Lebensdaten
1867 – 1942
Geburtsort
Flensburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Chef des Generalstabs der Luftstreitkräfte ; General der Flieger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 133789101 | OGND | VIAF: 1211948
Namensvarianten
  • Lieth-Thomsen, Hermann von der (bis 1888 und seit 1921)
  • Lieth-Thomsen, Hermann Christian Johannes von der
  • Thomsen, Hermann
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Zitierweise

Thomsen, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133789101.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian v. d. Lieth-T. (1829–1920), preuß. Stationsvorsteher in Weiche b. F., S d. Peter (v. d. Lieth-T.) (* 1794), Landmann, u. d. Martha v. d. Lieth (1805–49);
    M Emma Elise Christiane Marie (1844–94), T d. Christian Gabriel Buchta (1800–61), Schlachtermeister, u. d. Magdalena Benn (1815–92);
    1) 1893 Else (1872–1920), T d. Heinrich Wilhelm Ferdinand Ohning (* 1842), 2) 1921 Victoria Amelia Augusta (1885–1968), T d. Richard Hirsch (1849–1931), Kaufm., u. d. Mary Hunter (* 1860);
    1 S aus 1) Joachim (1896–1918), Lt. z. See, 2 T aus 1) Hildegard (* 1894, Oskar Waldrich), Ursula|(1903–78, Eckhardt v. Klass, 1897–1980);
    E Dietloff v. Klass-T. (* 1937).

  • Biographie

    T. trat nach dem Abitur am Gymnasium in Flensburg 1887 als Offiziersanwärter in das Pionierbataillon 9 der preuß. Armee ein (1889 Lt.), 1897–1900 folgte die Ausbildung zum Generalstabsoffizier an der Kriegsakademie in Berlin. Wegen seiner technischen, taktischen und organisatorischen Fähigkeiten wurde er 1905 (1905 Hptm., 1911 Major) u. a. zur Beobachtung der Luftfahrtentwicklung in den Großen Generalstab zur Inspektion des Luft- und Kraftfahrtwesens versetzt. T. favorisierte statt des Luftschiffs das Flugzeug für militärische Belange. Zu Kriegsbeginn 1914 Generalstabsoffizier bei Heeresverbänden, kam er mit seiner Berufung zum Chef des Feldflugwesens 1915 zur Obersten Heeresleitung, wo ihm die Neugliederung der Fliegerverbände, die technische Entwicklung, die Ausbildung der Piloten und die Mobilisierung der Luftfahrtindustrie für die Kriegsrüstung unterstanden. Zur Optimierung der Luftkriegsführung setzte sich T. für die Zusammenführung sämtlicher Luftstreitkräfte der dt. Kontingentsarmeen zu einer eigenständigen Teilstreitkraft unter einheitlichem Oberbefehl ein. Er forderte ein Reichsluftamt als oberste Reichsbehörde zur Führung der Militär- wie Zivilluftfahrt, der Luftrüstung und des Luftschutzes. Wegen des Widerstandes der Marine und des preuß. wie bayer. Kriegsministeriums blieben selbständige Luftstreitkräfte jedoch im Planungsstadium stecken. Stattdessen entstand 1916 unter General Ernst v. Hoeppner (1860–1922) die Dienststelle „Kommandierender General der Luftstreitkräfte“ (Kogenluft), in der T. als Chef des Generalstabs (Oberstlt. 1916) faktisch die gesamte Luftkriegsführung des Feldheeres leitete.

    Nach Auflösung der Fliegertruppe gemäß dem Versailler Vertrag verließ T. 1919 (Oberst 1918) das Heer und beriet die Reichswehr beim getarnten Aufbau der Fliegertruppe. Aufgrund der im Vertrag von Rapallo 1922 vereinbarten dt.-sowjet. Militärkooperation betrieb die Reichswehr seit 1925 unter Leitung des Major a. D. Walter Stahr (1882–1948) ein geheimes Flugzentrum bei Lipezk. Von 1924 bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden 1928 leitete T. für das Reichswehrministerium ein getarntes Verbindungsbüro in Moskau, das in militärischen Fragen alleiniger Verhandlungspartner der sowjet. Behörden war und die Personalangelegenheiten der nach Rußland kommandierten Reichswehroffiziere abwickelte. 1935 wurde T. trotz seiner Erblindung als Generalmajor zur besonderen Verwendung des Reichsluftfahrtministers und Oberbefehlshabers der Luftwaffe reaktiviert und als Abteilungsleiter in der Kriegswissenschaftlichen Abteilung der Luftwaffe verwendet. Eine aktive Rolle beim Aufbau der operativen Luftwaffe spielte er nicht. Die Luftwaffenführung und die NSKriegspolitik und -propaganda instrumentalisierten T., der 1937 zum Generalleutnant und 1939 zum General der Flieger ernannt wurde, indem sie auf seine Leistungen als maßgeblicher Architekt der Militärluftfahrt und auf seine wegweisenden Gedanken einer einheitlichen Luftkriegführung im 1. Weltkrieg hinwiesen. T. wurde 1942, seiner identitätsstiftenden Funktion gemäß, in einem Staatsbegräbnis auf dem Berliner Invalidenfriedhof in unmittelbarer Nähe zu nationalen Luftkriegshelden des 1. und 2. Weltkriegs (Manfred Frhr. v. Richthofen, Ernst Udet, Werner Mölders) beerdigt. Auf dem nach dem Mauerbau 1961 abgeräumten Grab wurde 2000 auf Initiative von T.s Enkel ein Restitutionsstein mit der Inschrift des ursprünglichen Grabsteins neu gelegt.

  • Auszeichnungen

    A E. K. I u. II (1914);
    Rr.kreuz d. kgl. Hausordens v. Hohenzollern mit Schwertern (1914/18);
    Orden Pour le Mérite (1917);
    Ehrenkreuz f. Frontkämpfer;
    Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV.-I. Kl.;
    Gemeinsames Flugzeugführer- u. Beobachterabzeichen;
    Ehrenmitgl. d. Lilienthal-Ges. f. Luftfahrtforsch.;
    Ehrenführer d. dt. Luftfahrt (1933);
    Benennung e. Flugzeugs d. Lufthansa, 1935 (Thomsen) u. e. Luftwaffen-Kaserne in Stadum, 1966 (Gen.-Thomsen-Kaserne).

  • Werke

    W Die Bedeutung d. techn. Hilfsmittel f. d. Fernaufklärung im Felde, in: Vjhh. f. Truppenführung u. Heereskde., 8. Jg., 1911, S. 325–44;
    Die Luftwaffe vor u. im Weltkriege, in: Die Dt. Wehrmacht 1914–1939, 1939, S. 487–527.

  • Quellen

    Qu BA, Abt. Mil.archiv, Freiburg (Br.) (P); Fam.archiv v. Klass-Thomsen (P).

  • Literatur

    L P. Supf, Das Buch d. dt. Fluggesch., Bd. 1, 1935, S. 379, Bd. 2, 1935, S. 113 f., 278–83, 290, 298 ff. u 486 (P);
    W. Zuerl (Hg.), Pour le Mérite-Flieger, 1938 (P);
    R. Roeingh, Zwei Generationen Luftwaffe, Wegbereiter d. Luftfahrt, Bd. 1: Flieger d. Weltkrieges, 1942, S. 66 f. (P);
    A. Baeumker, Gen. d. Flieger v. d. Lieth-T. 75 J., in: Luftwissen 9, 3, 1942 (P);
    ders., Gen. v. d. Lieth-T. †, ebd. 9, 8, 1942 (P);
    W. Wohlberedt, Grabstätten bekannter u. berühmter Persönlichkeiten in Groß-Berlin u. Potsdam mit Umgebung, Bd. 4, 1952, S. 348;
    E. Milch, Gen. d. Flieger Hermann v. d. Lieth-T., in: Dt. Soldatenjb., 1962, S. 65 f. (P);
    F. Stahl, Gen. d. Flieger Hermann T.-v. d. Lieth, Der Schmied d. dt. Luftstreitkräfte, in: Soldat u. Technik 10, 1966, S. 550 f. (P);
    R. Stumpf, Die Wehrmachts-Elite, Rang- u. Herkunftsstruktur d. dt. Generale u. Admirale 1933–1945, 1982, S. 148;
    H. Boog, Das Problem d. Selbständigkeit d. Luftstreitkräfte in Dtld. 1908–1945, in: Mil.geschichtl. Mitt. 1, 1988, S. 31–60;
    M. Zeidler, Reichswehr u.|Rote Armee 1920–1933, 1993;
    K. F. Hildebrand, Die Generale d. dt. Luftwaffe 1935–1945, Bd. 2, 1991, S. 296 f. (P); ders. u. Ch. Zweng (Hg.), Die Ritter d. Ordens Pour le Mérite d. I. Weltkriegs, Bd. 2, 2003, S. 342 f. (P).

  • Porträts

    P Büste v. A. Breker, 1935; Relief v. O. D. Douglas-Hill (Berlin, Reichsluftfahrtmin., heute Bundesmin. d. Finanzen)

  • Autor/in

    Wolfgang Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Wolfgang, "Thomsen, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 193-195 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133789101.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA