Lebensdaten
1805 – 1875
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Eisen- und Zinkkunstgießer ; Begründer der Berliner Zinkgußindustrie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136365760 | OGND | VIAF: 71335962
Namensvarianten
  • Geiß, Philipp Conrad Moritz
  • Geiß, Moritz
  • Geiß, Philipp Conrad Moritz
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Zitierweise

Geiß, Moritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136365760.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Conrad (s. 1);
    M Joh. Carol. Christiane Vasseur;
    1) Wien 1842 Maria (1821–51), T d. Kaufm. Gg. Frdr. Lauerbach in Wien u. d. Katharina Kleinknecht, 2) Berlin 1854 Florentine verw.|von der Lehe (1810–90, kath.), T d. Kunsthändlers Joh. Baptist Weiß ( vor 1854);
    2 S, 3 T aus 1).

  • Biographie

    G. zeigt früh künstlerische und technische Begabung. Sein Vater läßt ihm eine wohldurchdachte Ausbildung angedeihen. Zunächst als Pensionär der Plamannschen Anstalt in Berlin, sodann im Grauen Kloster (1817) erzogen, wird er einer der ersten Schüler des königlichen Gewerbeinstituts. Ein einjähriger Aufenthalt in den Hüttenwerken zu Gleiwitz und Malapane macht ihn mit dem praktischen Gießereibetrieb vertraut. Nach Berlin zurückgekehrt, nimmt er ein umfassendes Privatstudium auf: Zeichnen und Perspektive bei Professor Pelliisier, Modellieren bei Professor Wichmann; daneben werden physikalische und chemische Studien betrieben. Nach einer 1½jährigen Studienreise nach England und Frankreich wird er 1828 „wegen seines ausgezeichneten Geschmacks im Formen und Gießen“ zum akademischen Künstler ernannt; seit 1830 ist er Mitinhaber der väterlichen Fabrik und firmiert auf der Akademie-Ausstellung als „Fabrikbesitzer und acad. Künstler P. C. M. Geiß junior“. 1831 führt er F. Schinkel die Ergebnisse seiner Zinkgußversuche vor und findet so großes Interesse, daß er im folgenden Jahr seine Fabrikation auf Zinkguß umstellen kann. Damit wird eine technische Revolutionierung des Bauwesens von größtem Umfang eingeleitet. Hatte Schinkel bisher für seine vorfabrizierten Architekturteile Terrakotta und Eisenguß benutzt, so wurde nunmehr die Bauornamentik des preußischen Klassizismus auf den wesentlich billigeren und geschmeidigeren Zinkguß umgestellt. Als Gutachter der 16. Preisaufgabe des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes (1838) urteilt Schinkel über G., daß er „eine bisher noch nicht bekannte Anwendung des Zinks“ erfunden habe, nicht den Guß selber, „sondern dasjenige, was man vor Herrn G. nicht wagte“, das heißt vollplastische Hohlgüsse: „große Architekturteile, Hauptgesimse, Kapitäle großer Säulen, Vasen von allen Größen und besonders alles große baroque Architektur-Ornament“, das in denkmalpflegerischer Absicht verwendet werden konnte. Ganz neu sei der Zinkguß für runde Figuren und die für die Stabilität nötige Legierung des Zinks mit Kupfer. Unter weiteren Erfindungen rühmt Schinkel die „ganz originelle Falzung der Dachziegel“ und erwähnt, daß in der G.schen Fabrik mehr als 5000 Zentner Gußzink verarbeitet werde. Neben Schinkel bedienen sich unter anderem die Architekten Persius, Strack, Stüler, Knoblauch, Hitzig und Langhans sowie die Bildhauer Schadow, Kiß, Kalide, Bläser und Drake der neuen Technik. Die illustrierten Fabrikationskataloge zeigen den riesigen Umfang des Formenschatzes eigner und fremder Entwürfe, die die Außenerscheinung und die Innenausstattung klassizistischer Bauten bestimmen.

    Die Breitenwirkung der G.schen Fabrikation wurde durch rege Beteiligung an Ausstellungen (1842 Mainzer Industrie-Ausstellung, 1844 Berliner Gewerbe-Ausstellung, 1851 Weltausstellung London, 1854 Münchner Industrie-Ausstellung) und durch seine freundschaftliche Hilfe bei Gründung der Wiener Gießerei des Architekten L. von Förster gefördert. Aus dem großen Umfang seiner Fabrikation sei hier nur das Hauptgesims des Schinkelschen Museumsbaues, das Portal der Werderschen Kirche und die Architekturplastik von Schloß Glienicke erwähnt.

  • Werke

    zahlreich abgebildet in d. v. G. hrsg. Bildwerken: Zinkguß-Ornamente nach Zeichnungen v. Schinkel, Stüler, Strack, Persius, Schadow, Knoblauch, Stier u. a. sowie Statuen u. Skulpturen n. antiken u. modernen Modellen ausgef. u. gegossen in d. Zinkgießerei f. Architektur v. M. G. in Berlin, 1841, ²1863 (mit Vorwort v. F. Schinkel);
    Kirchen-Geräthe, Cruzifixe, Altarleuchter, Taufsteine, o. J. [1864?].

  • Literatur

    zum Gesamtart.: F. Schinkel, Ber. üb. d. Lösung d. Preisaufgabe, betr. e. Vermehrung d. Gebrauchs v. Zink, in: Verhh. d. Ver. z. Beförderung d. Gewerbefleißes in Preußen, 1838, S. 21, wieder in Zinkguß-Ornamente …, s. W;
    Berliner Kunstbl., 1828, S. 139;
    … t, Die Werkstätten d. hiesigen Fabrikanten u. Handwerker, Eisenguß-Bijouterien der Herren G. u. d. Herrn Devaranne, in: Berlin. Nachrr. v. Staats- u. gel. Sachen (Spenersche Ztg.), Nr. 7 v. 9.1.1834, wieder b. Pniower;
    O. Pniower, Berliner Eisen, in: Mitt. d. Ver. f. d. Gesch. Berlins 41, Nr. 4-6, 1924, S. 21-23;
    K. Bimler, Modelleure u. Plastik d. Kgl. Eisengießerei b. Gleiwitz, 1914, S. 7;
    E. Schultz v. Dratzig [E v. Moritz], Fam.chronik, 1926 (ungedr.);
    E. Hintze, Berliner Privatunternehmer f. Eisenkunstguß, in: Jb. d. Schles. Mus. f. Kunstgewerbe u. Altertümer, 1928, S. 151-76;
    ders., Gleiwitzer Eisenkunstguß, 1928;
    L. Frhr. v. Zedlitz, Neustes Conversations-Hdb. f. Berlin u. Potsdam, 1834, S. 168;
    H. W. Singer, Allg. Künstlerlex. II, 1896;
    ThB. |

  • Quellen

    Qu.: Auftragsbücher d. Fa. G. (im Bes. d. Firmennachfolger Martin & Piltzing in Berlin).

  • Autor/in

    Martin Sperlich
  • Zitierweise

    Sperlich, Martin, "Geiß, Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 156-157 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136365760.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA