Lebensdaten
1782 – 1846
Geburtsort
Böhmisch Leipa (Česká Lípa)
Sterbeort
Königsaal bei Prag (Zbraslav)
Beruf/Funktion
Industrieller ; Unternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139135898 | OGND | VIAF: 100440036
Namensvarianten
  • Richter, Johann Anton
  • Richter, Anton
  • Richter, Johann Anton
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Richter, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139135898.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Schönfärber, Kattundrucker;
    M N. N.;
    Wernstadtl (?) 1803 Johanna, T d. Josef Leitenberger (1730–1802 ?), übernahm 1764 d. Färberei seines Schwiegervaters N. N. Reitländer in Wernstadtl b. B. L., seit 1770 Bes. e. Blaudruckerei, Leinwand- u. Kattunfabr. ebd., Bes. e. Baumwollmanufaktur ebd., wo er 1794 engl. Wyatts-Spinnmaschinen aufstellen ließ (s. Biogr. Lex. Böhmen);
    S Anton Mansuet d. J. (1810–80), leitete nach R.s Tod d. Zuckerfabrik „A. R.s Erben“, 1867-77 Abg. d. böhm. LT, Mitgl. d. Landeskulturrats, 1871 Beisitzer d. Landesausschusses, Begr. e. archäol. u. naturwiss. Slg. u. Förderer d. Naturwiss. in Böhmen (s. L), T Malwine (1816–93, Clemens Bachofen v. Echt, 1819–86, auf Swinars u. Lhotka, österr. RR, LT-Abg., leitete mit Anton Mansuet R. d. J. d. Zuckerfabrik „A. R.s Erben“); Schwager Franz Leitenberger (1761–1825), Ignaz Leitenberger (1764–1839), Mansued Leitenberger (1777–1856), alle Textilindustr. (alle s. Biogr. Lex. Böhmen);
    E Malwine Bachofen v. Echt (1847–1921, Dr. iur. Josef Rr. v. Höfler, Landger.präs.), Clementine Bachofen v. Echt (1849–1923, Dr. iur. Emanuel Rr. v. Ullmann, 1841–1913, Prof. d. Rechtswiss. in München, Mithg. d. Krit. Vj.schr. f. Gesetzgebung u. Rechtswiss., bayer. GR, s. Wurzbach; BJ 18 Tl.).

  • Biographie

    R. erhielt seine kaufmännische Ausbildung in Prag in der Großhandlung des Anton Brosche, wodurch sich Kontakte zu Josef Leitenberger, dem Besitzer einer Baumwollmanufaktur in Wernstadtl (Berneřic) ergaben. 1803 gründete R. in Prag eine Großhandlung für Baumwoll- und Kolonialwaren. In der Folge entwickelte er sich zu einem sehr vielseitigen, vorrangig aber chemisch interessierten Unternehmer. 1812 erwarb er die 1787 gegründete Zuckerfabrik im ehem. Zisterzienserkloster Königsaal. Er experimentierte hier mit der Erzeugung von Ahorn- und Runkelrübenzucker, allerdings ohne Gewinne zu erzielen, da aufgrund der Aufhebung der Kontinentalsperre die Zuckerpreise stark gesunken waren. Danach errichtete er eine Baumwollspinnerei in Königsaal und eine Leinengarnspinnerei im Riesengebirge, die er jedoch jeweils nach Fertigstellung verkaufen mußte. 1817 eröffnete er eine Kattundruckerei in Wien, ging jedoch ein Jahr später zurück nach Königsaal, um sich erneut der Zuckerfabrikation zu widmen. Dabei dürfte ihm die Kapitalstärke seines Schwiegervaters mehrmals zugute gekommen sein. Er versuchte nun, Bleizucker für die Kattunfabriken und Färbereien aus Holz-, später aus Fruchtessig zu erzeugen und begründete so die erste Bleizuckerfabrik der Monarchie. Dazu kamen Produkte wie Essigsäure und Bleiweiß. Für die Essigproduktion ließ er eigene Holzverkohlungsöfen in Rožmital errichten. 1823 vergrößerte er seinen Betrieb um eine Schrottgießerei und begann die Produktion von Seife nach „Marseiller Art“, welche ebenfalls der Druckerei und Färberei diente. 1824 wurde die Zuckerraffinerie völlig von den anderen Unternehmenszweigen getrennt. Durch die Erweiterung der Produktenpalette um Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, Tonerde, Alaun, Salmiak und Soda sowie pharmazeutische Präparate entstand eine große chemische Fabrik. Auch die Zuckerfabrik wurde um die Verarbeitung von Rübensaft erweitert. Sukzessive lieferten nahezu alle Rübenfabriken des Landes ihren Sirup und Rohzucker zur Raffinierung nach Königsaal, so daß bis 1838 der Betrieb zur zentralen Rübenzuckerfabrik Böhmens mit monopolähnlicher Position wurde. Zu diesem Zeitpunkt entschied R., sämtliche anderen Produktionszweige einzustellen und sich nur noch der Rübenzuckerfabrikation zu widmen, deren technische Entwicklung er auf allen Ebenen vorantrieb. Nach R.s Tod übernahm sein Sohn Anton Mansuet, Träger des Franz-Joseph-Ordens, die Leitung der Zuckerfabrik „A. R.s Erben“ gemeinsam mit seinem Schwager K. Bachofen v. Echt.

  • Literatur

    P. Labsky, A. R., Ein Charakterbild aus d. Ind. leben Böhmens, in: Libussa 10, 1851, S. 351-96 (P);
    Bohemia v. 6.1.1880;
    K. C. Neumann, Entwurf e. Gesch. d. Zuckerind, in Böhmen, 1. Periode 1787-1830, 1891, S. 11, 100;
    J. Diviš, Btrr. z. Gesch. d. Zuckerind. in Böhmen, 2. Epoche 1830-1860, 1891, S. 51-57 (P);
    Mittheilungen d. Nordböhm. Exkursions-Clubs 9, 1886, S. 148 f.;
    Bll. f. Technikgesch. 18, 1956, S. 168;
    Adress- u. Jb. d. Rübenzucker Fabriken, 1872;
    J. Baxa, Der Ver. d. Zuckerind, in Böhmen, in: Zucker 16, Nr. 12 v. 15.6.1963;
    Wurzbach;
    F. Hantschel, Biogrr. dt. Industr. aus Böhmen, 1920, S. 20 f.;
    Biogr. Lex. Böhmen (auch zu Anton Mansuet d. J.);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Andrea Pühringer-Gräf
  • Zitierweise

    Pühringer-Gräf, Andrea, "Richter, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 523-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139135898.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA