Lebensdaten
1859 – 1931
Geburtsort
Neustrelitz (Mecklenburg)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Apotheker ; pharmazeutischer Chemiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 117350893 | OGND | VIAF: 69705517
Namensvarianten
  • Thoms, Hermann Maria Friedrich
  • Thoms, Hermann
  • Thoms, Hermann Maria Friedrich
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Zitierweise

Thoms, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117350893.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Ludwig (1829–70), Offz., Reg.canzlist im Strelitzer Militär-Collegium, S d. Johann Friedrich (1769–1834), Schuhmacher in Alt-Strelitz, u. d. Maria Sophia Elisabeth Latendorf;
    M Friederike (Frida) Ernestine Karoline (1833–80), T d. Johann Heinrich Kindt, Schneidermeister, u. d. Sophie Griehs (Gieß);
    Om Hermann Kindt;
    – ⚭ Luise Schlotter (1859–1951), aus Herleshausen (s. W);
    2 K u. a. Wolfgang, Dr. med., Arzt.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Neustrelitzer Realschule absolvierte T. 1876–79 eine Apothekerlehre in Woldegk und konditionierte anschließend in Gießen und Koblenz. 1882 immatrikulierte er sich für Pharmazie in Jena, wo Eduard Reichardt (1827–91) und Anton Geuther (1833–89) seine Lehrer waren. Nach der pharmazeutischen Staatsprüfung 1884 setzte er sein Studium in Würzburg bei Johannes Wislicenus (1835–1902) fort. Gleichzeitig leistete T. seinen einjährigen Militärdienst als Pharmazeut ab. 1885 übernahm er eine Assistentenstelle am Agrikulturchemischen Laboratorium der Univ. Jena bei Reichardt und fertigte seine Dissertation „Über den Bitterstoff der Calmuswurzel“, mit der er 1886 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert wurde. Sein ehemaliger Lehrer Geuther arbeitete T.s Versuche nach und gelangte zu anderen Ergebnissen hinsichtlich Stickstoffgehalt, Reinheit und Eigenschaften des Bitterstoffs. Daraus entstand eine heftige Kontroverse, die T.s Universitätskarriere erschwerte.

    Nach einer kurzen Vertretung in der Laux’ schen Apotheke in Berlin im Sommer 1886|zog T. nach Weimar, wo er die Ghzgl. Hofapotheke verwaltete. In dieser Zeit erschienen erste wiss. Arbeiten T.s in der „Pharmazeutischen Zeitung“ und der „Pharmazeutischen Zentralhalle“. 1889 wechselte er in die „Chemische Fabrik und Drogenhandlung J. D. Riedel“ nach Berlin, wo er bis 1893 als Labor- und später als Fabrikationsleiter tätig war. Hier entwickelte er 1893 die Synthese des Süßstoffs „Dulcin“ aus p-Phenetidin, Salzsäure und Harnstoff. Seit 1889 beteiligte sich T. an der Redaktion der „Pharmazeutischen Zentralhalle“ und wirkte 1891–93 als Mitredakteur. 1890 gründete er die „Pharmazeutische Gesellschaft“, die er als erster Vorsitzender 1890–96 und erneut 1900–13 zu einer wichtigen wiss. Institution entwickelte. Zugleich gab er die „Berichte der Pharmazeutischen Gesellschaft“ heraus. 1894 übernahm T. die Redaktion der „Apotheker-Zeitung“. Im selben Jahr holte er am Dorotheenstädtischen Gymnasium das Abitur nach und habilitierte sich 1895 an der Univ. Berlin für Pharmazeutische Chemie, Gerichtliche und Nahrungsmittelchemie. Ebenfalls 1895 übernahm T. die Leitung des neugegründeten pharmazeutischen Laboratoriums, das zunächst in der Landwirtschaftlichen Hochschule, dann im Institut für Staatsarzneikunde und seit 1900 im chemischen Universitätsinstitut untergebracht war (1896 Tit.prof., 1900 ao. Prof.). 1897 begann er mit der Planung eines eigenen Gebäudes für das Pharmazeutisch-Chemische Institut, das 1900–02 errichtet wurde. Im selben Jahr wurde ihm die Leitung zunächst vertretungsweise und 1906 permanent übertragen. Obwohl T. zu den angesehensten Hochschullehrern der Pharmazie gehörte, erhielt er erst 1920 eine o. Professur für Pharmazeutische Chemie an der Univ. Berlin (em. 1927). 16 seiner 168 Doktoranden wurden selbst Hochschullehrer.

    T. hinterließ ein umfangreiches wiss. Werk, in dessen Mittelpunkt v. a. phytochemische Untersuchungen stehen. Ausgehend von seiner Dissertation, veröffentlichte er zwischen 1886 und 1902 zehn weitere Arbeiten, die sich mit den Inhaltsstoffen der Kalmuswurzel befassen. Zahlreiche Publikationen widmen sich der Untersuchung ätherischer Öle und deren Inhaltsstoffen. 1904 entdeckte er das Herzglykosid g-Strophanthin. Als Mitglied des „Kolonialwirtschaftlichen Komitees“ beschäftigte sich T. in diversen Beiträgen mit Drogen aus den Kolonien, deren kommerziellen Wert er zu bestimmen suchte. In 12 Veröffentlichungen befaßte er sich mit dem Mohnanbau und der Gewinnung von Opium. Einen Schwerpunkt bildeten organisch-präparative Arbeiten mit dem Ziel, potentielle Arzneistoffe zu synthetisieren. T. gehörte der Arzneibuchkommission an, die 1926 das 6. Dt. Arzneibuch (DAB 6) herausgab, und entwickelte hierfür Prüfmethoden für ätherische Öle, Harze und Balsame. Sein „Handbuch der praktischen und wissenschaftlichen Pharmazie“ (6 Bde., 1924–31) wurde zu seiner Zeit zum Standardwerk.

  • Auszeichnungen

    A Geh. Reg.rat (1913);
    preuß. Kronenorden III. Kl. (1918);
    Goldene Flückiger-Medaille d. schweizer. Apothekerver. (1927);
    Hanbury-Medaille d. Pharmaceutical Soc. of Great Britain (1931);
    Dr. med. h. c. (Würzburg 1929);
    Ehrenmitgl. zahlr. wiss. Ges. im In- u. Ausland, u. a. d. Philadelphia College of Pharmacy (1907), d. Farmaceutisca Föreningen Stockholm (1911), d. Ungar. Apothekerver. (1912) u. d. Pharmazeut. Ges. Japan (1924).

  • Werke

    W ca. 400 Publl. u. a. Über Dulcin, in: Pharmazeut. Zentralhalle 34, 1893, S. 550–52;
    Die Arzneimittel d. organ. Chemie, 1894, ²1897;
    Grundzüge d. Nahrungsmittelchemie, 1899 (mit E. Gilg);
    Grundzüge d. pharmazeut. u. med. Chemie, 1927;
    Arbb. aus d. Pharmazeut. Inst. d. Univ. Berlin, 13 Bde., 1904–27;
    Das Pharmazeut. Inst. d. Univ. Berlin, 1910;
    25 J. Pharmazeut. Inst. d. Univ. Berlin, 1927;
    Weltwanderung zweier Deutscher, 1924 (mit Luise Thoms);
    Betäubungsmittel u. Rauschgifte, 1929.

  • Literatur

    L P. Siedler, in: Archiv d. Pharmazie 270, 1932, S. 1–14;
    E. Urban, H. T., Mensch u. Meister, Pharm. Ztg. 85, 1949, S. 123–26;
    K. W. Merz, Zum 100. Geb.tag v. H. T., ebd. 104, 1959, S. 1051–53;
    B. Reichert, Zum 100. Geb.tag v. H. T., in: Arzneimittelforsch. 9, 1959, S. 279 f.;
    R. Schmitz, Hochschulpharm. in Berlin, in: Dt. Apotheker Ztg. 117, 1977, S. 1647–50;
    Ch. Friedrich, Wiss. Schulen in d. Pharm., 2 Bde., 1987, Bd. 1, S. 37–51, Bd. 2, S. 17–24 (Habil.schr. Greifswald);
    ders., Die Berliner Schule d. Pharm. v. H. T. u. Carl Mannich, in: Btrr. z. Gesch. d. Pharm. 40, 1988, S. 33–36;
    ders., H. T., Idealer Lehrer, voller Ideen, in: Pharm. Ztg. 150, 2005, S. 4412–14;
    Pogg. IV-VI;
    Dt. Apotheker-Biogr. II;
    BLÄ;
    Rhdb. (P); Fischer.

  • Autor/in

    Christoph Friedrich
  • Zitierweise

    Friedrich, Christoph, "Thoms, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 192-193 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117350893.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA