Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
bayerische Adelsfamilie ; Münchner Rats- und Kaufmannsfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 138204640 | OGND | VIAF: 88255759
Namensvarianten
  • Schrenck auf Notzing, von
  • Schrenck, von
  • Schrenck-Notzing, Freiherren von
  • mehr

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Zitierweise

Schrenck von Notzing, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138204640.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S., seit Mitte des 13. Jh. in München bezeugt, gehörten über 300 Jahre dem Rat an, stellten mehrere Stadtkämmerer und erwarben im Fernhandel sowie im Tiroler Bergwesen ein ansehnliches Vermögen. Bartholomäus S. (1450–1519) war Vertreter der Stadt in der Landschaft und Rat Hzg. Albrechts IV., der ihn zu Missionen u. a. in der Landshuter Erbfolgefrage und zum Kölner Schiedsspruch abordnete. Er unterzeichnete die Primogenitursanktion von 1506, die die Unteilbarkeit Bayerns festlegte, und war Mitglied der Vormundschaft für den minderjährigen Hzg. Wilhelm IV.. Mit dem Eintritt in den landesfürstlichen Dienst vollzog sich im 16. Jh. der 1625 endgültig abgeschlossene Übergang der Familie vom städtischen Bürgertum in den Landadel. Bereits 1408 hatte Michael ( 1429) das Münchener Bürgerrecht aufgesagt und war als Landsasse im ererbten Notzing Mitglied der Ritterschaft in Bayern-Landshut geworden. Als seine Linie 1508 ausstarb, ging Notzing an den oben genannten Bartholomäus über. Dessen Nachkommen erlangten 1575 eine Reichsadelsbestätigung als „S. v. N.“, obwohl Notzing schon seit 50 Jahren nicht mehr in Besitz der Familie war. Um 1500 teilten die Brüder Bartholomäus ( 1519), Hieronymus ( 1510) und Johann die Familie in drei Stämme. Johann kam durch das Bergwesen nach Meissen und wurde kfl. und hzgl. sächs. Rat und Landsasse; sein Stamm erlosch 1630. 1688-1723 erhoben die bayer. Kurfürsten die Familie in ihren verschiedenen Linien in den Freiherrenstand.

    Jakob (1539–1614, s. L) kam 1565 als Vetter von Philippine Welser nach Innsbruck, wurde Sekretär des Ehzg. Ferdinand von Tirol, baute dessen Ambraser Rüstungssammlung auf und gab 1601 das Kupferstichwerk „Kriegs=Helden=Buch“ über die Rüstkammer heraus. Er hinterließ auch mehrere Handschriften, wie das Prachtexemplar des Fuggerschen Ehrenbuches in Wien. Sein Bruder Friedrich (1555–1618) war Obristrentmeister des Mgf. Karl von Burgau und Amtmann der Herrschaft Bregenz und Hohenegg; er begründete die kurzlebige, 1751 ausgestorbene Tiroler Linie. Ein weiterer Bruder war Oktavian August (1547–92), Dr. iur. utr. , Hofpfalzgraf, Kanzler der Bistümer Regensburg und Würzburg, Domherr zu Freising, der 1578 Andreas Perneders Institutionen Ks. Justinians neu herausgab und die S.sche Familienchronik (im Fam.archiv) verfaßte. Der bfl. freising. Administrator der Herrschaft Ulmerfeld (Niederösterr.) Christoph Adam Frhr. (1700–64) begründete die im 20. Jh. erloschene österr. Linie, die in die Wiener Hofgesellschaft einheiratete. Alois Joseph Frhr. (1802–49, s. L), Dr. theol., Domherr und Weihbischof zu Olmütz, wurde 1838 Fürsterzbischof von Prag. Er war auch Kanzler der Universität. Sein Neffe Ernst (1845–1909) war k. u. k. Generalmajor.

    Die beiden in Bayern verbliebenen Hauptlinien vereinigten sich durch die Heirat des Johann Gottlieb Frhr. (1685–1748), auf Gutmaning b. Cham, mit einer entfernten Cousine. Deren Kinder verarmten infolge einer Erbauseinandersetzung und der oberpfälz. Kriegswirren des Österr. Erbfolgekriegs. Von den Söhnen trat Franz Xaver (1714–72) in den Theatinerorden ein und lehrte Philosophie in München, wurde aber lutherisch und floh nach Holland, wo er sich als Arzt bei Groningen niederließ und die oldenburg. Linie begründete, die über Ostfriesland nach Oldenburg gelangte.

    Sein Bruder Ignaz (1721–74) begründete die bayer. Linie; sein Sohn Sebastian Frhr. v. Schrenk (1774–1848, s. L), auf Hillstett, stieg schnell im richterlichen Dienst auf, wurde 1820 Ministerialrat im Justizministerium, 1827 Präsident des Appellationsgerichts in Amberg, 183246/47 Justizminister und Staatsrat. Er wurde 1819 auf der ersten Ständeversammlung des Kgr. Bayern zum Präsidenten der II. Kammer gewählt und blieb dies, siebenmal wiedergewählt, bis 1839, woraufhin er als lebenslängliches Mitglied in die Kammer der Reichsräte wechselte, deren 2. Präsident er 1840 wurde. Konservativ und königstreu lenkte er die Kammer in autoritärer Weise gegen die Proteste der liberalen Opposition. Sein Sohn Karl (1806–84, s. L) folgte dem Vater 1846 als Justizminister; im Jan. 1847 wurde er auch Leiter des vom Innenministerium abgezweigten Ministeriums für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten. Als Mitunterzeichner des Memorandums Carl v. Abels und seiner Ministerkollegen in der Lola Montez-Affäre wurde er im März 1847 entlassen. 1848 Mitglied der Nationalversammlung in der Paulskirche (Café Milani), war er 1850-59 und 1864-66 Bundestagsgesandter in Frankfurt und 1859-64 bayer. Staatsminister d. Kgl. Hauses und des Äußern sowie des Handels und Vorsitzender im Ministerrat. Bayerisch gesinnt, vertrat er die Triasidee und versuchte durch ein Zollabkommen mit Österreich den Beitritt zum Norddt. Zollverein zu vermeiden. Das Scheitern dieser Politik führte zu seinem Sturz. Seit 1868 lebenslanger Reichsrat, gehörte er 1868-71 dem Zollparlament an, war während des Kriegs 1870/71 ao. Gesandter und bevollmächtigter Minister in Wien und 1871-84 II. Präsident der I. Kammer. Dieser bayer., als „Frhr. v. Schrenk“ in die bayer. Adelsmatrikel eingetragene Zweig erlosch 1920.

    Albert Philibert Frhr. (1800–77, oldenburg. Anerkennung d. Frhr.stands 1834, s. L), der Mathematik bei J. Oltmanns u. C. F. Gauß studierte, übernahm 1834 als ghzgl. oldenburg. Obergeometer die Leitung der Landesvermessung für die Errichtung eines Grundsteuerkatasters. Unter ihm entstanden 3000 Flurkarten, ferner Kirchspielkarten, eine Fluß- und Wegekarte in drei Blättern, ein Topographisches Kartenwerk im Maßstab 1:50 000 in 14 Blättern und eine Generalkarte im Maßstab 1:200 000. Er legte damit die Grundlagen der Landesvermessung und des Katasters für Oldenburg. Außerdem war er Kommissar bei der Mitteleurop. Gradmessung. Sein Sohn Wilhelm Philibert Frhr. (1828–92, s. L) war Oberbürgermeister von Oldenburg. Albert Frhr. (1862–1929), Sohn des Franz Xaver Frhr. (1824–1905), oldenburg. Rittmeister und Enkel von Albert Philibert, war Nervenarzt (s. u.).

  • Literatur

    H. Stahleder, Btrr. z. Gesch. Münchner Bürgergeschlechter im MA, Die S., in: Oberbayer. Archiv|127, 2003, S. 61-149;
    A. Wermescher, Der Schrenkaltar in St. Peter in München, 2005;
    GHdA VII (Freiherrl. Häuser B I), 1954, 128 (Adelslex. 13), 2002;
    GHdA Bayern X, 1970;
    zu Jakob:
    ADB 32;
    Wurzbach 31;
    Jöcher;
    Kobolt, Baier. Gel.-Lex., 1795;
    J. Hirn, Ehzg. Ferdinand II. v. Tirol, I, 1885, S. 349 ff.;
    zu Alois Joseph:
    Wurzbach 31;
    A. Frind, Die Gesch. d. Bischöfe u. Erzbischöfe v. Prag, 1873;
    Pražské archibiskupství 1344-1994, 1994;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    zu Sebastian:
    ADB 32;
    NND 26, 1848, S. 392;
    Schärl;
    A. Alzheimer, in: Die Kgl. Bayer. Staatsmin. d. Justiz, 1931, S. 275-334 (L, P);
    D. Götschmann, Bayer. Parlamentarismus im Vormärz, 2002;
    zu Karl:
    ADB 32;
    A. Alzheimer, in: Die Kgl. Bayer. Staatsmin. d. Justiz, 1931, S. 355-442 (L, P);
    Schärl;
    D. Götschmann, Das bayer. Innenmin. 1825-1864, 1993;
    B. H. Löffler, Die bayer. Kammer d. Reichsräte 1848-1918, 1996;
    Biogr. Hdb. Frankfurter NV;
    zu Albert ( 1877):
    ADB 32;
    O. Grams, in: Niedersächs. Lb. VII, 1971;
    Biogr. Hdb. Oldenburg;
    zu Wilhelm ( 1892):
    Biogr. Hdb. Oldenburg.

  • Autor/in

    Niklas Schrenck von Notzing
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Schrenck von Notzing, Niklas, "Schrenck von Notzing" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 542-544 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138204640.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schrenck: Karl Freiherr v. S., bairischer Staatsmann, aus einem alten Münchener Patriciergeschlecht, dem einzigen neben den Barth v. Harmating, das sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Die von Bucelinus behauptete Abstammung aus Meißen ist unsicher, ebenso die Ueberlieferung, daß die S. mit den Ridler und Ligsalz eines Ursprunges seien. Urkundlich erscheint zum ersten Mal Heinrich S. 1279 als Mitglied des inneren Raths zu München. 1308 war den Trächsel und S. der Zoll am oberen und unteren Thor zu München zu Pfand verschrieben. Lorenz S., ein „in Scherz und Ernst gar retlicher“ Ritter, war Feldhauptmann im Treffen bei Alling; bei einem Turnier zu München stach er den streitbaren Herzog Ernst so kräftig nieder, daß ihn die anwesende Herzogin zur Strafe ziehen wollte, „doch hat ihm der Herzog in kein Ungnad genommen“. Sein Sohn Lorenz war Feldhauptmann der Polen bei der Erstürmung der Beste Marienburg 1457; da er während der Belagerung mit einem polnischen Herrn Nikolaus Zarnotzky in Streit gerieth und dieser den Zweikampf weigerte, weil er nicht wisse, ob S. von edler Abkunft sei, wurde von Herzog Albrecht III. durch Brief und Insiegel bestätigt, daß der bairische Ritter Wappengenoß sei und von vier ehrbaren guten Leuten abstamme. Durch Dr. Johann S., den die Herzoge Albrecht und Ernst von Sachsen in Innsbruck kennen lernten und zu ihrem Rath ernannten, wurde die Familie nach Sachsen verzweigt. Die bairische Sippe brachte durch Verheirathung die Güter Notzing und Ermating an sich. In hohen Ehren stand Jakob S., Rath und Geheimschreiber des Erzherzogs Ferdinand in Innsbruck; durch ihn ließ der Erzherzog das bekannte „Kriegsheldenbuch“, „Imperatorum, regum, archiducum verissimae imagines et rerum ab ipsis domi forisque gestarum succinctae descriptiones“ (Oeniponti 1601), anlegen, ein in seiner Art einziges Werk, das die in der berühmten Ambraser Sammlung verwahrten Rüstungen und Waffen zahlreicher Fürsten in trefflichen Stichen zur Anschauung bringt. Johann Jakob v. S. auf Notzing und Ermating wurde (22. September 1719) von Kurfürst Max Emanuel in den kurbairischen Freiherrnstand erhoben. Das Stammwappen der S. war ein schwarzer, gefiederter Pfeil auf weißem Schrägbalken in rothem Feld, wozu sie später noch das Wappen der Wilprecht fügten, drei rothe Löwenköpfe, zwei über eins gestellt, in weißem Feld. Die Familie verzweigte sich in mehrere Linien; eine blieb in Baiern, eine zweite blüht noch heute in Hannover und Oldenburg, eine dritte siedelte nach Böhmen über. Aus der letztgenannten Linie stammte der wohlthätige, volksfreundliche Fürstbischof Alois Joseph von Prag, geboren 1802, 1849.

    • Literatur

      Wig. Hundt. Bairisches Stammenbuch, III. Th., bei Freyberg, Hist. Schr., III, 632. — Geiß, Beiträge z. Gesch. des Patriciergeschlechtes Schrenck in München, im Oberbair. Arch. XXVII, 271 (nach einer im Besitz der Familie befindlichen, 1494 von Hans S., Domherrn zu Freising, angelegten handschriftlichen Genealogie). —
      Muffat, Jörg Kazmair's Denkschrift, in Chroniken der deutschen Städte, XV, 457 ff. — Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, XXXI, 299.

  • Autor/in

  • Zitierweise

    Heigel, Karl Theodor von, "Schrenck von Notzing" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 485-488 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138204640.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA