Lebensdaten
1900 – 1971
Geburtsort
Görlitz
Sterbeort
Berlin-Pankow
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 13867647X | OGND | VIAF: 90940675
Namensvarianten
  • Nathan, Hans

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Nathan, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13867647X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert, Justizrat, Rechtsanwalt u. Notar in G.;
    M Gertrud Borchert;
    Görlitz 1925 Marianne Staat (* 1901) aus Löwenberg (Schlesien);
    2 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur (1918) in Görlitz und einer anschließenden halbjährigen Militärdienstzeit studierte N. 1919-21 Rechtswissenschaft in Berlin, Marburg, München und Breslau. 1922 promovierte er in Breslau über „Die arglistige Erschleichung eines Urteils“ zum Dr. iur. Er absolvierte seinen juristischen Vorbereitungsdienst in Görlitz und Breslau und trat in dieser Zeit dem Friedrich-Naumann-Bund bei. Nach der Ablegung des Assessor-Examens führte er 1925-33 die väterliche Anwaltspraxis in Görlitz. In verschiedenen Fällen übernahm er für die Rote Hilfe die Strafverteidigung von angeklagten Kommunisten. 1930-32 war er Mitglied der Deutschen Staatspartei. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung mußte er im März 1933 nach Prag fliehen. Er gründete dort unter Einsatz seines gesamten Vermögens einen Verlag zur Herausgabe antifaschistischer Literatur (u. a. der „Weltbühne“) und organisierte deren illegalen Vertrieb nach Deutschland. 1934-36 publizierte er in Prag die satirische Zeitschrift „Der Simpl“, die von ihm auch kaufmännisch geleitet wurde. 1937 trat er einer mit den Kommunisten sympathisierenden Gruppe bei, 1938 erfolgte sein Beitritt zur KPD. 1939 emigrierte der inzwischen verarmte N. mit seiner Familie über Polen und Schweden nach England. Er arbeitete in Manchester in einer Fabrik und als Busfahrer, betätigte sich in einer Gewerkschaft und war Mitgründer des Freien Deutschen Kulturbundes und einer Gruppe des Nationalkomitees Freies Deutschland.

    Im September 1946 kehrte N. nach (Ost-)Berlin zurück, bewarb sich bei der Deutschen Zentralverwaltung für Justiz und wurde Mitglied der Hauptabteilung Gesetzgebung, deren Leitung ihm im August 1948 übertragen wurde. Ende 1949 übernahm er die entsprechende Stellung im Justizministerium der DDR. Seit 1948 war er auch an der Humboldt -Univ., als Referent an der Parteihochschule Karl Marx sowie an der Deutschen Verwaltungsakademie in Potsdam-Babelsberg tätig. Als Präsident des Berliner Justizprüfungsamtes wurde er Ende 1952 auf den Lehrstuhl für Zivil-, Familien- und Zivilprozeßrecht an der Humboldt-Univ. berufen. Zugleich war er bis 1953 Justitiar der Universität. Ende desselben Jahres erfolgte seine Umberufung zum Professor mit Lehrstuhl für Gerichtsverfassungsund Prozeßrecht. Später wurde er stellvertretender Direktor des Instituts für Zivilrecht. 1952-66 war er – mit einer kurzen Unterbrechung - Dekan der Juristischen Fakultät. Seit 1955 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für Staats- und Rechtswissenschaft beim Staatssekretariat bzw. beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR. 1963 wurde er Direktor des neuerrichteten Instituts für Erfinder- und Urheberrecht an der Humboldt-Univ. (1966 emeritiert).

    N., der für die Schaffung einer eigenständigen sozialistischen Gesetzlichkeit eintrat, war maßgeblich an der Justizgesetzgebung der DDR beteiligt. Vor allem arbeitete er auf den Gebieten Zivil-, Familien- und Zivilprozeßrecht, wo er zeitweilig vier Gesetzgebungskommissionen angehörte. Er war Mitglied des Kollegiums des Ministeriums der Justiz, der Wirtschaftspolitischen Beratungsstelle der Regierung, der Sektion Recht bei der Kammer für Außenhandel sowie des Büros für Urheberrechte beim Ministerium für Kultur der DDR. 1952/53 war er Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Justiz“.|

  • Auszeichnungen

    Medaille f. Verdienste in d. Sozialist. Rechtspflege in Gold (1965), Orden Banner d. Arbeit (1966), Vaterländ. Verdienstorden in Gold (1971);
    Ehrenbürger v. Görlitz (1971).

  • Werke

    Das Zivilprozeßrecht d. Dt. Demokrat. Republik, Lehrb., 2 Bde., 1957/58 (Leitung d. Autorenkollektivs): Erfinder- u. Neuererrecht d. DDR, 2 Bde., 1968 (Leitung d. Autorenkollektivs);
    zahlr. Art. in d. Zs. „Neue Justiz“.

  • Literatur

    H. Toeplitz, in: Neue Justiz, 1960, S. 789 f.;
    J. Göhring, H. N. u. d. Entwicklung d. Rechts u. d. Rechtswissenschaft in d. DDR, in: H. N. – Zum 85. Geb.tag e. vielseitig wirkenden Sozialist. Juristen, FS, 1986, S. 3-13;
    D. Breithaupt, Rechtswiss. Biogr. DDR, 1993;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Dirk Breithaupt
  • Zitierweise

    Breithaupt, Dirk, "Nathan, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 745 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13867647X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA