Lebensdaten
1709 – 1773
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Dillenburg
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100793886 | OGND | VIAF: 5282047
Namensvarianten
  • Erath, Anton Ulrich (bis 1750)
  • Erath, Anton Ulrich von
  • Erath, Anton Ulrich (bis 1750)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Erath, Anton Ulrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100793886.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Peter, aus Süddeutschland, Kommendist b. St. Blasiusstift in Braunschweig;
    M Margarethe, Wwe des Organisten Otto Wietfeld in Braunschweig, T des Amtmanns Meyer in Peine;
    Hildesheim 1741 Sophia Anna Blandina (1720–89), T des Joh. G. v. Alers, auf Hartwarden, dänischer Kammerrat;
    3 S, 4 T, u. a. Christian Heinr., Kommandeur der holländischen Besitzungen auf Sumatra, Justus Hieron., nassauischer GR.

  • Biographie

    E. hat – namentlich unter Augustin von Leyser – in Helmstedt Rechtswissenschaft studiert und sich dann besonders unter dem Einfluß Polykarp Leysers der Geschichtsforschung zugewandt. Nach einer Hofmeistertätigkeit in Holstein wird er 1736 Quedlinburger Stiftsarchivar (1741 Hofrat). Hier entsteht sein „Codex diplomaticus Quedlinburgensis“ (Frankfurt/Main 1764, Porträt). 1742 wird er in braunschweigische Dienste berufen und ist seitdem als Beisitzer im Wolfenbütteler Hofgericht und zugleich als Archivar im Stadt- und Waisenhaus-Archiv in Braunschweig tätig. Aus dieser Arbeit erwächst sein „Conspectus historiae Brunsvico-Luneburgice“ (Braunschweig 1745). Als Regierungsrat und Archivar in Dillenburg (seit 1747) hat er – neben diplomatischen Missionen – das nach der Wiedervereinigung der oranischen Einzelterritorien zusammengeströmte Nassau-Oranische Archiv geordnet und verzeichnet. Die von ihm angelegten Repertorien sind zum Teil bis jetzt nicht ersetzt und werden im Staatsarchiv Wiesbaden noch heute täglich benutzt. Sein übersichtliches Ordnungssystem nähert sich bereits modernen Grundsätzen der archivalischen Praxis, indem es die 5 alten Archivkörper der nassau-oranischen Territorien unvermischt in ihrem Zusammenhang beläßt. Damit hat er die eindrucksvolle Geschlossenheit dieses durch den niederländischen Freiheitskampf bedeutsam gewordenen Archivs gewahrt und seinen Nachfolgern ein beispielhaftes Vorbild gegeben. Durch rechtzeitige Auslagerung rettet er das Archiv, so daß es bei der Zerstörung des Schlosses Dillenburg 1760 verschont bleibt. Sein „Conspectus historiae Nassaviensis“ mit den zugehörigen „Adnotationes“ ist die Grundlage der nassau-oranischen Geschichtsschreibung geworden. Diese historiographischen Arbeiten aber erwecken in einer Zeit, da die Archive noch als ein Arcanum gelten, das Mißtrauen der Regierung, das noch durch eine unnötige Geheimnistuerei des ernsten, verschlossenen, aber auch selbstherrlichen Gelehrten genährt wird. 1765-68 wurde ihm der Zugang zum Archiv verwehrt und sein wissenschaftliches Werk beschlagnahmt.

  • Werke

    s. J. Ch. Strodtmann, Neues Gel. Europa, 19. T., Wolfenbüttel 1773, S. 491 ff., 20. T., ebd. 1775, S. 1085 ff.

  • Literatur

    ADB VI; O. Renkhoff, in: Nass. Lb. IV, 1950, S. 54-66 (L, P).

  • Porträts

    Kupf. v. J. M. Bernigeroth nach Gem. v. G. Boy, 1760, Abb. s. L.

  • Autor/in

    Otto Renkhoff
  • Zitierweise

    Renkhoff, Otto, "Erath, Anton Ulrich von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 561 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100793886.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Erath: Anton Ulrich v. E., geb. am 19. März 1709 zu Braunschweig, am 26. Aug. 1773 zu Dillenburg. Er studirte seit 1727 auf der Universität Helmstädt, fungirte seit 1732 am Landgerichte zu Rendsburg, trat 1736 in die Dienste des Stifts Quedlinburg, wurde 1742 Hofgerichtsassessor zu Wolfenbüttel mit dem Wohnsitze in Braunschweig, wo er an der Errichtung und Einrichtung des Collegium Carolinum thätigen Antheil hatte und sowol zu den ersten Curatoren der Anstalt gehörte, als auch als Lehrer an derselben durch Vorlesungen über Reichshistorie und braunschweigischen Geschichte wirkte. Im J. 1747 aber folgte er einem Rufe als oranien-nassauischer Regierungsrath und Archivar nach Dillenburg, wo er bis zu seinem Tode, zuletzt mit dem Charakter eines geheimen Justizraths, verblieb. Da der Prinz Wilhelm IV. von Oranien als Erbstatthalter der Niederlande im Haag residirte, so hatte E. mehrfach Reisen dorthin zu machen; auch wurde er, wie schon in seinen früheren Stellungen, wiederholt zu diplomatischen Missionen gebraucht. Für seine erfolgreiche Thätigkeit bei dem Vergleich des Hauses Oranien mit dem Fürsten von Isengheim wegen der Vianden’schen Sache wurde ihm der Adelsstand erneuert und bestätigt. Nach dem Tode Wilhelms IV. im J. 1751 wurde er Mitglied der für den minorennen Wilhelm V. eingesetzten vormundschaftlichen Landesregierung zu Dillenburg; 1769 erster Subdelegat zur Regulirung des Schuldenwesens des Fürsten Wilhelm Hyaeinth von Nassau-Siegen. — Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften findet sich in der unten benannten Quelle. Hier nennen wir nur: „Historisch Nachricht von den im Braunschweig-Lüneburger Hause getr. Erbtheilungen“, 1736. „Conspectus historiae Brunsvico-Lunedurgicae", 1745. „Codex diplomaticus Quedlinburgensis“, 1764. „Calendarium Romano-Germanicum medii aevi“, 9 Bde. Fol.; dies Werk ist Manuscript geblieben und mußte es seiner Natur nach bleiben, gleichwie der in 10 Folianten im Staatsarchiv zu Idstein vorhandene „Conspectus historiae Nassoviensis“ sammt dazu gehörigen „Annotationes“, ein mit eminentem Fleiße ausgearbeitetes Werk, welches in Gestalt kurzer Regesten und tabellarischer Form die Geschichte des Hauses und Landes Nassau bis zur Brudertheilung von 1255, danach nur die des Ottonischen Stammes unter synchronistischer Vorführung der einzelnen Linien darstellt. Es gibt in nuce das gesammte Material des oranien-nassauischen Archivs, für welches E. die Grundlage zu seiner systematischen Einrichtung und Anordnung in so übersichtlicher Weise geschaffen hat, wie sie zu jener Zeit nur äußerst wenige Archive besaßen. E. war auch Herausgeber der ersten drei Jahrgänge des mit dem J. 1745 beginnenden „Braunschweigischen Anzeiger“, zu deren gelehrten Artikeln, sowie zu dem „Hannoverschen Anzeiger“ er verschiedene Abhandlungen geschrieben hat.

    • Literatur

      Strodtmann's Neues gelehrtes Europa, Thl. XIX und XX. — Handschriftliches Material im Staatsarchive zu Idstein. — Eschenburg, Geschichte des Collegium Carolinum in Braunschweig, Berlin 1812.

  • Autor/in

    Götze.
  • Zitierweise

    Götze, Ludwig, "Erath, Anton Ulrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 182-183 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100793886.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA