Lebensdaten
um 1420 – 1472
Beruf/Funktion
Humanist ; böhmischer Kanzler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 129058637 | OGND | VIAF: 45371077
Namensvarianten
  • Rabstein, Prokop von
  • Rabenstein, Prokop von
  • Procopius, Rabensteynus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rabstein, Prokop von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129058637.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1444 Catharina v. Wartenberg.

  • Biographie

    Seit 1437 war R. als Schreiber bei Ks. Sigismund, dann bei Friedrich III. tätig, wo er Freundschaft mit Enea Silvio Piccolomini schloß; dessen Rede auf dem Landtag in Beneschau (Benešov) 1451 übersetzte er ins Tschechische. Schließlich war er 1453-68 für Ladislaus Posthumus (1453–57) und den seit 1466 unter päpstl. Bann stehenden böhm. Kg. Georg von Podiebrad (Jiří z Poděbrad) als oberster Kanzler im Kgr. Böhmen tätig. R. versuchte, zwischen Enea Silvio (Pius II.) und Georg von Podiebrad zu vermitteln. Enea widmete Prokop trotz tagespolitischer Differenzen seinen Brieftraktat über das Glück (Brief v. 26.6.1444) und feierte ihn in einem seiner Gedichte.

  • Autor/in

    Karen Lambrecht
  • Zitierweise

    Lambrecht, Karen, "Rabstein, Prokop von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 75 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129058637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rabenstein: Procop v. R., Bruder des Vorigen, geb. um 1420. Nach gelehrten Studien trat er, ohne aber einen akademischen Grad erlangt zu haben, in die Laufbahn des Diplomaten ein, und zwar finden wir ihn Anfang der vierziger Jahre in der von Kaspar Schlick von Weißkirchen geleiteten römischen Kanzlei König Friedrich IV., in die er vielleicht noch in den Tagen König Albrecht II. neben seinem anderen Landsmann, Wenzel von Buchau, gelangt war. Sowie ein zweiter Genosse in der Kanzlei, Enea Silvio de' Piccolomini, dem er sich zu inniger Freundschaft verband und gewiß vielfache humanistische Anregung verdankte, schuf sich auch R. vielfache Verbindungen in dieser Stellung. Fleißig und tüchtig, wenn auch dem Piccolomini weitaus nicht gleich, überhaupt kein glänzendes Talent, dafür aber rechtlich, wolwollend und charakterfest, fand auch Procop sein Fortkommen. In der großen Gesandtschaft, die zu Beginn 1447 zu Rom die Aussöhnung der deutschen Nation mit Eugen IV. im wesentlichen zum Abschlusse brachte, befand sich auch Procop R.; bei der während ihres Aufenthaltes in Rom erfolgten Krönung Nicolaus V. führte er, wol damit auch ein Vertreter der czechischen Nation functioniere, des Papstes Pferd im Krönungszuge. Nach der Auslieferung des Albrechtiners Ladislaus Postumus an die Stände von Oesterreich, Ungarn und Böhmen übernahm Procop die Leitung der neu eingerichteten böhmischen Reichskanzlei als „cancellarius regni Bohemiae“, die er über seines jungen Herrn Tod hinaus factisch bis 1465 und nominell bis 1468 führte, während dieser Zeit an allen wichtigen Vorkommnissen in Böhmen und so mancher der Nachbarländer betheiligt und zu zahlreichen diplomatischen Missionen verwendet. R. war einer der Zeugen, als König Georg der katholischen Kirche die Aufhebung der Compactaten zuschwur (1458), er steht im Vordergrunde bei der Bewerbung des Königs um die deutsche Krone 1459 bis 1461, ihm ist bei der so wichtigen Gesandtschaft, die, März 1462, in Rom die Bestätigung der Compactaten erbitten soll, statt deren Aufhebung zu überbringen, die Rolle des Geschäftsleiters und zugleich des Vermittlers — Pius II. ist ja sein alter Freund Enea Silvio — zugemessen. Er fand aber für seine fruchtlosen|Bemühungen schlimmen Dank. Heimgekehrt wurde er der Lässigkeit in der Vermittlung beschuldigt; so wie seine strengkatholische Gesinnung auch auf dem Augusthoftage 1462 hervortrat, wurde seine Haltung in Rom, sein Verkehr mit dem Papste zum Anlaß, daß ihm der König in ungerechtem und unklugem Zorne sein Amt und die Freiheit nahm. Wiewol rasch wieder begnadigt und seiner Thätigkeit zurückgegeben, hat doch der feinfühlige Mann die erlittene unverdiente Kränkung nie vergessen. So gewissenhaft er auch sein Amt fernerhin versehen mochte: die Spannung zwischen R. und dem Könige blieb bestehen. Sie wuchs bei des Königs steigender Zwietracht mit der Mehrheit der Katholiken im Lande und dem päpstlichen Stuhle. Weit mehr als R. finden wir andere Männer, namentlich Benedict (Benesch) v. Weitmühl und die beiden Herrn Kostka v. Postupitz in diplomatischen Missionen verwendet, und die Staatsschriften, die 1465—1466, dann seit 1467 die Gesinnung und Haltung des Böhmenkönigs rechtfertigen sollten, sind von dem „geliehenen“ Landshuter Kanzler Martin Mair, dann von Georg Heimburg gearbeitet. Hierauf freilich mochte Rabenstein's unzulängliche Einsicht und Gewandtheit in solchen Dingen wesentlichen Einfluß haben. Aber noch 1467, gelegentlich der feierlichen Protestation des Königs gegen den Bannfluch Papst Paul II., und 1468, in diplomatischer Mission an König Mathias von Ungarn gesandt, heißt R. „Kanzler“. Sein Nachfolger war 1468, wenigstens vorläufig, der Propst Paul von Zderaz in Prag, später Ctibor Towatschowsky von Zinnenburg (Cimburg). R. war neben seinen beiden Brüdern Johann d. Aelteren und Johann d. Jüngeren ein Sohn Johann's II. von Rabenstein und der Juliane von Waldau. Aus seiner Ehe mit Katharina von Wartemberg stammte ein Sohn, Wenzel. Procop starb am 11. April 1472.

    • Literatur

      Palacky, Geschichte von Böhmen IV, 1. u. 2. Abth. — Palacky, Archiv česky II. — Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte unter Friedrich III. und Max I., Leipzig 1884, I. Bd.

  • Autor/in

    Bachmann.
  • Zitierweise

    Bachmann, Adolf, "Rabstein, Prokop von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 94-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129058637.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA