Lebensdaten
1877 – 1966
Geburtsort
Sippersfeld bei Winnweiler (Pfalz)
Sterbeort
Weimar
Beruf/Funktion
Politiker ; Gewerkschafter ; Abgeordneter ; Sozialdemokrat
Konfession
evangelisch-lutherisch, später konfessionslos
Normdaten
GND: 129985805 | OGND | VIAF: 52783465
Namensvarianten
  • Frölich, August
  • Frölich, August

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Zitierweise

Frölich, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129985805.html [28.03.2024].

CC0

  • August Frölich hatte 1920 als SPD-Politiker in Sachsen-Altenburg und Mitglied des Staatsrats maßgeblichen Anteil an der Gründung des Freistaats Thüringen. Nach Repressalien und KZ-Haft im „Dritten Reich“ setzte er seit 1945 seine politische Karriere fort und stieg als SED-Funktionär in hohe Gremien der DDR auf.

    Lebensdaten

    Geboren am 31. Dezember 1877 in Sippersfeld bei Winnweiler (Pfalz)
    Gestorben am 22. Januar 1966 in Weimar
    Grabstätte Historischer Friedhof in Weimar
    Konfession evangelisch-lutherisch, später konfessionslos
    August Frölich, Hauptstaatsarchiv Weimar (InC)
    August Frölich, Hauptstaatsarchiv Weimar (InC)
  • Lebenslauf

    31. Dezember 1877 - Sippersfeld bei Winnweiler (Pfalz)

    1890 - 1893 - Sippersfeld (Rheinpfalz)

    Schulbesuch

    Volksschule

    1893 - 1896 - Enkenbach (Rheinpfalz)

    Ausbildung zum Dreher und Schlosser

    1896 - 1898 - u. a. Kaiserslautern; Naumburg; Leipzig; Braunschweig; Berlin

    Wanderschaft als Geselle

    1898 - 1899 - Berlin

    Betriebsvertrauensmann des Deutschen Metallarbeiter-Verbands (DMV)

    Rüstungswerk Loewe & Co. KGaA

    1899 - 1901 - Berlin-Moabit

    Gewerkschafts-Bezirksleiter

    DMV

    1900

    Eintritt

    SPD

    1902 - 1906 - Braunschweig

    Gewerkschafts-Bevollmächtigter

    DMV

    1905 - 1906 - Lehndorf

    Gemeinderatsmitglied und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins

    1906 - 1918 - Altenburg

    Sekretär, Geschäftsführer der Zahlstelle

    DMV

    1915 - 1916

    Kriegsdienst

    1913 - 1918 - Altenburg

    Stadtverordneter

    Gemeinderat

    1918 - 1918 - Altenburg

    Vorsitzender

    Arbeiterrat Altenburg

    1918 - 1919 - Altenburg

    Vorsitzender der Preßkommission

    Altenburger Zeitung

    1918 - 1919 - Altenburg

    Leiter der Ministerialabteilung Wirtschaft

    Regierung Freistaat Sachsen-Altenburg

    1919 - 1920 - Altenburg

    Vorsitzender Staatsminister, Leiter der 1. Ministerialabteilung für Auswärtige Angelegenheiten, Militärsachen und Inneres

    Regierung Freistaat Sachsen-Altenburg

    1919 - 1920 - Weimar

    Abgeordneter der SPD

    Staatsrat von Thüringen

    1920 - 1921 - Altenburg

    Vorsitzender

    Regierung Gebiet Altenburg

    1920 - 1933 - Weimar

    Abgeordneter der SPD

    Thüringer Landtag

    1920 - 1921 - Weimar

    Stellvertretender Vorsitzender des Staatsministeriums und Wirtschaftsminister

    Regierung von Thüringen

    1921 - 1923 - Weimar

    Vorsitzender Staatsminister und Wirtschaftsminister

    Regierung von Thüringen

    1922 - 1923 - Weimar

    Minister des Äußeren

    Regierung von Thüringen

    1924 - 1933 - Berlin

    Abgeordneter der SPD

    Reichstag

    1924 - 1933 - Erfurt

    Bezirksvorstand-Großthüringen

    SPD

    1933 - 1945 - Weimar; Berlin; Ravensbrück

    mehrfache Inhaftierung (1933, 1938/39, 1944/45)

    1945 - Weimar

    Vorsitzender des Ortsvereins, Mitglied des erweiterten Landesvorstands

    Bund demokratischer Sozialisten in Thüringen

    1945 - 1946 - Weimar

    ehrenamtlicher Mitarbeiter

    Rotes Kreuz

    1946

    Eintritt

    SED

    1946 - 1946 - Weimar

    Verwaltungsleiter

    Gesundheitshilfsdienst für Stadt und Landkreis Weimar

    1945 - 1945 - Weimar

    Vorsitzender der Parteikontrollkommission

    SPD-Thüringen

    1945 - 1946 - Weimar

    Geschäftsführer

    SPD-Landesvorstand

    1946 - 1946 - Gotha

    Vorsitzender

    Vereinigungsparteitag von SPD und KPD (Thüringen)

    1946 - 1952 - Weimar; Erfurt

    Landesvorstand

    SED

    1946 - 1946 - Weimar

    Vizepräsident im Landesvorstand

    SED

    1946 - 1950 - Weimar

    Präsident

    Thüringer Landtag

    1948 - 1950 - Berlin

    Abgeordneter

    Volksrat/Volkskammer DDR

    1950 - 1952 - Weimar; Erfurt

    Alterspräsident

    Thüringer Landtag

    1949 - 1958 - Berlin

    Abgeordneter

    Länderkammer DDR

    1950 - 1950 - Berlin

    Vizepräsident

    Länderkammer DDR

    1952 - 1960 - Erfurt

    Mitglied

    SED-Bezirksleitung

    1952 - 1966 - Erfurt

    Abgeordneter

    Bezirkstag

    1953 - 1957 - Erfurt

    Vorsitzender

    Volkssolidarität Bezirksausschuss

    22. Januar 1966 - Weimar
  • Genealogie

    Vater Georg Frölich 1846–1926 Kleinbauer in Sippersfeld
    Mutter Katharina Künkel 1848–1935
    Schwester Katharina Frölich geb. 1871
    Bruder Heinrich Frölich geb. 1873
    Schwester Elisabetha Frölich geb. 1875
    1. Heirat 1900 in Dautzschen (Kreis Torgau)
    Ehefrau Marie Emilie Frölich, geb. Schugk 1876–1925 aus Dautzschen (Kreis Torgau); gest. in Weimar
    Schwiegervater Gottfried Hermann Schugk Landarbeiter, wohl in Dautzschen
    Schwiegermutter Emilie Schugk, geb. Mahler
    2. Heirat 2.4.1928 in Döbeln (Sachsen)
    Ehefrau Minna Martha Frölich, geb. Petermann 1877–1943 aus Freiberg (Sachsen); gest. in Weimar
    Schwiegervater Karl Hermann Petermann Zigarrenfaktor (Verwalter)
    Schwiegermutter Charlotte Marie Petermann, geb. Büchner
    3. Heirat 3.11.1945 in Weimar
    Ehefrau Liesbeth Gretchen Frölich, geb. Dyroff, verw. Scharf 1900–1969 aus Jena; gest. in Weimar
    Schwiegervater Karl Theodor Dyroff Elektromonteur
    Schwiegermutter Friederike Pauline Dyroff, geb. Möbius
    Tochter Emilie Margarete (Grete) Hellmich, geb. Frölich geb. 1903 aus Lehndorf bei Braunschweig; 1928–1946 verh. mit Hans Hellmich (1904–1970), 1947–1949 Bürgermeister von Weimar, 1950–1952 Mitglied des Thüringer Landtags
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Frölich, August (1877 – 1966)

    • Vater

      Georg Frölich

      1846–1926

      Kleinbauer in Sippersfeld

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Katharina Künkel

      1848–1935

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Schwester

      Katharina Frölich

      geb. 1871

    • Bruder

      Heinrich Frölich

      geb. 1873

    • Schwester

      Elisabetha Frölich

      geb. 1875

    • 1.·Heirat

      in

      Dautzschen (Kreis Torgau)

      • Ehefrau

        Marie Frölich

        1876–1925

        aus Dautzschen (Kreis Torgau); gest. in Weimar

    • 2.·Heirat

      in

      Döbeln (Sachsen)

      • Ehefrau

        Marie Frölich

        1876–1925

        aus Dautzschen (Kreis Torgau); gest. in Weimar

    • 3.·Heirat

      in

      Weimar

      • Ehefrau

        Marie Frölich

        1876–1925

        aus Dautzschen (Kreis Torgau); gest. in Weimar

  • Biografie

    alternativer text
    August Frölich (rechts), BArch / Bildarchiv (InC)

    Aufgewachsen in einer kleinbäuerlichen Familie, absolvierte Frölich nach dem Besuch der Volksschule von 1890 bis 1893 eine Ausbildung zum Dreher und Schlosser im rheinpfälzischen Enkenbach. Seine anschließende Wanderschaft als Geselle führte ihn u. a. nach Kaiserslautern, Naumburg, Leipzig, Braunschweig und Berlin, wo er Bildungskurse besuchte. Von 1898 bis 1918 war er in mehreren Ämtern als Gewerkschaftsfunktionär des Deutschen Metallarbeiter-Verbands aktiv, zuletzt in Altenburg, wo er zum Geschäftsführer der Zahlstelle aufstieg. 1915/16 diente er als Frontsoldat.

    Seit 1913 war Frölich Stadtverordneter für die SPD in Altenburg, übernahm in der Novemberrevolution 1918 den Vorsitz des örtlichen Arbeiterrats und war Delegierter des Reichsrätekongresses in Berlin. In dem vom Leitenden Staatsminister des Freistaats Sachsen-Altenburg, Wilhelm Tell (1871–1950), gebildeten Kabinett übernahm er im November 1918 die Ministerialabteilung für Wirtschaft und stieg im März 1919 zum Vorsitzenden des Staatsministeriums auf. Zugleich für auswärtige Angelegenheiten und Militärfragen zuständig, baute er eine regierungstreue Einwohnerwehr auf, die im März 1920 den Kapp-Lüttwitz-Putsch in der Region verhinderte.

    Als Mitglied des Staatsrats von Juli 1919 bis November 1920 hatte Frölich maßgeblichen Anteil an der Gründung des Landes Thüringen. Von November 1920 bis Oktober 1921 war er stellvertretender Vorsitzender des Staatsministeriums und Wirtschaftsminister im Kabinett Arnold Paulssens (1864–1942), übernahm am 18. Oktober 1921 den Vorsitz des Staatsministeriums und bildete eine Minderheitsregierung aus SPD und USPD unter Duldung der KPD. Den Schwerpunkt seiner Regierungszeit bis zum 10. Februar 1923 bildeten die reformsozialistische Schul- und Bildungspolitik des Volksbildungsministers Max Greil (1877–1939) sowie eine umfassende Verwaltungsreform. Infolge der Reichsexekution gegen Sachsen und des Einmarschs der Reichswehr in Thüringen im Oktober 1923 löste sich das Kabinett auf. Von 1924 bis 1933 war Frölich neben seinem Reichstagsmandat als SPD-Bezirksvorstand von Großthüringen tätig.

    Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Frölich mehrfach inhaftiert: 1933 befand er sich kurzzeitig in „Schutzgewahrsam“, von November 1938 bis Februar 1939 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ eingesperrt, im August 1944 wurde er im Zuge der „Aktion Gewitter“ von der Gestapo erneut verhaftet. Das Kriegsende erlebte er als Häftling im Konzentrationslager Ravensbrück.

    Nach dem Krieg kehrte Frölich nach Weimar zurück, wo er zu einem politischen Architekten des von Moskau kontrollierten Einheitsstaats nach sowjetischem Vorbild aufstieg. Seit Juli 1945 im Bund demokratischer Sozialisten in Thüringen aktiv, wurde er nach dem erzwungenen Rücktritt des Regierungspräsidenten Hermann Brill (1895–1959) zum 29. Dezember 1945 geschäftsführender SPD-Landesvorstand. Am 7. April 1946 eröffnete er als Vorsitzender den Thüringer Parteitag zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD in Gotha. Als Mitglied des Landesvorstands der SED (1946–1952), Präsident des Thüringer Landtags (1946–1950) und Mitglied des Volksrats bzw. der Volkskammer der DDR (1948–1950) zählte er zu den aktivsten Politikern im Gründungsprozess der DDR.

    Am 30. Juni 1947 wurde Frölich in seinem Weimarer Landtagsbüro bei einem politischen Attentat leicht verletzt. Die Hintergründe blieben ungeklärt. Von Oktober 1949 bis Dezember 1958 gehörte er der (Provisorischen) Länderkammer der DDR an und gestaltete die Auflösung des föderalen Systems mit, einschließlich der Zergliederung des Landes Thüringen in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Neben seinen politischen Ämtern war Frölich Mitglied mehrerer linientreuer Organisationen sowie in einer Vielzahl von Ehrenämtern aktiv.

  • Auszeichnungen

    1895 Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband
    1949 Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
    1949 Mitglied des Kulturbunds der DDR
    1950 Ehrenmitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ)
    1952 Ehrenbürger der Stadt Weimar
    1952 August-Frölich-Platz, Weimar
    1954 Vaterländischer Verdienstorden in Silber
    1957 „Held der Arbeit“
    1958 Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933–1945
    1959 Verdienstmedaille der DDR
    1960 Banner der Arbeit
    1963 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
    August-Frölich-Straße, Erfurt
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar: Thüringer Landtag Nr. 71. (Personalakte Frölich)

  • Werke

    Der Abfindungsvertrag zwischen dem Land Altenburg und dem ehemaligen Herzog. Die Wiedergutmachung eines historischen Unrechtes, 1924.

    Die Schmach von Thüringen. Rede des Abgeordneten August Frölich zur Regierungsbildung am 30. Januar 1930, 1930.

  • Literatur

    Renate Ragwitz, Art. „Frölich, August“, in: Gitta Günther/Wolfram Huschke/Walter Steiner (Hg.), Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, 1998, S. 130. (P)

    Bernhard Post/Volker Wahl (Hg.), Thüringen-Handbuch. Territorium, Verfassung, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995, 1999, S. 579–581.

    Günter Hauthal/Josef Schwarz, Für gemeinsames Handeln zum Wohl des Volkes: August Frölich, in: Mario Hesselbarth (Hg.), Gelebte Ideen. Sozialisten in Thüringen. Biographische Skizzen, 2006, S. 147–159.

    Steffen Kachel, Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen. 1919 bis 1949, 2011, S. 74–80.

    Jochen Lengemann, Thüringische Landesparlamente 1919–1952. Biographisches Handbuch, 2014, S. 262–267. (P)

    Christian Faludi, Lebensskizzen herausragender Persönlichkeiten der Gründungsphase des Landes Thüringen 1918–1920, in: ders./Marc Bartuschka (Hg.), „Engere Heimat“ – Die Gründung des Landes Thüringen 1920, 2020, S. 368–370.

    Christian Faludi, Architekten der Demokratie. Die Gründungsväter des Freistaats Thüringen 1920, 2020, S. 26–29. (P) (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, 1916, in: Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Porträtsammlung Nr. 3.

    Postwertzeichen der DDR, Ausgabetag 18. Oktober 1977.

    Fotografie, ca. 1920, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, II. Wahlperiode 1924, hg. v. Bureau des Reichstags, 1924, S. 623. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Christian Faludi (Jena/Weimar)

  • Zitierweise

    Faludi, Christian, „Frölich, August“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/129985805.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA