Lebensdaten
1809 – 1865
Geburtsort
Teicha bei Halle/Saale
Sterbeort
Erfurt
Beruf/Funktion
Orgelkomponist ; Organist ; Buchhändler ; Verleger
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116297182 | OGND | VIAF: 5678778
Namensvarianten
  • Körner, Gotthilf Wilhelm
  • Körner, Gotthilf Wilhelm
  • Koerner, Gotth. Guillaume
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Zitierweise

Körner, Gotthilf Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116297182.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Gotthilf ( n. 1847), Kantor u. Lehrer;
    M Rosine Elisabeth Grüneberg ( n. 1847);
    Mühlhausen 1847 Marie Eleonore, T d. Lederfabr. Joh. Carl Burkhardt in Mühlhausen u. d. Martha Maria Rademann;
    1 S.

  • Biographie

    K. sollte wie sein Vater Lehrer werden und besuchte nach der Schulausbildung in Treuenbrietzen und Halle 1831-34 das Lehrerseminar in Erfurt, wo er unter anderem Schüler von Johann Immanuel Müller und Ludwig Ernst Gebhardi war. Danach wirkte er als Lehrer unter anderem in Merzien bei Köthen, Hettstedt und Halle. Hier gründete er 1837 eine musikalische Leihanstalt und ein Jahr später in Erfurt einen Buch- und Musikverlag, dem er sich seit 1854, nachdem er die Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung verkauft hatte, ausschließlich widmete. Seinen Interessen und seiner Ausbildung entsprechend, setzte sich K. speziell für die Orgelmusik ein, suchte ihr neue Impulse zu geben und die musikalische Bildung zu heben. Er wandte sich dabei zunächst an die Kantoren- und Lehrerseminare, stellte preiswerte Ausgaben her und veröffentlichte seit 1841 die ersten neun Jahrgänge der von Ernst Hentschel gegründeten Zeitschrift „Euterpe, ein musikalisches Monatsblatt für Deutschlands Volksschullehrer“. Studienwerke, Sammlungen von Vor- und Nachspielen, Fugen und freien Stücken, Sammelwerke älterer und neuerer Meister, meist nach Schwierigkeitsgraden geordnet, lieferten den Organisten sorgfältig ausgewähltes und für den praktischen Gebrauch geeignetes Material, wofür die bekannteste, heute noch brauchbare große Sammlung „Der Orgel-Freund“ beispielhaft ist. 1844 fügte K. dieser Sammlung als Beiblatt die Zeitschrift „Urania“ hinzu, die nach seinem Tode von Alexander Wilhelm Gottschalg und seit 1908 von Max Puttkammer betreut wurde. K. suchte die Breitenwirkung auch durch Biographien älterer und neuerer Meister, Aufsätze über Orgelspiel und -bau sowie Ansätze zu einer Bibliographie der gedruckten theoretischen und praktischen Werke über und für die Orgel zu erreichen. Neuausgaben der Orgelwerke J. S. Bachs, D. Buxtehudes, J. L. Krebs', J. Pachelbels, F. W. Zachaus und anderer unterstützten das Bemühen, die Kenntnis der Musik der Vergangenheit zu verbreitern und zum Vorbild für das zeitgenössische Orgelschaffen werden zu lassen, dem sich K. trotz aller Vorliebe für die alten Meister stets verpflichtet gefühlt hat. Als Geschäftsführer des 1843 gegründeten Thüringischen Orgelvereins führte er Preisausschreiben zur Anregung für Neukompositionen von Orgelmusik durch und veröffentlichte die besten Werke später zusammen mit anderen wertvollen zeitgenössischen Orgelkompositionen.

    Seine eigenen, in erster Linie für die Orgel geschriebenen Werke zeichnen sich durch klassizistische Durchsichtigkeit und Klarheit des Satzes aus, ohne jedoch stärkeres persönliches Profil zu erreichen. Die Bedeutung K.s liegt im Anregen und Fördern eines damals abseits vom Musikleben liegenden Kunstzweiges und in den Bemühungen um die Verbesserung der musikalischen Bildung in jener Zeit. Der Musikverlag wurde 1886 von C. F. Peters übernommen. Seine in den 50er Jahren erschienene Sammlung „Der praktische Organist“ wurde noch 1952 von K. Straube und P. Claußnitzer neu herausgegeben.

  • Literatur

    ADB 16;
    G. Frotscher, Gesch. d. Orgelspiels u. d. Orgelkomp., 1935 f., ²1959;
    H.-J. Wagner. Die Orgelmusik in Thüringen in d. Zeit zw. 1830 u. 1860, Diss. Berlin 1937;
    M. Schneider, Die Orgelspieltechnik d. frühen 19. Jh. in Dtld., Diss. Köln 1941;
    MGG VII (W, L).

  • Autor/in

    Thomas-M. Langner
  • Zitierweise

    Langner, Thomas-M., "Körner, Gotthilf Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 382-383 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116297182.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Körner: Gotthilf Wilhelm K. Dieser überaus thätige als Buch- und Musikalienhändler, sowie als Organist und Herausgeber von Orgelwerken älterer und neuerer Zeit bekannte Mann war am 3. Juni 1809 zu Teicha, einem Dorfe bei Halle a. S., geboren. Dm ersten Musikunterricht empfing er von seinem Vater, der als Lehrer und Organist in dem kleinen Dorfe lange Zeit thätig war. Den Grund zu seiner höheren Bildung legte er in der Bürgerschule zu Treuenbriezen und später in der berühmten Schule des von A. H. Francke gegründeten Waisenhauses zu Halle. Um das Studium eines Volksschullehrers als Lebensberuf zu wählen, ging er auf das Seminar nach Erfurt, wo er auch später einmal seine Verlagsthätigkeit entwickeln sollte. Hier genoß er den Unterricht des J. J. Müller und Musikdirectors Gebhardi und erhielt nach beendigten Studien (1834) den Lehrerposten an der Grüneberg’schen Erziehungsanstalt in Merzien bei Köthen. Doch bald darauf vertauschte er ihn mit der Adjunctenstelle zu Hettstädt; auch hier hielt er nur kurze Zeit aus und nahm eine Hauslehrerstelle an (wo ist unbekannt), in der er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Orgelspiele, nach Muße nachhängen konnte. Einige Jahre später ging er nach Halle und verschaffte sich einen Wirkungskreis als Musiklehrer. Seine umfassenden musikalischen Kenntnisse und Fertigkeiten, sowie sein einnehmendes Wesen erwürben ihm bald eine tüchtige Praxis und Eingang in viele angesehene Familien. Namentlich war er ein sehr gern gesehener Gast in der Familie des Baron de la Motte Fouqué. Hier suchte sich K. auch Kenntnisse im praktischen Instrumentenbau und im Buchhandel zu verschaffen und gründete 1837 eine Musik-Leihanstatt, die sich bald eines ausgebreiteten Rufes in ganz Thüringen zu erfreuen hatte. Zu Johannis 1838 wandte er sich nach Erfurt und gründete eine eigene Verlags- und Sortimentsbuchhandlung, die sich bald in nicht geringem Grade zu gedeihlicher Blüthe emporschwang. Auch anderweitig erwarb sich K. um das Erfurter Musikleben viele Verdienste, indem er reisende Künstler mit großer Liberalität und Sachkenntniß unterstützte. Im J. 1854 verkaufte er die Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung und widmete sich nur noch den Verlagsunternehmungen. Körner's Hauptbestrebungen gingen darauf aus eine Orgellitteratur zu schaffen, die nicht nur das ganze Fach sowol historisch als praktisch umfaßt, sondern sie auch so billig herzustellen, daß selbst der ärmste Seminarist im Stande ist sich die Werke nach und nach anzuschaffen. Zum|Behufe dessen verband er sich mit den vorzüglichsten und angesehensten Orgelvirtuosen und Orgelcomponisten seiner Zeit und wußte sie für seine Ideen so zu fesseln, daß sie Hand in Hand mit ihm gingen und in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine Orgellitteratur schafften, die nicht nur ein ansehnliches Lehrmaterial umfaßte, sondern auch das Beste und Herrlichste in diesem Fache der Vergessenheit entriß. Wir nennen die Männer Erck, Hentschel, Töpfer, Jacob, Fischer, Rinck, die sich in Gemeinschaft mit K. dieser Aufgabe widmeten. Doch auch zum belehrenden Worte griff K. und gab von 1841 ab die Zeitschrift „Euterpe. Ein musikalisches Monatsblatt für Deutschlands Volksschullehrer“ unter der Redaction von Ernst Hentschel, königlichem Musikdirector und Seminarlehrer in Weißenfels, heraus. Dieser folgte 1844 die „Urania. Musikalisches Beiblatt zum Orgelfreunde. Redacteur G. W. Körner“, für die er im 2. Jahrgange den bekannten Domorganist in Magdeburg, A. G. Ritter, als Mitherausgeber gewann. In der Ankündigung der Euterpe 1841 sagt K.: „Die Euterpe wird Folgendes vorzugsweise ins Auge fassen: Des Volksschullehrers musikalische Bildung in ihren Grundlagen und ihrem steten Fortschreiten; seine öffentliche musikalische Wirksamkeit als Gesangslehrer, Cantor und Organist; seine musikalische Thätigkeit in Privatverhältnissen und seine Erquickung durch die Tonkunst in Fest- und Feierstunden.“ Beide Zeitschriften, obgleich der Schöpfer längst entschlafen ist, erfreuen sich noch heute (1882) eines wirksamen Daseins und bilden durch ihren billigen Preis eine stetige Belehrung des Seminaristen. Aus diesem thätigen Leben entriß ihn der Tod am 4. Februar 1865. Die Niederrheinische Musik-Zeitung schreibt über die Verdienste dieses Mannes (Jahrg. 6 S. 262): „Fassen wir die Resultate des Wirkens zusammen, abgesehen von seinen Arbeiten als gründlicher Componist und musikalischer Schriftsteller, so hat K. unstreitig das bedeutendste Verdienst, die Orgellitteratur, die bisher nur ein Appendix des deutschen Buchhandels war, zu einer selbständigen Stufe der Entwickelung geführt zu haben. Denn es sind in einer kurzen Reihe von Jahren bei ihm eine große Menge alter und neuer Orgelmusikalien in allen Formen erschienen, die sich in allen Gegenden, wo die edle Kunst des Orgelspiels gepflegt wird, Bahn gebrochen haben. Sein erstes größeres Unternehmen, das einen ungewöhnlichen Anklang fand, war der Orgelfreund in 12 Bänden. Es ist dies ein Werk, in welchem viele unbekannte Arbeiten alter und neuer Meister, die vielleicht unbenutzt in den Pulten begraben geblieben wären, ans Licht gezogen wurden.“ Diesem schließt sich ein kurzes Verzeichniß der vorzüglichsten Unternehmungen seines Verlages an.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Körner, Gotthilf Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 712-713 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116297182.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA