Lebensdaten
1880 – 1931
Geburtsort
Ohlendorf bei Salzgitter
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Jurist ; Diplomat
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Wassmuss, Wilhelm
  • Waßmuß, Wilhelm Heinrich
  • Waßmuß, Wilhelm
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Waßmuß, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139176.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus niedersächs. Bauernfam.;
    V Wilhelm, Landwirt in O.;
    M Auguste Bremer;
    jüngere Geschw;
    Bremerhaven 1920 Irma, T d. Andreas Luiken ( um 1923), Kaufm.;
    kinderlos.

  • Biographie

    Das bäuerliche, aber wohlhabende Elternhaus ermöglichte dem wißbegierigen und sprachbegabten W. den Besuch des Gymnasiums in Goslar. Nach dem Abitur 1900 studierte er bis 1904 Jura in Marburg, Berlin und Göttingen. Am Seminar für Oriental. Sprachen erlernte er das Arabische (1904 Referendarexamen u. Dipl. in d. marokkan.-arab. Sprache). 1905 wurde er als Dragomanatsaspirant (rechtskundiger Dolmetscher) in den Auswärtigen Dienst berufen. Er war zunächst am Konsulat auf Sansibar, leitete 1909 / 10 das Vizekonsulat in Buschehr, 1910–12 das Konsulat in Mombasa, 1913 / 14 wieder das Vizekonsulat in Buschehr. Erst mit der Entsendung an das Generalkonsulat in Kairo 1914, die wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr zustande kam, wurde er Dragoman. Eine Konsularische Prüfung legte er 1920 ab. Seine Tagebücher aus dieser Zeit, die sich in seinem Nachlaß befinden, bilden eine Quelle für die Außen- und Kolonialpolitik des Dt. Reichs in Afrika und im Mittleren Osten.

    Im Aug. 1914 faßte der Chef des Großen Generalstabs, Helmuth v. Moltke (1848–1916), den Plan zu einer umfassenden Revolutionsstrategie im Nahen Osten, den das Auswärtige Amt mit seinen Vertretern vor Ort umsetzen sollte. W. leitete die später nach Oskar v. Niedermayer (1885–1948) und Werner Otto v. Hentig (1886–1984) benannte Expedition, die in Kabul den afghan. Herrscher auf die Seite der Mittelmächte ziehen sollte. Er trennte sich im Jan. 1915 von dieser Mission, um in Schiras als Konsul tätig zu werden. Von dort aus wollte er pers. Stämme gegen die Briten aufwiegeln. Das Vorgehen war nicht von der Reichsleitung oder vom Großen Generalstab veranlaßt, dennoch wurde weder von Berlin noch von der dt. Botschaft in Konstantinopel etwas gegen W.s eigenmächtige Initiative unternommen. Mit seinen wenigen Begleitern geriet er Anfang März bei Bandar Rig (Buschehr, Iran) in einen Hinterhalt, wodurch die Briten in den Besitz der gesamten Ausrüstung, neben Propagandamaterial auch Karten, das Chiffrebuch und Namenslisten von im Orient aktiven Deutschen gelangten. Nur W. entkam und gelangte, entschlossen zu weiteren Aktionen, nach Schiras. Von der dt. Gesandtschaft in Teheran gedrängt, verzichtete er auf jeden amtlichen Charakter und agierte fortan, von der Hamburger Handelsfirma „Wönckhaus & Co.“ finanziert, auf eigenes Risiko. Tatsächlich gelang es W., einen pers. Stamm zu Überfällen auf das brit. kontrollierte Buschehr zu bewegen. Der Aufruhr band brit. Truppen, die schließlich Buschehr und Schiras besetzten. Vom Nachschub abgeschnitten, brach W. im März 1916 zu Fuß auf, um sich zu den dt.-türk. Truppen bei Bagdad durchzuschlagen. Von Räubern überfallen und marschunfähig verletzt, mittel- und hilflos lebte er abgeschnitten von der Außenwelt als Gast eines pers. Freundes. Bei dem Versuch, sich nach Kriegsende bis Teheran durchzuschlagen, geriet er in brit. Gefangenschaft. In den 1920er Jahren scheiterte erst ein Versuch, erneut im Auswärtigen Dienst Fuß zu fassen, dann ein landwirtschaftliches Projekt im Iran. 1931 kehrte W. nach Berlin zurück.

    Nach seinem Tod wurde versucht, W. als Gegenspieler des brit. Agenten T. E. Lawrence literarisch zu inszenieren. Seine abenteuerliche Expedition steht beispielhaft für eine insgesamt gescheiterte Kriegsstrategie. Zwar banden die Versuche, indigene Bevölkerungen zum Aufruhr zu bewegen, gegnerische Truppen, gemessen an den Zielen waren die Aktionen aber erfolglos.

  • Auszeichnungen

    |Gedenkstein, Konsul-W.-Str. u. Konsul-W.-Platz, Salzgitter-Ohlendorf.

  • Literatur

    |C. Sykes, W., „The German Lawrence“, 1936;
    D. v. Mikusch, W., der dt. Lawrence, 1937;
    H. Gröttrup, W. W., Der dt. Lawrence, 2013;
    S. M. Kreutzer, W. W., Ein dt. Lawrence, in: W. Loth u. a. (Hg.), Erster Weltkrieg u. Dschihad, 2014, S. 91–117;
    S. M. Kreutzer, in: V. Veltzke u. Ch. Becker (Hg.), Playing Lawrence on the other side, 2014, S. 171–80;
    Niedersächs. Lb. V (P);
    Biogr. Hdb. Auswärtiger Dienst;
    Nachlaß: Pol. Archiv d. AA, Berlin;
    StadtA Salzgitter.

  • Porträts

    |Photogrr. (Pol. Archiv d. AA, Berlin;
    StadtA Salzgitter).

  • Autor/in

    Martin Kröger
  • Zitierweise

    Kröger, Martin, "Waßmuß, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 451-452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139176.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA