ludwig Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 391-392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116623284.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gilbert: Ludwig Wilhelm G., wurde am 12. August 1769 in Berlin geboren, wo sein von französischen Voreltern stammender Vater Advocat am Kammergerichte war. Nachdem er in Halle vorzugsweise Mathematik und Geographie studirt hatte, promovirte er daselbst 1794 als Doctor der Philosophie, trat 1795 als Docent der Mathematik und Physik auf und wurde noch in demselben Jahre außerordentlicher Professor. Von 1801 an bekleidete er an derselben Universität die ordentliche Professur der Physik und Chemie, und wurde 1808 von der Universität Greifswald durch Verleihung der medicinischen Doctorwürde geehrt. Im J. 1811 wurde er als Professor der Physik an die Universität Leipzig berufen und blieb in dieser Stellung bis zu seinem am 7. März 1824 daselbst erfolgten Tode wirksam. G. hat sich um die Wissenschaft weniger durch eigene Forschung als durch seine zusammenfassende Thätigkeit verdient gemacht, und zwar letzteres als langjähriger Herausgeber der „Annalen der Physik“, deren Redaction er nach dem Tode Gren's (1798) übernahm und mit Geschick und Hingebung bis an sein Ende fortführte. In den 76 von ihm redigirten Bänden finden sich von seiner Hand zahlreiche Aufsätze, Uebersetzungen, Bearbeitungen, Auszüge und Bemerkungen.

    • Literatur

      Choulant in Gilb. Ann. Bd. LXXVI.

  • Autor/in

    Lommel.
  • Zitierweise

    Lommel, "Gilbert, Ludwig Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116623284.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA