Lebensdaten
1611 – 1686
Geburtsort
Brez (Südtirol)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Theologe ; Jesuit ; Dramatiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100019382 | OGND | VIAF: 71647940
Namensvarianten
  • Avancini, Nicolaus von
  • Avancinus, Nicolaus
  • Avancini, Nicolaus von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Avancinus, Nicolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100019382.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Südtiroler Adelsgeschlecht (von Avancini).

  • Biographie

    A. trat nach Absolvierung des Grazer Jesuitengymnasiums 1627 in den Orden. Er studierte 1630-33 in Graz Philosophie, unterrichtete 1633/34 am Triester, 1635/36 am Agramer und 1636/37 am Laibacher Gymnasium. Nach dem Studium der Theologie in Wien lehrte er dort zunächst Rhetorik, später Philosophie und seit 1646 Theologie. Als Rector wirkte er in Passau (1665/66), Wien und Graz. Er|wurde Ordens-Provinzial, Visitator von Böhmen und 1682 Assistent des Ordensgenerals in Rom.

    Er blieb dem Hause Habsburg treu verbunden, feierte es in zahlreichen Gelegenheitsgedichten in prunkvoller Rhetorik, stets lateinisch, mit dem schweren Rüstzeug seiner großen Belesenheit. Für den Wiener Hof gestaltete er das Jesuitendrama im Wetteifer mit der großen Oper zum großen Prunkschauspiel um (ludus caesareus). Sein ausgeprägter Theatersinn nutzte dabei alle maschinellen Mittel der barocken Kulissenbühne. Prächtige Bühnenbilder und Aufzüge, Musik und komische Zwischenspiele bannten Auge und Ohr auch jener Teile des Publikums, die des Lateins nicht oder ungenügend kundig waren. Die Aufführung seiner „Pietas victrix“ 1659 vor Kaiser Leopold im Beisein von 3000 Menschen auf der Aulabühne des Kollegs erregte weithin Aufsehen. Das Stück verherrlicht den Sieg des kirchentreuen Herrschers, des Kaisers Konstantin über Maxentius, den Zauberer und Dämonen vergeblich unterstützten. A. gehört zu den erfolgreichsten und fruchtbarsten Dramatikern des Ordens; er schrieb an 40 Stücke, von denen 33 namentlich bekannt, 27 gedruckt wurden. Er verwandte am liebsten historische Stoffe, neben biblischen, legendären oder sagenhaften. Der Gehalt beruht auf der Mahnung, das Unbeständige alles Irdischen zu bedenken und für Gott und seine Kirche sich einzusetzen, deren Sieg und Triumph stets der Handlung ihr Ziel setzt. Alle Kunst gilt eindrucksvoller Veranschaulichung; dem entspricht auch eine bilderreiche Rhetorik. Damit erreichte der lateinische Hochbarock in Deutschland seinen Gipfel, die spätere klassizistische Reaktion verdammte den Avianismus seines Stiles als Schwulst. Von seinen zahlreichen dogmatischen und aszetischen Schriften war die „Vita et doctrina Jesu Christi“ (Wien 1665, deutsch von J. Ecker, ³1904) weit verbreitet und wurde mehrfach übersetzt.

  • Werke

    s. Sommervogel I, Sp. 668-680; Poesis dramatica, 5 Bde., Köln 1674–85;
    Pietas victrix, in: Ordensdrama, in: Dt. Lit. in Entwicklungsreihen, Barockdrama, Bd. 2, hrsg. v. W. Flemming, 1930, S. 184 ff.

  • Literatur

    ADB I;
    A. v. Weilen, Gesch. d. Wiener Theaterwesens I, 1899;
    N. Scheid, P. N. A. SJ, ein österr. Dichter d. 17. Jh.s, 1899;
    ders., P. N. A. SJ als Dramatiker, 1913;
    ders., Der Vf. d. Wiener Genovevadramas, in: Euphorion 13, 1906, S. 757-64;
    B. Duhr, Gesch. d. Jesuiten in d. Ländern dt. Zunge, 1923;
    W. Flemming, Gesch. d. Jesuitentheaters, = Schrr. d. Ges. f. Theatergesch. 32, 1923;
    J. Müller, Das Jesuitendrama in d. Ländern dt. Zunge v. Anfang (1555) bis z. Hochbarock (1665), 2 Bde., 1930.

  • Autor/in

    Willi Flemming
  • Zitierweise

    Flemming, Willi, "Avancinus, Nicolaus" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 464-465 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100019382.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Avancinus: Nicolaus A., geb. 1612, gest. am 6. December 1685, ein geborener Tiroler aus der Diöcese Trient. 1612 trat er zu Gratz in das Novitiat der Gesellschaft Jesu. Eben hier lehrte er später die Rhetorik, die Ethik und die Philosophie. Hierauf nach Wien berufen lehrte er dort vier Jahre lang die Moraltheologie und sechs Jahre lang scholastische Theologie. Er war zu verschiedenen Zeiten Rector der Collegien zu Passau, Wien und Gratz, ging 1672 als Provincial nach Rom, später Visitator der Böhmischen Provinz. Avancin's Name war im 17. und 18. Jahrhundert hochberühmt durch seine lateinischen Poesien, noch mehr aber durch seine erbaulichen Schriften, besonders durch die „Vita et doctrina Jesu Christi ex quatuor Evangeliis collecta et in meditationum materiam ad singulos totius anni dies distributa“, welche zuerst 1665 erschienen, ihren Lauf durch die ganze christliche Welt machte, in alle lebenden Sprachen übertragen und fast wie ein anderer Thomas a Kempis geschätzt wurde, ja theilweise noch geschätzt wird. Das genaueste Verzeichniß seiner Schriften und deren Uebersetzungen findet sich in De Backer „Bibliothèque des écrivains de la Compag. de Jésu“. I. 28.

  • Autor/in

    Ruland.
  • Zitierweise

    Ruland, Carl, "Avancinus, Nicolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 698 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100019382.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA