Lebensdaten
1737 – 1798
Geburtsort
Enzesfeld bei Baden (Niederösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jesuit ; Numismatiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100118569 | OGND | VIAF: 49974517
Namensvarianten
  • Eckhel, Joseph Hilarius von
  • Eckhel, Joseph Hilarius
  • Eckhel, Johann
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Zitierweise

Eckhel, Joseph Hilarius von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100118569.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Anton, Gräflich Montecuccolischer Pfleger;
    M Maria Clara, T des gräflichen Hofjägers Ludwig Tischler; Großneffe Andreas v. Meiller (1812–71), Archivar (s. ADB 21).

  • Biographie

    Mit 14 Jahren trat E. in den Jesuitenorden bei Sankt Anna zu Wien ein. In seiner Jugend verfaßte er mehrere Oden auf Mitglieder des Kaiserhauses sowie eine grammatikalische Erklärung des Propheten Haggai. Im Anschluß an seine 1764 erfolgte Priesterweihe war er 2 Jahre als Grammatiklehrer in Leoben, Steyr und Wien tätig. Durch seinen Ordensbruder P. Jos. Khell wurde er in die Numismatik eingeführt und erhielt Gelegenheit, mehrere berühmte Münzsammlungen durchzuarbeiten. Krankheit zwang ihn 1772 zur Aufgabe seines Lehramtes. Nunmehr wandte sich E. noch intensiver dem Studium der Archäologie und der Numismatik zu. Während eines zweijährigen Aufenthalts in Italien arbeitete er in privaten und öffentlichen Münzkabinetten in Bologna, Rom und Florenz und ordnete die Sammlungen des Kardinals Leopold von Medici und des Großherzogs Franz Stephan von Lothringen. Im Anschluß an die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde E. 1774 als Abbé zum Direktor der antiken Abteilung des kaiserlichen Münzkabinetts ernannt. 1775 erhielt er an der Wiener Universität eine Professur für „Althertümer und historische Hülfsmittel“. – Seine zahlreichen Publikationen verschafften ihm bald höchstes Ansehen. Durch sein Hauptwerk „Doctrina numorum veterum“ (8 Bände, Wien 1792-98, Addenda aus seinem Nachlaß herausgegeben von A. von Steinbüchel, 1826, Porträt) wurde er zum Begründer der wissenschaftlichen Numismatik. Wohlfundierte Kritik an den bisherigen Ergebnissen verband er mit der Einführung eines neuen und übersichtlichen, auf geographischer Ordnung und münzrechtlichen Verhältnissen basierenden Systems und räumte unnachsichtig mit dem Dilettantismus seiner Zeit auf. Indem er die antiken Münzen als wichtiges Quellenmaterial auch für die anderen Zweige der Altertumswissenschaft fruchtbar machte, befreite er die Numismatik aus ihrer bisherigen Isolierung. Für seine Stellung fühlte er sich zeitlebens dem österreichischen Kaiserhaus zutiefst verpflichtet und verzehrte sich in unermüdlicher Arbeit, stets hilfsbereit und bescheiden, dabei ungemein geistreich und witzig, in wissenschaftlichen Fragen jedoch von unbestechlicher Sachlichkeit.

  • Werke

    Weitere W u. a. Catalogus musei Caesarei Vindobonensis numorum veterum, Wien 1779; Descriptio numorum Antiochiae…, ebd. 1786;
    Kurzgefaßte Anfangsgründe z. alten Numismatik, ebd. 1787;
    Choix des pierres gravées…, ebd. 1788; weitere s. Sommervogel III, S. 331-34, IX, S. 275.

  • Literatur

    ADB V;
    J. v. Bergmann, in: SB d. Österr. Ak. d. Wiss., 1857, Nr. 24 (P);
    ders., Medaillen auf berühmte… Männer d. österr. Kaiserstaates II, 1857, S. 424-30 (mit Abb.);
    J. Friedlaender, in: Berliner Bll. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkde. 3, 1866, S. 279-82;
    ders., in: Zs. f. Numismatik 8, 1881, S. 220-28;
    A. v. Sallet, ebd. S. 121-25;
    F. Kenner, J.H.E., 1871;
    P. Lacroix, in: Revue beige de numismatique et de sigillagraphie, Brüssel 1879, S. 45-49;
    C. Bursian, Gesch. d. klass. Philol. in Dtld., 1882, S. 496-99;
    F. v. Wegele, Gesch. d. dt. Historiographie, 1885, S. 764;
    B. Duhr, in: Zs. f. kath. Theol. 13, 1889, S. 83-87;
    Wurzbach III;
    Duhr IV, 2, S. 141 f.;
    Koch, 1934, S. 466-67.

  • Porträts

    in Österr. Bundesslg, d. Münzen u. Medaillen, Wien; P-Medaillen v. L. Manfredini, 1837, u. E. Scharf, 1880 (vgl. Numismat. Zs. 12, 1880, S. 17-21), ebd. u. Staatl. Münzslg. München.

  • Autor/in

    Peter Robert Franke
  • Zitierweise

    Franke, Peter Robert, "Eckhel, Joseph Hilarius von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 302-303 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100118569.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eckhel: Joseph Hilarius v. E., Numismatiker, geb. 13. Januar 1737 zu Enzesfeld bei Baden in Oesterreich unter der Enns, 16. Mai 1798. Er, war der Sohn des gräflich Montecuccoli’schen Pflegers Johann Anton v. E. trat mit acht Jahren in die lateinischen Schulen, mit 14 Jahren in den Jesuitenorden in Wien, feierte im J. 1764 seine Primiz zu Hietzing bei Schönbrunn und wurde in den folgenden Jahren als Grammaticallehrer in den Collegiatschulen zu Leoben, Steier und schließlich zu Wien verwendet. In dieser Zeit lag er unter Führung seines Mitbruders, P. Joseph Khell, numismatischen Studien ob, wozu die Granelli’sche Sammlung des Jesuitengymnasiums den Stoff bot; schon 1769 wurde E. zur Ordnung der Sammlung des Grafen Michael Viczay, 1771 jener des Grafen Paul Festetics herangezogen. Als Kränklichkeit ihn nöthigte, das Lehramt niederzulegen, wendete er sich ganz dem Studium der|Numismatik zu (1772). In Italien, wohin er von Seite des Ordens zur weiteren Ausbildung in dieser Wissenschaft gesendet wurde, studirte er die Sammlungen in Bologna, Rom und Florenz und errang schnell eine so große Gewandtheit; daß ihn auf Cocchi's Vorschlag der Großherzog Peter Leopold (nachmals Kaiser Leopold II.) erwählte, um den ausgezeichneten Münzschatz in Ordnung zu bringen, welchen Cardinal Leopold von Medici, jüngster Sohn Cosmo's II., hinterlassen hatte. Auch das lothringische Cabinet des Großherzogs Franz Stephan (von Lothringen), welches dieser nach Florenz gebracht hatte, ward ihm zugänglich gemacht. Nach zwei Jahren kehrte E. nach Wien zurück, wo inzwischen der Jesuitenorden aufgehoben worden war, und wurde auf die Empfehlungen des Großherzogs von dessen Mutter, Kaiserin Maria Theresia, zum Director der Abtheilung der antiken Münzen des großen kaiserlichen Münz-Cabinetes ernannt (1774), welches wenige Jahre vorher aus verschiedenen getrennt bestehenden Hofsammlungen gebildet und unter Duval's Oberleitung (s. o. S. 499) gestellt worden war. Nach des letzteren Tode (1776) ward E., der im J. 1775 auch die Lehrkanzel „der Alterthümer und der historischen Hilfsmittel“ an der Universität übernommen, alleiniger Director des Cabinetes und versah dieses Amt, wie die Professur, bis zu seinem Tode.

    Durch seine epochemachenden Schriften, welche alle mit Ausnahme der Publication der berühmten geschnittenen Steine des Wiener Cabinetes die griechische und römische Münzkunde betrafen, ist E. der Begründer der wissenschaftlichen Numismatik des classischen Alterthums geworden. Die Mißwirthschaft des Dilettantismus hatte auf ihrem Gebiete in verderblicher Weise gehaust, Systemlosigkeit, Mangel an Kritik und die Zersplitterung der Litteratur hatten eine Verwirrung und ein Mißtrauen hervorgerufen, welche die Bedeutung der Numismatik in ihrem Verhältniß zu anderen Wissenschaften nicht zur Geltung kommen ließen. Mit der ihm eigenen scharfen kritischen Anlage bearbeitete C. die gesammte Litteratur seiner Disciplin, beseitigte Irrthümer und Fälschungen auf Grund seiner eingehenden Studien und verband die Ergebnisse zu einem organischen Ganzen in seinem Hauptwerke, der „Doctrina nummorum veterum“ welche unter mannigfacher Förderung von Seite des Oberstkämmerers, Fürst Rosenberg, kurz vor Eckhel's Tode fertig gedruckt war.

    Ein neues, einfaches, leicht zu beherrschendes System, welches aus den Merkmalen der Münzen selbst die Motive seiner Bildung abstrahirte, die Sicherheit in Zutheilung und Bestimmung der Münzen, die geistreiche, auf umfassender Gelehrsamkeit beruhende Behandlung der verschiedensten Beziehungen der Numismatik zu andern Disciplinen der Archäologie, vorzüglich zur Mythologie, Chronologie und Epigraphik, andererseits die Genauigkeit und Verläßlichkeit der Untersuchungen und die sein unterscheidenden Beobachtungen begründeten den Weltruf dieses bedeutenden Werkes, welches noch heutzutage eine wichtige Rolle in der Archäologie spielt. E. trat damit als würdiger Zeitgenosse in eine Linie mit Heyne und Winckelmann, er schuf die früher mißachtete Numismatik in eine Art von Encyklopädie des classischen Alterthums um, die ein ausgedehntes, viel benütztes Quellengebiet für andere Fächer der Archäologie umfaßt; obwol außerhalb der geistigen Bewegung stehend, welche letzterer einen neuen Aufschwung verlieh, kann er als ein Vorläufer der modernen Specialisten auf diesem Gebiete bezeichnet werden. — Sowie er unvermittelt auftauchte, so ist er auch ohne eine Schule zu hinterlassen dahingegangen, dies wol darum, weil er alle seine Zeit, alle Bemühungen der Vollendung seines großen Vorhabens widmete. — Von seinem Privatleben sind nur wenige Züge aufbewahrt, welche seine zarte Fürsorge für einen armen Freund und seine zahlreichen Geschwister, sowie seine eigene Bescheidenheit bezeugen. Im gewöhnlichen Leben scheint er eher hart und|strenge als weichherzig, dabei aber heiter und witzig gewesen zu sein; für seine Charakterstärke ist bezeichnend, daß er die Berufung durch Kaiserin Maria Theresia so tief als eine Errettung aus einer kümmerlichen bedeutungslosen Existenz, wie sie ihm nach der Aufhebung des Ordens drohte, als eine so große Wohlthat durch die ganze Lebenszeit empfand, daß er sich zu den äußersten Anstrengungen verpflichtet hielt, um seinen Dank dafür zu bezeugen; er erfüllte diese Pflicht, obwol er voraus wußte, daß sie sein Leben verkürze; in ihr verschwindet seine Persönlichkeit, er hatte. keinen Ehrgeiz, als die Vollendung seines Werkes; er schloß mit der Welt ab, als er es begann, er starb als er es vollendet hatte.

    • Literatur

      J. v. Bergmann, Pflege der Numismatik in Oesterreich im 18. Jahrhundert, II. Wiener Sitzungsber. 1857. Bd. XXIV. mit Eckhel's Porträt, Wappen, Facsimile der Unterschrist und Testament. Einen Brief Eckhel's an die Gräfin von Bentink theilte J. Friedländer in B. Köhne's Berliner Blätter f. Münz-, Siegel- und Wappenkunde III. (1866) S. 279 mit. — Friedrich Kenner, Jos. Hilarius von Eckhel, ein Vortrag etc. Wien 1871.

  • Autor/in

    Kenner.
  • Zitierweise

    Kenner, Friedrich von, "Eckhel, Joseph Hilarius von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 633-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100118569.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA