Lebensdaten
um 1445 – nach 1519
Geburtsort
Bottwar (Württemberg)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Drucker ; Buchhändler ; Buchdrucker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137735677 | OGND | VIAF: 16222003
Namensvarianten
  • Keßler, Nicolaus
  • Kessler, Nicolaus
  • Keßler, Nikolaus
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Kesler, Nicolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137735677.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Magdalena, T d. v. Nürnberg nach Basel gekommenen Druckers u. Buchführers Bernhart Richel ( 1482) u. d. Frau Anna (Ennelin);
    S Bernhart, Buchführer in Basel.

  • Biographie

    Aus dem Städtchen Bottwar stammend, aus dem fast zur gleichen Zeit der Lyoner Frühdrucker M. Huß und der Buchführer Joh. Wattenschnee kamen, erwarb K. an der Universität Basel 1471 das artistische Bakkalaureat. Er fand als Buchführer Anschluß an den erfolgreichen, auch mit fremden Drucken handelnden Buchdrucker Bernhart Richel, der in enger Gemeinschaft mit dem seit 1468 in Basel druckenden Altgesellen Gutenbergs, Berthold Ruppel, arbeitete. 1474 handelte K. auf der Leipziger Messe für Richel, der den Umsatz seiner Bucherzeugnisse weitgehend in K.s Hände legte. K. schuf in Frankfurt und Leipzig mit Lagern und Agenten eine bis nach Polen und Ungarn reichende Absatzorganisation für das Basler Buch, auch handelte er daneben mit Papier und Zinn zum Schriftguß. Hohe Gewinne hieraus ermöglichten ihm, der 1480 Basler Bürger wurde, im gleichen Jahr den Eintritt in die vornehme Kaufmannszunft „Zum Schlüssel“, deren Ämter er bis zum Zunftmeister (1496) durchlief und damit Basler Ratsmitglied war. In der durch Einheirat übernommenen Druckerei Richels schuf K. mit dem „Missale Basiliense“ und dessen gutem Kanonbild seinen ersten datierten Druck (29.3.1485). Es folgten gegen 70 umfangreiche Drucke in lateinischer Sprache, meist theologischen, pastoralen, juristischen oder historiographischen Inhalts. 1489 brachte er Gersons Opera in 3 Bänden heraus. Sein buchhändlerisch beachtlichstes Unternehmen war die Drucklegung der Weltchronik des Antoninus, die er 1491 (GKW 2074) und erneut 1502 auflegte. K. wartete mit einem reichlichen Vorrat an gotischen Typen, Lombarden, gemusterten Initialen und Winkelleisten auf. Mit Illustration war er sparsam; 1492 brachte er als erster Holzschnitte Dürers. Sein Signet zeigt drei Kesselhaken und ein „K“ im Doppelschild. Seine wenigen, in schöner römischer Antiqua gedruckten Bände, so die Briefe des Philolphus und die Kosmographie des Laurentius Corvinus, waren buchhändlerische|Reißer, wie auch Poggios „Facetien“ (1488), reine Unterhaltungslektüre, sich seltsam genug unter K.s scholastischen Folianten ausnehmen. 1509 schied K. aus dem Unternehmen aus, das sein Sohn Bernhart in wenigen Jahren verwirtschaftete. Über ein Jahrzehnt widmete sich K. dann öffentlichen Aufgaben in der Verwaltung der Stadt. Seine entscheidende Größe lag in der Ausgestaltung, der künstlerischen Vollendung, im Druckbild und in den gotischen Meisterschriften, die von seinem Zeitgenossen Sebastian Brant ebenso wie in der Gegenwart von Stanley Morison gefeiert wurden.

  • Werke

    Druckproben: Monumenta Germaniae et Italiae typographica, 1892-1913, Taf. 129, 281;
    Veröff. d. Ges. f. Typenkde. d. XV. Jh., 1907, Taf. 905, 999-1007;
    Meisterdrucke got. Schr., Dt. Inkunabeln im Brit. Mus., Mit e. Einl. v. St. Morison, 1928, Tafel 65. -
    Bis auf etwa 14 Drucke lag K.s Werktätigkeit ganz im 15. Jh. W-Verz. b. Goff, s. L.

  • Literatur

    ADB 15;
    Grimm, Nr. 288, 286 a u. unter Basel (ällere L);
    E. Voullieme, Die dt. Drucker d. 15. Jh., ²1922, S. 26;
    A. Schramm, Der Bilderschmuck d. Frühdrucks, 1920 ff., S. 21, 720-95;
    Die Matrikel d. Univ. Basel, hrsg. v. H. G. Wackernagel, 1951;
    F. Luchsinger, Der Basler Buchdruck als Vermittler ital. Geistes 1491-1529, 1953;
    E. Soltesz, Die erste Ausg. d. Paulaner-Breviers (Kesler 1486) mit Abb., in: Gutenberg-Jb. 1960, S. 132-40;
    F. R. Goff, Incunabula in American Libraries. 1964;
    G. Piccard, Papiererzeugung u. Buchdruck in Basel b. z. Beginn d. 16. Jh., in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 8, 1967, Sp. 26-322 u. Register.

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Kesler, Nicolaus" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 541-542 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137735677.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kesler: Nikolaus K. (Keßler), Buchdrucker zu Basel zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Gebürtig von Bottwar, einem Städtchen im württembergischen Unterlande, wo auch der zu Lyon 1478 zuerst druckende Martin Huß geboren war, erhielt er laut dem rothen Buche der Baseler Kanzlei im J. 1480 das dasige Bürgerrecht und bekleidete mit der Zeit ansehnliche Ehrenstellen. Denn das Aemterbuch vom J. 1496 verzeichnet ihn als Meister zum Schlüssel, ein Rathsprotokoll von 1500 als Deputirten und in einem seiner jedoch undatirten Drucke „Margarita Decretalium“, welchem Seb. Brant ein lateinisches Gedicht vorgesetzt hat, redet ihn dieser an „Consule te gaudet Basilea et cive probato“, woraus man schließen könnte, daß er auch zu irgend einer Zeit Bürgermeister zu Basel gewesen sei. Wie vor ihm der Baseler Drucker Joh. Amerbach (Bd. I, 398) seine Dankbarkeit gegen das Carthäuserkloster im St. Margarethenthal (das jetzige Waisenhaus) für ihm bewiesene Gefälligkeiten dadurch an den Tag legte, daß er von jedem Werke, das er druckte, ein Exemplar in die Klosterbibliothek schenkte, so gedenkt auch das handschriftlich auf der Baseler Bibliothek vorhandene Jahrzeitenbuch dieses Klosters unseres Druckers mit den Worten: „Oretur pro Nicolao Kesler cive et impressore Basil. qui donavit Textum sententiarum impressum valentem 1 floren ...“ Seine typographische Thätigkeit fällt in die Jahre 1486—1509. Daß er auch zu Antwerpen gedruckt habe, ist eine ganz unerwiesene s. Z. durch den wenig zuverlässigen Bibliographen Maittaire in s. Annal. typogr. p. 481 aufgebrachte Angabe, gleichwohl hat in jüngster Zeit auch v. d. Linde in seinem „Gutenberg“ (1878) S. 106 K. für Antwerpen und zwar für die Jahre 1487—1489 aufleben lassen, während doch Drucke aus diesen beiden Jahren mit seinem Namen und „Basel“ versehen, nachgewiesen sind, und daß er etwa auch eine Filiale zu Antwerpen besessen habe, hat noch niemand behauptet. Wahrscheinlich wurde Maittaire hiezu verleitet durch den Namen des holländischen Druckers Ketelaer (vgl. d.), der zufällig auch denselben Vornamen führte, aber nicht einmal in Antwerpen, sondern in Utrecht seine Presse hatte, und schon Panzer a. a. O. I, 161 hat diesen Irrthum, wie es sich gebührt, mit „male“ gerügt. Das Buchdruckerzeichen des K. hat Roth-Scholtz in seinen Insignia N. 33 nachbilden lassen: zwei Schilder an einem dürren Aste und in jenen sein Name Wie sein Geburtsjahr ist auch das seines Todes unbekannt, doch fällt das letztere aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn nicht noch in das Jahr 1509 so doch in 1510, denn sein letzter bis jetzt bekannt gewordener Druck ist datirt „MDIX in mense Decembri“. Unter seinen 70 Preßerzeugnissen, sämmtlich in lateinischer Sprache und jeglichen Formates, von welchen jedoch sieben ohne seinen Namen, sowie mit Ausnahme von zweien alle in gothischer Schrift gedruckt, zeichnen sich vor allen aus: „Petri Lombardi libri IV. Sententiarum“ 1486. Fol., am Ende: „non atramentali penna, cannave. Sed quadum ingeniosa arte imprimendi ...“ (auf dem Wiederdrucke von 1502 nennt sich der Drucker, jedenfalls in Folge eines Druckfehlers „Kellers"); Moralissimus Cato cum elegantissimo commento" 1486, 1488, 4. „Biblia" (latina) 1487. Fol. „Facetiae Poggii" 1488, 4. „Jac. de Voragine Historia Lombardica“ 1495. Fol. „Clarissimi Felicis Hemmerlin ... opuscula, et tractatus“. Fol. o. J., aber die metrische Dedication des Seb. Braut an den Churfürsten Hermann von Cöln ist datirt aus Basel vom 13. Aug. 1497; „Liber Epistolarum sancti Hieronymi“ 1497. Fol. (mit römischer Schrift gedruckt); „Epistolare Franc. Philelfi“ 1500, 4 (mit römischer Schrift gedruckt). Das letzte Druckwerk vom J. 1509 ist „Bonifacii Symonetae ... de christ. fid. et Roman. Pontific. persecutionibus opus“ Fol., von welchem Hier. Emser der Herausgeber war.

    • Literatur

      Helmschrot, Alte Sprachdenkmale S. 122, 128, 195—96. Denis, Suppl. I, 118, 215, 303, 428, II, 611. Panzer A. t. VI, 176, 177. Stockmeyer, Baseler Buchdruckergesch. S. 51—65. Grässe, Trésor I, 154, IV, 249. V. d. Meersch, Recherches p. 131.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Kesler, Nicolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 659-660 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137735677.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA