Lebensdaten
1926 – 1993
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Unterhaching bei München
Beruf/Funktion
Volkskundlerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136862861 | OGND | VIAF: 71399966
Namensvarianten
  • Rath, Elfriede (geborene)
  • Moser, Elfriede (verheiratete)
  • Moser-Rath, Elfriede
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Zitierweise

Moser-Rath, Elfriede, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136862861.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf Rath (1887–1966), Wirtsch.jurist, Rechtssekr. in W., S d. Emmerich, Apotheker in Stronsdorf (Niederösterreich), u. d. Emilie Seeböck;
    M Gertrude (1903–89) aus W., T d. N. N. Höfer u. d. Carolina v. Boog (1873–1952);
    Innsbruck 1955 Hans Moser (s. 1);
    1 T.

  • Biographie

    In Wien studierte M. seit dem Wintersemester 1945/46 Germanistik und Anglistik, seit 1947 im Hauptfach Volkskunde bei Leopold Schmidt und wurde mit einer Dissertation über die Sammlung obersteir. Volksmärchen des Benediktiner-Paters Romuald Pramberger 1949 promoviert. Der damals in der volkskundlichen Erzählforschung gängigen Ansicht von der Dominanz mündlicher Überlieferungen im Erzählgut begegnete sie hier bereits mit Skepsis und stellte ihr den hohen Stellenwert literarischer Einflüsse auf das Erzählen entgegen. Nach einem Aufenthalt in England absolvierte sie 1951/52 ein Volontariat am Österr. Museum für Volkskunde in Wien, wo sie 1952-55 als Assistentin arbeitete. Von nachhaltigem Einfluß auf ihr späteres Werk war die Auseinandersetzung mit den Schriften des Prager Erzählforschers Albert Wesselski, dessen teilweise nach Wien gelangte Bibliothek M. am Museum für Volkskunde betreute. Seither für Fragestellungen historischer Erzählforschung sensibilisiert, widmete sich M. in zahlreichen Veröffentlichungen den Instanzen der Vermittlung von Literatur an ein zumeist nicht leseerfahrenes oder lesefähiges Publikum, besonders zur Zeit des Barock. 1955 zog M. nach München, wo sie die gegenreformatorische Predigtliteratur der Zeit von 1650 bis 1750 auf das darin enthaltene Erzählgut auswertete. Ihre Untersuchung „Predigtmärlein der Barockzeit“ (1964), die ihr internationale Anerkennung brachte, dokumentiert die Tradierung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Erzählmaterialien durch die Kanzelredner und zeigt exemplarisch, daß Erzählüberlieferung auf vielfältigen kommunikativen Beziehungen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen beruht. Im Rahmen der Vorbereitungen für das Editionsprojekt „Enzyklopädie des Märchens“ (hrsg. v. K. Ranke u. a., 1977 ff.), deren Redaktion sie seit Beginn angehörte und für die sie mehr als 80 Artikel verfaßte, erhielt M. 1963-69 einen Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Durchsicht der Schwankliteratur des 17. und 18. Jh., aus dem zunächst ein Archiv mit 22 000 Texten hervorging. 1969 trat M. eine Assistentenstelle am Seminar für Volkskunde der Univ. Göttingen an, wurde dort Akademische Rätin und Oberrätin und schließlich 1982 bis zu ihrem Ruhestand 1987 Professorin.

    In ihrem programmatischen Aufsatz „Gedanken zur historischen Erzählforschung“ (1973, Nachdr. 1994) beschrieb M. Dokumentations-, Vermittlungs- und Funktionsaspekte im Bereich mündlicher und schriftlicher Erzählliteratur; ihre Gedanken zum Verhältnis von Erzählgut und historischer Realität wurden für die Erzählforschung wegweisend. Aus M.s Analyse von 80 barocken Witz- und Schwanksammlungen entstand die umfassende Studie „Lustige Gesellschaft“ (1984). M. geht darin den unterschiedlichen Gebrauchsweisen dieser Unterhaltungsbüchlein nach, zeigt Verbindungslinien zu den Schwankstoffen des Mittelalters und des Humanismus auf, stellt die Texte in ihren kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext und zeichnet so ein differenziertes Bild der barockzeitlichen Gesellschaft. Mit „Dem Kirchenvolk die Leviten gelesen“ (1991), einer Darstellung barockzeitlichen Alltags im Spiegel süddeutscher Predigten, erschien ihr letztes Buch. Durch ihre grundlegenden Arbeiten zu verschiedenen Quellenbereichen, Gattungen und Themen der populären Literatur sowie ihre weit über hundert Artikel in wissenschaftlichen Nachschlagewerken gilt M. als eine der bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten der Volkskunde.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges. f. Volkskde. (1964) u. d. International Society for Folk Narrative Research (1969).

  • Werke

    Weitere W Zahlr. Art. in Meyers Enzyklopäd. Lex., 1971 ff. u. KLL;
    Kleine Schrr. z. populären Lit. d. Barock, hrsg. v. U. Marzolph u. I. Tomkowiak, 1994 (enthält 22 Aufsätze d. J. 1957–88).

  • Literatur

    H. Alzheimer, Frauen in d. Volkskde., Ein Btr. z. Wiss.gesch., in: Volkskultur – Gesch.Rel., FS f. W. Brückner, 1990, S. 257-85;
    Fabula 32, 1991 (Zum 65. Geb.tag von E. M.-R.), hrsg. v. R. W. Brednich u. H.-J. Uther (W-Verz.; P) ;
    R. Schenda, „Schertz u. Ernst beysammen“, E. M.-R. zu ihrem 65. Geb.tag, in: Bayer. Jb. f. Volkskde. 1991, S. 147-49 (W-Verz.);
    H. Gerndt, Beispielhafte Erzählforschung in Bayern, Zum Tod v. E. M.-R., ebd. 1994, S. 206 f.;
    W. Brückner, Zum Tode v. E. M.-R., in: Bayer. Bll. f. Volkskde. 1, 1994, S. 52-54;
    I. Tomkowiak, in: Fabula 35, 1994, S. 125-27;
    S. Ude-Koeller, in: Volkskde. in Niedersachsen 11, 1994, S. 46 f.;
    H.-J. Uther, in: Zs. f. Volkskde. 90, 1994, S. 90-93.

  • Autor/in

    Ingrid Tomkowiak
  • Zitierweise

    Tomkowiak, Ingrid, "Moser-Rath, Elfriede" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 184-185 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136862861.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA