Lebensdaten
um 1500 – um 1524
Geburtsort
Stade
Sterbeort
in Italien verschollen
Beruf/Funktion
Humanist ; Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12996378X | OGND | VIAF: 165801030
Namensvarianten
  • Hadeke, Johannes (ursprünglich)
  • Hadelius, Ianus (ist aus dem Lande Hadeln)
  • Hadelius, Janus
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hadus, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12996378X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Chrstn. Hadeke in St.

  • Biographie

    Die irrig unter dem Namen „Padus“ umlaufende Erstlingsschrift des H. und seine wechselnden Wahlnamen erschwerten lange Zeit die Identifizierung seiner Person, deren Lebensweg in so verschiedenartigen Gegenden wie an der Ostsee und in Wien zwei Hauptstationen hatte. Seinem Leipziger Lehrer, dem Humanisten Richard Sbrulius, folgte H. 1508 nach Wittenberg. Dort empfing er von Sbrulius vier Jahre lang weitere Ausbildung und entscheidende Richtung, lernte auch 1510/11 Ulrich von Hutten kennen. Als Sbrulius 1513 an die Universität Frankfurt/Oder ging, eilte ihm 1513 H. dorthin nach, und im Kreis von Eoban Hesse, Hermann Trebelius und der Brüder von der Osten entfaltete sich ein ungebundenes Poetenleben, was jedoch auch H. in Konflikt mit der Universitätsbehörde brachte. Nicht zuletzt des Sbrulius hoher Ruf als Dichter bahnte H. 1514 den Weg zu seiner Berufung als Poetikdozent an die Universität Greifswald. Bereits ein Jahr später verließ er, angefeindet, die unsichere, wenig fruchtbare Greifswalder Stellung und wandte sich nach Rostock, wo er nach kurzer privater Lehrtätigkeit die Poetikdozentur erhielt. Die gleichen Gegenspieler, die Hutten dort hatte, agierten gegen H., nur daß dieser geschickter auswich, auch konsequenter und erfolgreicher zu lehren verstand. Der 1516 in Rostock umgehende schwarze Tod veranlaßte H., sich zu seinem alten Lehrer und Freund Ambrosius Lacher nach Frankfurt/Oder zu begeben. Da Frankfurt auch pestverödet war, reiste der Poet ausweichend über Breslau nach Krakau weiter, an dessen Universität er vergeblich festen Fuß zu fassen versuchte. Krank und in Not geraten, gelang es ihm, sich noch rechtzeitig im Dezember 1516 nach Wien abzusetzen, und er fand dort, unterstützt von dem Dekan der Mediziner, Pullinger, dem kaiserlichen Rat Krachenberger und anderen, als Dichter und mit seiner akademischen Lehrtätigkeit mehr Glück und Anerkennung als in Krakau. In Joachim Vadians Kreis verlebte er gute Tage, schuf manches poetische Beistück und wurde auf Johann Cuspinians Verwendung hin von Maximilian I. zum „poeta laureatus“ gekrönt. An die königliche Braut Bona Sforza richtete H. anläßlich ihres Aufenthaltes in Wien ein schwungvolles Begrüßungsgedicht: „die zarteste Lyrik aus des Dichters Feder“ (Bauch). Kurz danach trat er die ersehnte Italienfahrt an und erlangte in Rom Anschluß an den unter anderem durch Hutten bekannten Dichterkreis des Corycius. Dann verliert sich die Spur von H. im Dunkel, nach Deutschland scheint er nicht mehr zurückgekehrt zu sein. Seine letzten Gedichte – eine Elegie|„in statuas Corycianas“ und dazu drei Variationen – stehen unter dem Namen „P. Ianus Hadelius Saxo“ im ersten Buch der von Blossius Palladius herausgegebenen Sammlung „Coryciana“ (Rom 1524).

    Lediglich zwei Gedichtsbändchen von H. sind im Druck überliefert. Sie weisen deutlich aus, wie weit er über der zeitüblichen humanistisch-neulateinischen Versifikation – auch über der seines Lehrers Sbrulius – stand. Aus unmittelbar eigenem Erlebten und Empfundenen schrieb er in elegantem, bildhaftem Latein seine frischen „carmina commendaticia“, seiner sinnlichen Natur entsprechende ungeschminkte Liebesgedichte und Erlebniselegien. Nur die Liebesdichtung galt ihm als echt, die Erlebtes gestaltete. Seine Lyrik hatte es mit Wesen von Fleisch und Blut zu tun. Die unter Einwirkung seines Frankfurter Pesterlebnisses entstandene Pesttod-Elegie, in der die Pest den mit dem Dichter davonfahrenden Wagen anhält und sich zur Mitreise auf ihn schwingt, gehört nicht nur „zu den besten Leistungen der humanistisch-neulateinischen Poesie“ (Ellinger), vielmehr schuf H. mit ihr auch eine der schaudererregendsten und spannendsten Darstellungen des schwarzen Todes in der deutschen Literatur überhaupt.

  • Werke

    Camene, Rostock 1516 (?) (ebd. UB);
    Elegiarum liber primus, Wien 1518 (Breslau UB).

  • Literatur

    ADB X (unter Hadelius u. Hadus);
    E. J. F. Mantzel, Meckl. Scribenten Bibl., 7. Stück, Rostock 1732, S. 31-48;
    M. Denis, Die Merkwürdigkeiten der k. k. garell. öffentl. Bibl. am Theresiano, Wien 1780, S. 265-67;
    J. B. Krey, Die Rostockschen Humanisten, 1817, S. 39-44;
    O. Krabbe, Die Univ. Rostock im 15. u. 16. Jh. I, 1854, S. 70-72 u. ö.;
    J. G. L. Kosegarten, Gesch. d. Univ. Greifswald I, 1857, S. 167 u. ö.;
    J. v. Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. II, 1877, S. 327-29;
    G. Bauch, J. H., Ein Btr. z. Gesch. d. Humanismus an d. Ostsee, in: Vj.schr. f. Kultur u. Lit. d. Renaissance I, 1886, S. 206-28;
    A. Hortzschanzky, Ein zweites Exemplar d. Camene, in: Zbl. f. Bibl.-wesen 21, 1904, S. 411;
    G. Ellinger, Gesch. d. neulat. Lit. Dtld.s I, 1929, S. 496-501.

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Hadus, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 418-419 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12996378X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hadelius: Janus H., Humanist aus Niedersachsen am Anfang des 16. Jahrhunderts. Von seinen Lebensumständen weiß man wenig Bestimmtes. 1515 wurde er von Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt, von 1518 an ist er verschollen. Er lebte und lehrte besonders die Dichtkunst in Leipzig, Wittenberg, Frankfurt a. O., Greifswald, Rostock, Wien, blieb aber nirgends lange, theils gedrängt durch seinen rastlosen Wandertrieb, theils genöthigt durch Verfolgungen, die er wegen seiner satirischen Angriffe erlitt. Daß er auch in Italien war, wissen wir aus vier seiner Gedichte, welche in die Sammlung der Coryciana (Rom 1524) aufgenommen sind. Sein unruhiges Leben ließ ihn zu Ausgaben der Werke Anderer und selbständigen Ausarbeitungen nicht kommen; er hat daher seinen Plan, die Fasten des Ovid, Juvenal's Satiren, Livius' Geschichte herauszugeben, nicht ausgeführt, sondern nur eine Gedichtsammlung „Elegiarum liber primus“ (Wien 1518), der kein zweites Buch gefolgt ist, hinterlassen.

    • Literatur

      Vgl. Denis, Merkwürdigkeiten der Garelli’schen Bibliothek, S. 265 ff., und J. Aschbach, Geschichte der Wiener Univ., II. (1871) S. 327—329.

  • Autor/in

    Ludwig , Geiger.
  • Zitierweise

    Geiger, Ludwig; Krause, "Hadus, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 300 unter Hadelius [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12996378X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hadus: Johannes H., lateinischer Dichter, aus Bremen gebürtig, einer der anfangs des 16. Jahrhunderts die norddeutschen Universitäten Greifswald und Rostock wandernd besuchenden berühmten Humanisten, wird, wenn hier Konr. Celtes, Herm. v. d. Bussche und Ulrich v. Hutten genannt werden, stets als der vierte gefeiert; aber seltsamer Weise hat man später seinen Namen in Padus verdreht. Und doch ist er, allein von den vieren, in den Matrikeln beider Universitäten eingetragen, in beiden richtig als H. Er taucht zuerst 1513 auf, Herzog Bogeslaw X. von Vorpommern ( 5. October 1513) berief ihn zum Lesen der classischen Dichter und Redner nach Greifswald, man meint von Erfurt her, 1514 immatriculirte ihn die Universität gratis als Docenten, er war noch sehr jung, ein kleines Kerlchen, so sagt er selbst 1515. Aus Greifswald schied er bald in Hader, wie vorher Hutten, sein Freund. Bogeslaw's Verheißungen wurden ihm nach dessen Tode nicht gehalten, und anscheinend ist er wie Hutten Schulden halber ausgepfändet, was er eben so übel nahm, wie dieser. Schon am 8. October 1515 wurde er unter dem Rectorate des fürstlichen Leibarztes und Geistlichen Rembert Gilsheim oder Hilsheim in Rostock Ehren halber gratis immatriculirt, entgegengesetzte Angaben sind irrig. Er wurde sehr freundschaftlich, besonders von Ekbert Harlem, Bartold Moller, Nicolaus Lowe (Leo, Lauwe) und dem Rector Gilsheim aufgenommen und gefördert, nur über|Einen beklagt er sich, der als Philopompus (Prahlhans) verhöhnt wird, wol derselbe, dem Bussche seinen Oestrus schon vorher anhing, und den Hutten als Nasutus geiselte: M. Tileman Heverling (Heverlink), aus Göttingen gebürtig, der sich Levanius übersetzte. Dieser war auch humanistisch angehaucht, interpretirte aber zum Greuel der Humanisten die Classiker plattdeutsch und hatte der Jugend, statt der erfundenen Mythologie der Griechen und Römer, des Dr. Gerhard Vrilden (Frilden, Rector 1495, 1498, 1503, 1507, 1508, 1512) „Theosophia“ empfohlen. H. überreichte dem Nic. Leo, der am 10. October 1515 Rector wurde, eine poetische Bittschrift, er will die jüngere Jugend unterrichten, also da die parvuli im Trivium in der Regentie Paedagogium oder Porta Coeli damals von den Rectoren Ekhard Harlem und Jodocus Stange (Staggius) unterwiesen wurden, neben diesen wirken, wenn die Universität ihm neben dem Honorar der Schüler ein passendes Gehalt gebe. Ob es dazu kam, ist unsicher; in der Artisten-Matrikel steht er nicht. Die Rostocker Docenten und Regentien besang er in klingenden Versen, in elegantem Humanisten-Latein. Die Gedichte sind unter dem Titel „Joannis Hadi Camene“ gedruckt, wahrscheinlich 1516, in demselben Jahre, einer Pestzeit, ist ihr Verfasser verschollen; ebenso später das Büchlein. Anfang voriges Jahrhunderts galt es für ungedruckt, dann hatte Schröder, der Verfasser des „Papistischen Mecklenburg“ und „Evangelischen Mecklenburg“, das einzige bekannte Exemplar, das jetzt in der Universitäts-Bibliothek zu Rostock aufgefunden ist. Auf dem Titel steht ganz deutlich Hadus; aber schon in einer Abschrift des 16. oder 17. Jahrhunderts der Universitäts-Bibliothek Rostock wechselt in den Blattüberschriften Hadus und Padus. Welcher deutsche Name hinter dem Humanisten H. steckt, ist schwer zu rathen; wahrscheinlich ist es das dorisirte ἣδος (Essig, niedersächsisch Sûr), Sur und Esig sind Bremer Namen, die Esig sogar eine bedeutende Familie.

    • Literatur

      Nach den Camene; eine Biographie ist nicht vorhanden. Literaturnachweise bei Krey, Die Rostock’schen Humanisten (1817), und Krabbe, Universität Rostock, S. 270 ff. Beide schreiben Padus.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA