Lebensdaten
erwähnt 1131, gestorben 1160
Sterbeort
bei d. Burg Werle (Mecklenburg)
Beruf/Funktion
Fürst der Obodriten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138243700 | OGND | VIAF: 88289755
Namensvarianten
  • Niclot
  • Niklot
  • Niclot
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Zitierweise

Niklot, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138243700.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., aus obodrit. Adel;
    M N. N.;
    B Lubemar (erw. 1163), Gefolgsmann Heinrichs d. Löwen;
    N. N.;
    S Pribislaw ( 1178, seit 1167 Fürst v. Mecklenburg, s. ADB 26; NDB 16. Fam.art; Lex. MA), Wertislaw ( 1164).

  • Biographie

    N., Führer des im 12. Jh. neu formierten obodritischen Teilstammesfürstentums, das auch Kessiner und Zirzipanen umfaßte, wird erstmals in den Kämpfen gegen Hzg. Knud Laward ( 1131), Lothars III. Lehnsmann im Obodritenland, erwähnt. Nach Knuds Ermordung erhielt N. die obodrit. Gebiete östlich der Trave bis zur Peene mit den Burgen Ilow, Mecklenburg und Schwerin. Als Gefolgsmann Lothars III., der 1134 mit dem Bau der als Stützpunkt für die Mission der Slawen gedachten Burg Segeberg begann, und Heinrichs des Löwen wußte sich N. durch das Bündnis mit Gf. Adolf II. v. Schauenburg (seit 1143) eine weitgehend autonome Stellung zu verschaffen; diese hatte auch im Wendenkreuzzug 1147 Bestand und wurde nach erfolgloser Belagerung von N.s Burg Dobin am Schweriner See vertraglich bestätigt. Im Zuge seines Herrschaftsausbaus zwang Heinrich d. Löwe N., den er 1158/59 zeitweilig in Lüneburg inhaftierte, zu Gebietsabtretungen für die Ausstattung des um 1154 wiederbegründeten Bistums Ratzeburg. Bei Auseinandersetzungen mit dem dän. Kg. Waldemar I. und Heinrich d. Löwen fand N. 1160 den Tod. Als Vater Pribislaws, den Heinrich d. Löwe nach schweren Auseinandersetzungen 1167 mit dem Obodritenland belehnte, wurde N., selbst noch im heidnischen Glauben verwurzelt, zum Stammvater der Herzöge von Mecklenburg.

  • Quellen

    Qu Helmold v. Bosau, Chronica Slavorum I, cap. 62/63, 66, 71 u. 87/88, ed. B. Schmeidler, MGH SS rer. Germ. 32, ³1937.

  • Literatur

    ADB 23 (unter Niclot);
    W. H. Fritze, Probleme d. obodrit. Stammes- u. Reichsvfg. u. ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat, in: Siedlung u. Vfg. d. Slawen zw. Elbe, Saale u. Oder, 1960, S. 171-77;
    M. Hamann, Mecklenburg. Gesch., 1968, S. 69-84;
    J. Herrmann (Hg.), Die Slawen in Dtld., ²1972, S. 318-20, 326-31;
    P. Donat, Die Mecklenburg – eine Hauptburg d. Obodriten, 1984;
    N. Tomita, Dai-ichi-ji higashi doitsu shokumin to hokusei surabu shokō [Ostsiedlung u. nordwestslaw. Fürsten in Mecklenburg], in: Sundai Shigaku 92, 1994, S. 1-31;
    M. Scheibe, Dynastisch orientiertes Gesch.bild u. geneal. Fiktion in d. Mecklenburg. Reimchronik d. Ernst v. Kirchberg, in: Schriftkultur u. Landesgesch., Stud. z. südl. Ostseeraum vom 12. bis zum 16. Jh., hg. v. M. Thumser, 1997, S. 44-49, 53-57;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Hubertus Seibert
  • Zitierweise

    Seibert, Hubertus, "Niklot" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138243700.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Niclot: Fürst der Obotriten, kein Deutscher, ja ein grimmiger Feind unseres Volkes, gehört dennoch in die Allg. D. Biographie als der Stammherr sämmtlicher Linien des mecklenburgischen Fürstenhauses. Alles, was wir von ihm wissen, stammt deutscher Seits aus Helmold, — dänischer aus saxo Grammaticus, slavische Quellen sind nicht überliefert. Nach des dänischen Obotritenkönigs Kanut Hlaward's Ermordung finden wir 1130 das Obotritenreich getheilt in Lübeck-Wagrien unter einem Seitenverwandten der alten Wendenkönige, Pribislav I., und das eigentliche Obotritien nebst den Liutizenländern Kissin (Kessin) und Circipanien unter N.; dessen Zusammenhang mit der alten Königsfamilie nicht erwiesen ist, der aber nach dem Siegel seiner Nachkommen schon des nächsten Jahrhunderts, dem Greifen, obwol „major Abotritorum“ genannt, zum Hause der rügischen oder Pommern-Fürsten gehört zu haben scheint. Wigger möchte in ihm den Sohn von Lothars Gegner Dumar sehen. N. hatte, obwol Heide, sich in ein enges Freundschaftsbündniß mit dem Schauenburger Grafen Adolf II. von Holstein zu setzen verstanden und dadurch seine Herrschaft befestigt. Aber der Slavenkreuzzug von 1147, dem jener sich nicht entziehen konnte, brach dies Verhältnis gegen beider Willen. N. überfiel und verwüstete Lübeck und die Lande Adolfs, verbrannte dann vor dem heranziehenden Heinrich dem Löwen seine näherliegenden, ziemlich armseligen Sumpfburgen und schloß sich in dem unzugänglichen Dubin oder Dobin, dem Burgwall auf der moorigen Landenge zwischen dem Schweriner See und der „Döpe“ ein, die nun von Süden her durch die Sachsen, von Norden durch die in der Gegend von Wismar gelandeten Dänen berannt wurde. Nach dem durch die Ranen erzwungenen Abzuge der letzteren, unterwarf sich N. dem Sachsenherzoge und wurde mit seinem Volke zur Taufe gezwungen. Die Freundschaft mit Adolf von Holstein wurde erneuert, 1150 leistete derselbe mit 2000 Mann Hülfe gegen die aufgestandenen Kissiner (zwischen Warnow und Recknitz) und Circipaner (zwischen Recknitz, Peene und Trebel). 1154 gründete Herzog Heinrich auf Obotritenboden das Bisthum Ratzeburg und forderte 1155 in einer Fürstenversammlung zu Ertheneburg (Artlenburg) ernstlichst das Festhalten am Christenthum, worauf N. ihm anbot, mit seinen Slaven ihn selber als Gott zu verehren. 1157 unterstützte N. mit seiner Piratenftotte auf Befehl des Herzogs mit Vergnügen den Dänenkönig Swen gegen den aufständischen Waldemar (den Großen); konnte er doch dabei Raubzüge gegen die verhaßten Gegner machen. Ja als 1157 Swen umgekommen war, setzte er mit Nachdruck den Plünderungskrieg mit der Flotte fort, selbst dann noch, als Heinrich gegen eine Zahlung Waldemars von 1000 Mark Frieden geboten hatte. 1160 wurden daher die Slaven vom Herzoge zur Landesversammlung nach Barförde (nicht Bremervörde) zur Rechtfertigung vorgeladen, und da sie nicht erschienen, in die Acht erklärt. Sofort versuchte N. wieder Lübeck zu überfallen, aber vergeblich, und nun fielen Heinrich und Waldemar gemeinsam ins Obotritenland ein. Vor der Uebermacht Heinrichs verbrannte N. seine Burgen Mecklenburg, Schwerin, Ilow und Dobin und zog sich, Obotritien preisgebend, über die Warnow ins Kissinerland nach Werle zurück. Auf Streifzügen von hier aus verloren seine Söhne Pribislav II. und Wratislav seine besten Leute, und dann fiel er selbst in einem Hinterhalte tapfer kämpfend 1160, der letzte energische Vorkämpfer des Slaventhums. Sein|Haupt wurde im Triumph durchs Sachsenlager getragen. Da nun auch die Dänen mit ihrer Flotte die Warnow herauskamen und das alte slavische Rostock (rechts des Flusses im Kissinerlande) und die Burg Kessin (Guderak) verbrannten, zündeten Pribislav und Wratislav auch Werle an und flohen in den Sumpfwald. Sie behaupteten dann nur Kessin und Circipanien, der Sachsenherzog aber occupirte alles Land östlich bis zur sumpfigen Flußlinie der Warnow und der Nebel und setzte darüber sächsische Burgvögte, die dem Edlen Gunzel von Hagen in Burg Schwerin, dem Stammherrn der Schweriner Grafen, als herzoglichem Burggrafen unterstellt wurden. Auch das bald darauf nach Schwerin verlegte mecklenburger Bisthum erhielt seine Dotation im neugewonnenen Lande, namentlich an dem Grenzpunkte, wo die Nebel in die Warnow fällt, den Obotritenburgplatz Bützow mit Zubehör. Ein dritter Sohn Niclot's, Prizlav, war schon vorher zu den Dänen übergegangen, war Christ und hatte mit seiner Gemahlin Katharina, der Tochter Waldemars, die Herrschaft der Insel Laaland erhalten; 1164 übertrug sein Schwiegervater ihm auch 1/3 von Wolgast; seine Nachkommen starben 1184 aus. Auch ein Bruder Niclot's, Lubimar, wird 1163 auf herzoglicher Seite erwähnt. Von Pribislav II. stammen die heutigen Großherzöge beider Mecklenburg.

    • Literatur

      L. Giesebrecht, Wendische Gesch. — Rudloff, Pragm. Handb. d. meckl. Gesch. l.; auch v. Lützow I, und Boll I. — Joh. Niemeyer, Das Slavenland unter Herzog Heinrich dem Löwen (Meldorfer Gymn.-Progr. 1881. 82). —
      E. v. Sieniawski, Ueber den Obotritenfürsten Niklot (Düsseldorfer-Gymn.-Progr. 1881; vom poln. Standpunkt. Vergl. Jahresber. der Gesch.-Wiss. Jahrg. 3, II, S. 152). —
      Wigger, Stammtafeln des großh. Hauses von Mechenburg (Festschrift 1885), S. 24 ff. — Derf. in Lisch' Jahrb. 28.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Niklot" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 575-576 unter Niclot [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138243700.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA