Lebensdaten
um 1530 – 1608
Geburtsort
Münster bei Bingen
Sterbeort
Ingolstadt
Beruf/Funktion
Jesuit ; Katholischer Theologe ; Provinzial ; Prediger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 132539578 | OGND | VIAF: 40539416
Namensvarianten
  • Hofer, Paul (mögliche ursprüngliche Namesform)
  • Hoffaeus, Paulus
  • Hoffaeus, Paul
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Zitierweise

Hoffaeus, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132539578.html [13.10.2024].

CC0

  • Biographie

    H. besuchte die von Matthias Bredenbach geleitete Stiftsschule in Emmerich und trat nach 2jährigem philosophischem Studium an der Universität Köln Ende 1552 in das eben gegründete Collegium Germanicum in Rom ein. 1554 wurde er von Ignatius von Loyola in den Jesuitenorden aufgenommen. Am Römischen Kolleg setzte er seine Studien fort (1557 Priesterweihe, Dr. theol.). Nach Deutschland gesandt, war er fast ununterbrochen innerhalb der Ordensorganisation in leitenden Stellungen eingesetzt: Rektor der Kollegien von Prag (1558–61), Wien (1562), Ingolstadt (1563–64 und 1597-99), München (1564–66); Vizeprovinzial (1567–69) und Provinzialoberer der Oberdeutschen Ordensprovinz (1569–81). 1581-91 war er Assistent und Admonitor des Ordensgenerals in Rom, 1594-97 Visitator der deutschen Ordensprovinzen. Er nahm an den 4 Generalkongregationen in Rom (1565, 1573, 1581, 1593-94) teil, zweimal als gewählter Vertreter seiner Provinz, zweimal als Provinzial.

    H. hat sich um den Aufbau und Ausbau des Ordens vor allem in Süddeutschland und Österreich besonders verdient gemacht. Der größte Teil seines schriftlichen Nachlasses (Briefe, Gutachten, Anweisungen), aufbewahrt zum Teil im römischen Ordensarchiv, zum Teil im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (Serie Jesuitica), bezieht sich auf Ordensangelegenheiten. Mit seinem Amtsvorgänger Petrus Canisius kam er Ende der 70er Jahre wegen dessen schriftstellerischer Tätigkeit, für die er Canisius weniger geeignet hielt, und wegen des Zinsstreits, in dem H. gegen Canisius eine zeitnahere Auffassung der Erlaubtheit der Zinsnahme vertrat, in Konflikt, ähnlich Ende der 80er Jahre mit dem Ordensgeneral Acquaviva, dem H. ein Abweichen von der ursprünglichen Idee des Ordensgründers Ignatius von Loyola vorwarf. Dies führte Anfang 1591 zu seiner Ablösung als Assistent und zu seiner Rückkehr nach Deutschland. H. war als hervorragender Prediger und wegen seiner literarischen Begabung geschätzt. Er übersetzte den Römischen Katechismus ins Deutsche, schrieb ebenfalls in deutsch einige kontroverstheologische Werke, veröffentlichte wenigstens eine Predigt (Ein lobsame catholische Frolockung, 1576) und setzte sich für eine stärkere Verwendung der Muttersprache in der literarischen Arbeit des Ordens ein.

  • Literatur

    ADB XII;
    B. Schneider, P. H., 1956;
    ders., Der Konflikt zw. Cl. Acquaviva u. P. H., in: Archivum historicum Societatis Jesu 26, 1957, 27, 1958;
    ders., Petrus Canisius u. P. H., in: Zs. f. kath. Theol. 79, 1957;
    Sommervogel IV, IX.

  • Autor/in

    Burkhart Schneider
  • Zitierweise

    Schneider SJ, Burkhart, "Hoffaeus, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 388 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132539578.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hoffaeus: Paulus H., ein namhafter Jesuit, geb. um 1522 zu Bingen, am 17. December 1608 zu Ingolstadt. Er wurde schon als junger Mann für den neu gegründeten, mit Erfolg gegen die Ketzer kämpfenden Orden gewonnen. Nach der Tradition soll H., als er. wie durch ein Wunder, unversehrt einen thurmhohen Fall gethan, gelobt haben, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. In Emmerich, Köln, Rom machte er seine Studien. Einer der ersten Zöglinge des Collegium Germanicum und von Ignatius selbst hochgepriesen, wurde er 1555 in den Orden aufgenommen. Zu Bologna erwarb er sich den theologischen Doctorgrad und wirkte dann nach einander einige Jahre als Rector der Collegien zu Wien, Prag (1561), Ingolstadt und München, ehe er für 13 Jahre (1568 bis 1581) das Amt eines Provinzials für Oberdeutschland übernahm. Von 1581 an war er ein Decennium hindurch zu Rom als Assistent des Generals für Deutschland thätig und kehrte dann als Visitator hierher zurück, um endlich, hochbetagt, wieder die Leitung des Ingolstädter Collegiums zu übernehmen. — Die Geschichtschreiber des Ordens legen ihm einen hervorragenden Antheil an den in Deutschland errungenen Erfolgen bei und preisen ihn zugleich als ein Muster jesuitischer Frömmigkeit. Uns ist aktenmäßig nur die von ihm in Baiern entwickelte Thätigkeit genauer bekannt. Diese war allerdings eine hochbedeutsame. Denn H. ist es vor allen gewesen, welcher die Jesuiten unter Albrechts IV. Regierung von Sieg zu Sieg führte und ihnen die Gunst des nachfolgenden Herzogs in so überschwänglichem Maße sicherte. Er leitete in den entscheidenden Jahren den Anfangs aussichtslosen und zuletzt doch siegreichen Kampf der Väter um die Herrschaft über die Universität Ingolstadt und verhalf ihnen zugleich zu der mehr und mehr sich ausbreitenden Wirksamkeit in München Mit unermüdlicher Ruhmredigkeit preist er die Verdienste seiner Gesellschaft, für die er Unabhängigkeit von der Staatsgewalt nicht minder als reiche Geldmittel zu erringen weiß. Hochfahrend und anmaßend gegen die widerstrebenden weltlichen Mächte, schmeichelt er den nachgiebigen und thut sanft gegen die eingeschüchterten. Auch der Kanzel bedient er sich für seine Zwecke und verschmäht es nicht, den verschuldeten Fürsten zu Gefallen in seinen Predigten sogar die Verpflichtung zur Zinszahlung in Frage zu stellen. Aber derselbe Mann, welcher durch maßlose Ausbeutung der Hofgunst soviel zur Bereicherung des Ordens in München beigetragen, sollte im Alter noch Gelegenheit haben, die verderblichen Folgen der Verweltlichung, der Genußsucht und Sittenschlaffheit zur Genüge kennen zu lernen und in der Stille sich in bitteren Klagen darüber zu ergehen. Er selbst hielt sich frei von jeglicher Ueppigkeit, hörte aber, während er das weltliche Treiben so vieler Ordensgenossen beklagte, nicht auf, für die Herrschaft über die Schule unbedingt einzutreten.

    • Literatur

      Ueber die geringfügige schriftstellerische Wirksamkeit des Hoffäus, welcher anonym den Catechismus Romanus ins Deutsche übersetzte und „De communione sub utraque specie“ im Namen der Theologen Baierns schrieb, s. Kobolt's baierisches Gelehrtenlexicon S. 335 und Backer, Bibliothèque des Ecrivains de la compagie de Jésus. Liège 1859, S. 319. Ueber sein Leben im Allgemeinen (Adam. Flotto) Hist. Provinciae Soc. Jes. Germ. super. P. III. p. 394. Vergl. Kluckhohn in v. Sybel's histor. Zeitschrist, Bd. 31. S. 374 ff.

  • Autor/in

    Kluckhohn.
  • Zitierweise

    Kluckhohn, August von, "Hoffaeus, Paul" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132539578.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA