Lebensdaten
1469 – 1524
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Großhändler ; Frankfurter Patrizier ; Bürgermeister ; Mäzen ; Kaufmann
Konfession
-
Normdaten
GND: 139556915 | OGND | VIAF: 101283765
Namensvarianten
  • Stalburg, Claus genannt der Reiche
  • Stalburg, Claus
  • Stalburg, Claus genannt der Reiche
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Zitierweise

Stalburg, Claus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139556915.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Claus (d. Ä.) (1428–74), Großhändler, 1469–74 Ratsherr in F., S d. Claus († n. 1430), Handelsmann u. Bürger in F., u. d. Greda Blum, verw. Nachtrab; seit 1476 Stief-V Daniel Bromm († 1501), Großhändler, Gesellschafter d. Handelsges. Bromm u. Stallburg, 1482–85 Ratsherr, 1485–1501 Schöffe in F., 1488 u. 1494 Älterer Bgm. in F., S d. Hans Bromm († 1457), Großhändler in F. (beide s. Frankfurter Biogr.);
    M Margarethe († vor 1499), T d. Hertwin v. Ergersheim ( 1479) u. d. Grete zum Vitzthumb, aus d. Fam. zum Humbrecht;
    Ov Kraft († 1484), Großhändler, 1474–84 Ratsherr in F.;
    Frankfurt/M. 1499 Margarethe (1484–1550), T d. Heinrich vom Rhein ( 1509), 1478–1509 Ratsherr in F., u. d. Agnes Heller († 1496);
    6 S (1 früh †) u. a. Claus (1501–71), Ratsherr, Schöffe, Bgm. u. 1562–71 Stadtschultheiß v. F., Kraft (1502–72), Ratsherr, Schöffe u. Bgm. v. F., Christoph (1510–41, Ratsherr u. Bgm. v. F., Daniel (1514–53), Ratsherr v. F., 8 T (5 früh †).

  • Biographie

    S., bedeutendster Vertreter seiner Familie, wurde durch Erbschaften seiner Eltern, seines ledigen Onkels Kraft und als Miterbe seines kinderlosen Stiefvaters sehr vermögend. Zu S.s Kindheit und Jugend liegen keine Quellen vor. Entweder wurde er von einem Privatlehrer unterrichtet oder er war Schüler an der Lateinschule des St. Leonhardstiftes. Im Gegensatz zu einigen seiner gleichaltrigen Standesgenossen besuchte er keine Universität, vielmehr dürfte er nach seiner Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung in den oberital. Handelskontoren der Handelsgesellschaft Bromm-S. erhalten haben.

    1497 wurde S. in den Rat kooptiert und bekleidete 1505 und 1514 das Amt des Jüngeren Bürgermeisters. Seit 1516 Schöffe, wurde er 1521 zum Älteren Bürgermeister gewählt. Sein 1499 geschlossener Ehevertrag (Brautlaufbrief) zeigt, daß die Familie S. innerhalb des Patriziates noch als Aufsteiger angesehen wurde: Während der Brautvater seiner Tochter lediglich Güter im Wert von 600 Gulden als Mitgift anwies, mußte S. seiner Braut Güter im Wert von 3000 Gulden übergeben. Als damals reichster Frankfurter verfügte er über großen Grundbesitz und zahlreiche Häuser, die er gewinnbringend als Messequartiere vermietete. 1496 ließ er sich am Großen Kornmarkt ein prächtiges gotisches Haus erbauen (Zur großen Stalburg/GroßStalburg). Die Deckengemälde des großen Saales zeigten ein bis dahin in Frankfurt unbekanntes patrizisches Selbstbewußtsein, ebenso die beiden lebensgroßen Porträts, die er 1504 von sich und seiner Frau für seinen Hausaltar anfertigen ließ. Der „Meister der Stalburg-Bildnisse“ ist nicht bekannt. Vermutet wurden Hans Holbein d. Ä., einer seiner Gesellen, Jörg Ratgeb oder Matthias Grünewald.

    S. war dem Humanismus und der Reformation zugeneigt. So war er mit dem Reformator Philipp Melanchthon (1497–1560) befreundet. Seit 1516 ließ er seine Söhne Claus und Kraft von dem Humanisten Wilhelm Nesen (1493–1524), Schüler des Erasmus von Rotterdam, erziehen. Nesen wurde 1520, wahrscheinlich auf S.s Empfehlung, erster Rektor der neu gegründeten städt. Lateinschule, von der wichtige Impulse für die Reformation in Frankfurt ausgingen. Als Älterer Bürgermeister soll S. im März 1522 – ohne den Rat zu informieren – dem ersten ev. Prediger in Frankfurt, dem von Hamman von Holzhausen nach Frankfurt berufenen Hartmann Ibach (um 1487–frühestens 1533), gestattet haben, in der Kirche des Katharinenklosters zu predigen. Während S.s erstes Testament von 1501 zahlreiche Legate für geistliche Institutionen enthielt, bedachte er in seinem zweiten Testament von 1518 nur noch das Karmeliterkloster als seinen Begräbnisort. 1514 beauftragte er Jörg Ratgeb (um 1480–1526) mit der Anfertigung eines Wandgemäldes – die Anbetung des Christuskindes durch die Hl. Drei Könige – im Kreuzgang des Karmeliterklosters über der S.schen Grablege. Trägt einer der Könige die Züge Ks. Maximilians I., so hat der „Mohrenkönig“ Ähnlichkeit mit S.s Porträt von 1504. Mit dem Gemälde gab S. den Anstoß für die gesamte Ausmalung des Kreuzgangs 1515–21 durch Ratgeb. Das von S. gestiftete Gemälde fiel in den 1880er Jahren dem Durchbruch eines Tors zum Opfer, wurde aber 2005/06 nach einer Abzeichnung des 19. Jh. rekonstruiert. Die in seinem Nachlaßinventar verzeichneten, allesamt dt. Bücher stellen die Sammlung eines kunstsinnigen Laien ohne universitäre Bildung dar. Neben religiöser Literatur finden sich historische sowie natur- und länderkundliche Werke, aber auch Übersetzungen antiker und humanistischer Autoren.

  • Auszeichnungen

    A Stalburgstraße in Frankfurt/M., Nordend.

  • Literatur

    F. Bothe, Frankfurter Patriziervermögen im 16. Jh., 1908;
    G. Powitz, Privater Buchbesitz in Frankfurt am Main während d. späten MA, ebd. 66, 2000, S. 161–99, bes. S. 193–96;
    A. Johann, Der Frankfurter Patrizier C. S. d. Reiche (1469–1524), in: Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst 68, 2002, S. 35–56;
    H. Körner, Frankfurter Patrizier, neubearb. u. fortges. v. A. Hansert, 2003, S. 380–83 (P);
    Frankfurter Biogr. (P)

  • Porträts

    | Porträts v. S. u. seiner Frau auf d. Flügelinnenseiten d. S.schen Hausaltars (Frankfurt, Städel Mus.), Abb. in: Körner, Frankfurter Patrizier (s. L), S. 381;
    B. Brinkmann u. J. Sander, Dt. Gem. vor 1800 im Städel, 1999, Tafel 141 u. S. 61;
    P. Eich, Die Flügel d. S.-Altars, in: Städel Jb., NF 1, 1967, S. 140–45, hier S. 142 f.

  • Autor/in

    Michael Matthäus
  • Zitierweise

    Matthäus, Michael, "Stalburg, Claus" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 42-43 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139556915.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA