Lebensdaten
1611 – 1679
Geburtsort
Hannover
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
hannoverischer Kaufmann ; Bankier ; Philanthrop
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 135729653 | OGND | VIAF: 65230178
Namensvarianten
  • Duve, Johann
  • Duve, Johannes
  • Duvius, Johannes

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Zitierweise

Duve, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135729653.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. war seit D.s Urgroßvater väterlicherseits Mitgl. des Krameramtes in Hannover;
    V Gottschalk (1580–1660), Seidenhändler in Hannover, S des Johann ( 1608), Seidenhändler u. Ratsherr in Hannover, u. der Dor. Holthusen;
    M Cath. (1583-1647), T des Brauers Lüdecke in Hannover u. der Marg. Otte;
    Hannover 1634 Elis. ( 1680), T des Kaufm. Anton Kolvenroth;
    6 S, 3 T, u. a. Heinr. Jul. (1637–78), Kaufm. in Hamburg, machte 1672 mit 90 508 Talern Bankrott, Dorothea ( David Amsing, 1617–64, Bgm. v. Hannover).

  • Biographie

    D. besuchte bis 1626 die Stadtschule und ging dann nach Hamburg in die Lehre. 1633 nach Hannover zurückgekehrt, wurde er Mitglied des Krameramtes und gründete eine eigene Seidenhandlung, die sehr schnell aufblühte. Schon ein Jahr später trat er der Kaufmannsgilde bei, um ein Geschäft aufzubauen, das in seiner Vielseitigkeit und Ausdehnung alle bisher in Hannover bekannten Unternehmen weit übertraf. Der Krieg begünstigte D.s Aufstieg. Durch den Tuchhandel erhielt er Heereslieferungen, die er bald auch auf Korn, Blei und Pulver ausdehnen konnte. 1643 ernannte ihn Herzog Christian Ludwig zum Oberbergfaktor und übertrug ihm den Umschlag aller in den herzoglichen Harzbergwerken geförderten Nichtedelmetalle, ein Geschäft, das jährlich 100 000 Taler Umsatz erzielte. Des größeren Verdienstes wegen erwarb D. auch Produktionsstätten seiner Handelsgüter, wie Mühlen und Gutsbetriebe zum Ausbau seines Getreidehandels. Selbst das von ihm 1642/43 für 60 Kinder und 40 alte Leute erbaute Armen- und Waisenhaus vor dem Steintor spannte er für seine Interessen ein, indem er die Arbeitskraft der Insassen für den Betrieb einer Spinnerei und Weberei ausnutzte. Ferner handelte D. mit Juwelen, Wolle, Holz und Hopfen und betätigte sich auch als Bauunternehmer. Freilich ist gerade der Bau von 50 Häusern in den Straßenzügen der Neustadt, die bis heute seinen Namen tragen, nicht auf D.s Initiative geschehen. Herzog Georg Wilhelm befahl ihm den Bau auf eigene Kosten, um das Vermögen, das zum großen Teil durch staatliche Konzessionen gewonnen war, dem Staat wieder dienstbar zu machen. Ein Jahrzehnt früher hatte D. den zerstörten Turm der Kreuzkirche wiederaufgebaut und 1655 der Kirche eine Kapelle mit einer Familiengruft angefügt. Der zweite Kirchenbau, der unter seiner Leitung ausgeführt wurde, war die Errichtung der Neustädter Hof- und Stadtkirche Sankt Johannis (1666–70). Den Platz vor der Kirche, den Neustädter Markt,|schmückte er auf eigene Kosten mit dem großen Parnaßbrunnen.

    Endlich betätigte sich D. noch als Bankier. Besonders die welfischen Herzöge machten immer wieder bei ihm Anleihen. 1666 pachtete er die Münze der Stadt, prägte jedoch so minderwertige Geldstücke, daß ihm 1674 der Rat die Münze entzog. In den gleichen Jahren machte ihm die vertraglich übernommene Versorgung der herzoglichen Münzstätten mit Silber große finanzielle Schwierigkeiten, da der Ertrag des Harzes nicht ausreichte. 1672 mußte D. 50 000 Taler beim Vergleich seines Sohnes Heinrich Julius in Hamburg zuschießen. Als 1675 die dem König von Dänemark vorgestreckte Summe von 180 000 Talern, wozu D. seinen gesamten Grundbesitz verpfändete, nicht in die Hände des Schuldners gelangte und der König die Rückzahlung verweigerte, war D. 1676 gezwungen, seine Zahlungen einzustellen. Ein Vergleich wurde abgelehnt. So stand das Ehepaar D. am Ende seines Lebens vor dem Nichts und mußte für den Rest seiner Tage in dem von ihm gegründeten Armenhaus Unterkunft suchen.

  • Literatur

    ADB V;
    R. Hartmann, Gesch. d. Stadt Hannover, 1880, S. 240 ff. u. ö.;
    O. Jürgens, Die Qu. d. stadthannov. Gesch., in: Jb. d. hist. Ver. f. Niedersachsen, 1897, S. 412 ff.;
    V. Loewe, Ein Vertrag zw. Hzg. Gg. Wilh. u. J. D. v. J. 1666, ebd., 1903, S. 665-69;
    A. Altendorf, J. D., in: Niedersachsen, Jg. 1910/11, S. 246-49;
    ders., J. D., in Hannov. Gesch.bll., 1911, S. 50-95;
    G. F. Konrich. J. D., d. Wohltäter Hannovers, in: Hannoverland, Jg. 1911, S. 75-77;
    E. Brix, Vom Markt z. Metropole, d. Stadt Hannover u. ihre Wirtschaftsentwicklung in 7 Jhh., 1951, S. 82 ff.Qu.: Stammtafel D. im Stadtarchiv Hannover.

  • Autor/in

    Herbert Mundhenke
  • Zitierweise

    Mundhenke, Herbert, "Duve, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 208-209 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135729653.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dnve: Johann D., Gottschalk Duve's Sohn, geb. zu Hannover 8. März 1611, stammte aus einer Familie, die seit mehr als zweihundert Jahren dem Krameramt der Stadt angehörte. Auch er erlernte in den Jahren 1626—1633 in Hamburg bei dem Kaufmann Schlegel die Kaufmannschaft und den Seidenhandel und führte dann selbst ein gleiches Geschäft in Hannover fort. Im J. 1643 wurde er fürstlicher Oberbergfactor und behielt die Pachtung, vermöge deren ihm der Vertrieb der Ausbeute des Harzes oblag, 27 Jahre, obschon er nach seinen eigenen Angaben das Geschäft nur die ersten 18 Jahre ohne Schaden, die letzten neun mit einem Vermögensverlust von 50000 Thalern führte. Das Andenken der Nachwelt hat sich D. durch die patriotisch selbstlose Gesinnung gesichert, mit der er seinen Reichthum für das Wohl seiner Mitbürger und die Hebung der damals erst recht emporkommenden Vaterstadt verwendete. 1643 stiftete er ein Arnien- und Waisenhaus außerhalb des Steinthores zur Aufnahme von 60 Waisenkindern und 40 gebrechlichen und bedürftigen alten Leuten. Für verschiedene Kirchen der Stadt sorgte er durch Bauten oder Ausschmückung: so stellte er, da Stadt und gemeine Bürgerschaft in dem verderblichen Kriege durch vielfältige Contribution, Steuren und Anlagen erleeret und erschöpfet worden, 1653 die einige 20 Jahre zuvor durch einen Sturm herabgewehte Thurmspitze der Kreuzkirche mit einem Kostenaufwand von 10000 Thalern wieder her; so schenkte er der Marktkirche 1663 eine große gemalte, bei der Restauration von 1852 beseitigte Altarwand. Zu Döhren bei Hannover ließ er 1667 ein Wehr und die dazu gehörige Wassermühle errichten. Um den Mühlen in der Stadt einen gleichförmigen Wasserstand zu sichern und die niederen oft durch Ueberschwemmung heimgesuchten Stadtgegenden zu schützen, ließ er 1651 vor Hannover den sog. Schnellengraben bauen. Bis heute lebt sein Name in dem Theile der Stadt fort, für den er durch Ausschmückung der Kirche, durch Wasserleitung und insbesondere durch Erbauung ganzer Straßen sorgte: in der sog. Neustadt, dem westlichen Stadttheile, legte er nördlich der Calenberger Straße (des früheren Steinweges) auf ihm eigenthümlich gehörenden Gartengrundstücken 40 Wohnhäuser in 4 Reihen an, von denen die östliche nach der Farbe ihrer Häuser die Rothereihe heute wie damals heißt, die beiden mittleren, anfangs als die blaue Straße bezeichnet, und die westliche alsbald die noch gegenwärtig gebräuchlichen Namen der großen und der kleinen Duvenstraße erhielten. Johann D. starb 1679, am 2. September und wurde in dem 1655 von ihm angelegten, im damaligen Geschmack reich ausgestatteten südlichen Anbau der Kreuzkirche begraben.

    • Literatur

      Baring, Beytrag zur Hannöverischen Kirchen- und Schul-Historia (1748) S. 42—48. Spittler, Gesch. des Fürstenth. Hannover 2, S. 169 ff. Hoppe, Gesch. der Stadt Hannover S. 207 ff. Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen I. S. 67, 73.

  • Autor/in

    Frensdorff.
  • Zitierweise

    Frensdorff, Ferdinand, "Duve, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 500 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135729653.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA