Lebensdaten
1372 – 1424
Beruf/Funktion
Bischof von Hildesheim und Paderborn ; Graf von Hoya
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137949839 | OGND | VIAF: 86111556
Namensvarianten
  • Johann III. von Hoya
  • Johann
  • Johann von Hoya
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Zitierweise

Johann III., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137949839.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gf. Johann II. v. Hoya (1319–72);
    M Helene, T d. Hzg. Erich I. v. Sachsen-Lauenburg ( 1359);
    B Gf. Erich I. v. H. ( 1427), Otto ( 1424), Bischof v. Münster (seit 1392) u. Administrator v. Osnabrück (seit 1410);
    N Albrecht ( 1473), Bischof v. Minden (seit 1436), Magnus Hzg. v. Sachsen-Lauenburg ( 1452), Bischof v. Cammin u. H., Albrecht Hzg. v. S. - L. ( 1421), Domherr in H., Propst v. St. Moritz.

  • Biographie

    J. wurde zuerst Bischof von Paderborn (1394–99), war als solcher schon seit 1395 Koadjutor des Hildesheimer Bischofs Gerhard vom Berge und wurde nach dessen Tode 1398 auch sein Nachfolger. Das Domkapitel übergab ihm die drei Stiftsburgen Peine (mit der Stadt), Winzenburg und Steuerwald zur besseren Verteidigung. Der Papst bestätigte die Wahl J.s am 7.2.1399. Die Regalien erhielt er aber erst 1407. Es wurde ein unglückliches Regiment. Fehdelust, Unmoral, Verschwendung und Ungerechtigkeiten kennzeichnen J. So warf er 1400 den tüchtigen Dompropst Ekhard v. Hanensee, dem er die päpstl. Bestätigung zu verdanken hatte, in das Verließ seiner Burg Steuerwald, weil er ihm lästig wurde. Der Vorwurf, Ekhard habe den Landfrieden verletzt, war unwahr. Als dieser 1405 im Gefängnis starb, tauchten Gerüchte auf, er sei ermordet worden. J. schwor zwar, er sei unschuldig, aber ein Makel blieb hängen. Die Schulden wuchsen seit 1400 immer mehr, wertvolle Stiftsgüter wurden verpfändet. Ausschreibungen von Beden für die öffentlichen Bedürfnisse halfen nicht viel. Mit Mühe gelang die Einlösung der drei wichtigsten Stiftsburgen Steuerwald, Peine und Winzenburg. Schließlich mußte J. nicht nur Schlösser, sondern ganze Ämter des Hochstifts verpfänden.

    Man muß J. zugute halten, daß er in einer unruhigen und kriegerischen Epoche amtierte. Zunächst schloß er sich Schutzbündnissen an, so 1399 mit EB Albrecht IV. von Magdeburg, dem Bischof von Halberstadt, Hzg. Friedrich von Braunschweig und der Stadt Goslar. 1400 erneuerte J. das von seinem Vorgänger 1389 geschlossene Bündnis mit den welf. Herzögen Bernhard (Lüneburg) und Heinrich (Braunschweig) auf Lebenszeit. Im selben Jahr verbündete er sich mit Landgf. Hermann von Hessen, Hzg. Otto (Göttinger Zweig der Welfen) und Heinrich von Homburg. 1401 kam es zu einem Vertrag mit der Stadt Hannover, 1403 mit Lüneburg, 1416 mit der Stadt Braunschweig. 1402 beteiligte sich J. am großen Landfrieden mit EB Albrecht von Magdeburg, dem Bischof von Halberstadt, den Landgrafen von Thüringen und Hessen und den welf. Herzögen. Trotzdem sah sich das Hochstift von immer stärkeren kriegerischen Auseinandersetzungen, meist durch die Stiftsjunker (so die von Steinberg auf Schloß Bodenburg), bedroht. Auch die Burg Cramme wurde ein Zankapfel, ferner Burg Freden im Leinetal, die J. im Bündnis mit den Welfen 1402 dem Erdboden gleichmachte.

    Auch die Hildesheimer geistlichen Stifter schlossen sich zusammen, 1404 zunächst das Domstift mit den 4 Kollegiatstiftern. 1420 und 1423 kam es zu einer Union der 7 Stifter Hildesheims. 1406 kam es zum Kriege um die alte Herrschaft Homburg, ein hildesheim. Lehen. Der welf. Hzg. Otto brach im Bunde mit dem Bischof von Halberstadt und mit Fürst Bernhard von Anhalt verwüstend und brandschatzend in das Stift ein. Zu J. hielten nur die v. Hardenberg. Da Heinrich von Homburg ohne Erben war, verkaufte er seine Herrschaft an Hzg. Bernhard 1409 und starb noch im gleichen Jahr. 1414 erst wurde der Streit beigelegt. Das Stift Hildesheim verzichtete auf die Herrschaft Homburg, um wenigstens den kleinen Anteil von Grene, Lüthorst und Hohenbüchen zu behalten. Die Witwe des letzten Homburgers, Schonette von Nassau, verkaufte ihre Leibzuchtrechte an diesen 3 Schlössern 1421 an das Stift.

    Noch verhängnisvoller war der unglückliche Ausgang einer 3jährigen Fehde mit den braunschweig. Herzögen und einem mächtigen Fürstenbund, den Erzbischöfen von Köln und Magdeburg, dem Bischof von Halberstadt, dem Mgf. von Brandenburg, den Herzögen von Schleswig und Holstein. Auf Seiten J.s standen nur sein Bruder, der Bischof von Münster, und die Grafen von Spiegelberg und Hoya. Raub, Mord und Brand wüteten im Stiftsgebiet, und die Hildesheimer verloren alle Schlachten, vor allem die bei Grohnde (Gfsch. Spiegelberg) 1421. Hzg. Wilhelm eroberte Grohnde. Zur Entschädigung für das abgetretene Grohnde mußte J. dem Grafen v. Spiegelberg nun auch noch seine Residenz Steuerwald, das letzte freie Schloß des Hochstifts, verpfänden. Hildesheim war ruiniert. Der Bischof fand 1424 eine Stütze in seinem Neffen Magnus von Cammin. Ihm gelang bald die Wiedereinlösung des wichtigen Steuerwald. Nach J.s Tod konnte Magnus die Nachfolge antreten.

  • Literatur

    ADB 14;
    Koken, 2 Urkk. üb. d. Resignationen d. Hildesheim. Bischöfe J. III. aus Hoya u. Henning v. Haus, mit Bemerkungen üb. ihre Regierung, in: Neues Vaterland. Archiv 17, 1829, 4. H., S. 129 ff.;
    H. A. Lüntzel, Gesch. d. Diözese u. Stadt Hildesheim II, 1858, S. 370 ff.;
    A. Bertram, Die Bischöfe v. Hildesheim, 1896;
    ders., Gesch. d. Bistums Hildesheim I, 1899.

  • Autor/in

    Helmut von Jan
  • Zitierweise

    Jan, Helmut von, "Johann III." in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 488-489 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137949839.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Johannes III., Bischof von Hildesheim, war der dritte Sohn des Grafen Johann I. von Hoya, des Stifters der Nienburger Linie von der Obergrafschaft Hoya, sein Bruder war Bischof Otto IV. von Münster 1392—1424, der 1410—24 zugleich das Stift Osnabrück administrirte. J. wurde 1394 als Johann I., Bischof von Paderborn, übernahm am 15. November 1398 das Bisthum Hildesheim, zu dem er längst designirt war, und erhielt 1399 in Paderborn den Herzog Wilhelm von Jülich-Berg zum Nachfolger, obwol er auf die Administration dieses Stiftes gerechnet zu haben scheint. In Hildesheim hatte er schon seit 1394 für seinen hochbetagten Vorgänger, den tüchtigen Gerhard, Edelherrn vom Berge, am 15. Novbr. 1398, als Coadjutor regiert. Am 12. Mai 1424 resignirte er und starb bald darauf. Aus einem gerade damals kriegerisch aufstrebenden Geschlechte, selbst fehdelustig und nicht sparsam, nach Landerwerb gierig und dadurch bald im Hader mit den gleichstehenden Welsen hat er sein Stift Hildesheim, das Gerhard bedeutend gehoben hatte, „als wüste Brand- und Trümmerstätte“ hinterlassen. Unbedeutendere, wenn auch verheerende Grenzfehden, welche sein Coadjutorat und die ersten Jahre seiner Regierung bezeichneten, führte er glücklich durch. Schon im Juli 1398 kam es sogar zu einem großen Landfriedensbündniß zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Bischöfen von Paderborn und Hildesheim, den welfischen Herzogen und den Landgrafen von Thüringen und Hessen zu Göttingen, aber die Ermordung Herzogs Friedrich von Braunschweig bei Fritzlar am 5. Juni 1400, deren Schuld dem Erzbischofe Johannes von Mainz zugeschoben wurde, sprengte diese Einung. Es folgten die schweren Fehden, dann schlossen 1402 der Erzbischof Albrecht von Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt, die Landgrafen von Thüringen und Hessen, die Welfen, die Grafen um den Harz herum und Goslar einen neuen Landfrieden in letzterer Stadt, der, da die Mörder Friedrichs ausgeschlossen wurden, einem Kriegsblinde gegen diese gleich war; Hildesheim freilich blieb in den nachfolgenden Fehden ruhig. Mit den Welfen zerfiel J. wegen der Lande des aussterbenden Dynastengeschlechts von Homburg; schon 1399 hatte er zum Schaden der Braunschweiger für Paderborn die Lehnshoheit über die ebenfalls zum Aussterben stehende Grafschaft Everstein an der Weser zu erlangen gesucht. Als 1409 der letzte Homburger Heinrich starb, und sein Erbe nebst den Gandersheimer Lehen vertragsmäßig an Herzog Bernhard fiel, erhob J. Ansprüche, weil das halbe Schloß Homburg von den Grafen von Dassel her stiftisches Lehen geworden. Da Bernhard sofort Besitz ergriffen hatte, mußte der Bischof Ruhe halten, er vermochte aber 1420 die Wittwe des Homburgers, Schonette von Nassau, die ihr zum Witthum auf Lebenszeit überwiesenen Schlösser an das Hochstift zu verkaufen. Die Folge War eine überaus erbitterte Fehde, in welcher der Markgraf Johann von Brandenbung, der Bischof von Havelberg, die Harzgrafen und die mächtige Stadt Braunschweig auf Seite der Welsen stritten, während Bischof Otto von Münster und Osnabrück, die Grafen von Hoya, Hohnstein und Spiegelberg zu dem Hildesheimer hielten. Vor der Asseburg, bei Osterwick und vor Grohnde erlitt der letztere arge Schlappen, dann verglich Erzbischof Dietrich von Köln die Streitenden. Die Welsen hatten den Vortheil, Hildesheim war ruinirt. Den Dompropst Eggart von Hanensee, der im Namen des Kapitels der Verschwendung des Bischofs entgegentrat, ließ dieser auf Burg Steuerwald sofort einkerkern, daß er nach zwei Jahren im Thurm starb; das Volk meinte, J. habe ihn umbringen lassen.

    • Literatur

      Lüntzel, Die ältere Diöcese Hildesheim; Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, I.; Wachsmuth, Geschichte vom Hochstift und Stadt Hildesheim, wo auch die Quellen.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Johann III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 223-224 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137949839.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA